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A. Das Hochstift Basel, insbesondere seine rechtsrheinischen
Gebiete bis 1789.
I. Die Entstehung des Bistums Basel.
Die Anfänge des Bistums Basel reichen zurück bis in die ersten Jahrhunderte
nach Christus. Ursprünglicher Bischofssitz war Kaiseraugst am Rhein oberhalb
Basels, das damalige Augusta Raurica, von dem vermutet wird, daß es keltischen
Ursprungs sei.1) Das hier von den Römern zum Schutz gegen Überfälle
gebaute Kastell fiel samt der Ansiedlung dem Alemannensturm des 5. Jahrhunderts
zum Opfer. Duchesne und Vautrey nennen als ersten Basler Bischof
Justinianus Rauricorum, der um das Jahr 346 gelebt habe.2) 3) Unbestritten dürfte
als brauchbares Zeugnis die Notitia Galliarum vom Jahre 400 nach Christus
angesehen werden, die ein Bild von der damaligen kirchlichen Organisation
Galliens gibt, und in der sowohl ein Castrum Rauracense wie auch die civitas
Basiliensium als Sitz eines Bischofs aufgeführt sind. Es wird angenommen, daß
es sich um ein und dasselbe Bistum handelt, und daß der Bischof von Basel
in den unruhigen Zeiten der Völkerwanderung es vorgezogen hat, sich im
befestigten Augusta Raurica aufzuhalten.4) Erst nach dem Jahre 620 nach Christus
, als die heidnischen Alemannen längst von den Franken besiegt und die
zerstörten Anfänge der Christianisierung wieder aufgebaut und weitergeführt
waren, hört man, daß ein Rachnarius als Augustanae et Basileae Episcopus genannt
wird.5) Duchesne berichtet — jedoch ohne Namensnennung —, daß der
älteste, geschichtlich sichere Bischof in der Gallusvita erwähnt wird bei Gelegenheit
eines Ereignisses des Jahres 614;6) jedoch ist in der Urkunde über das in
diesem Jahre zu Paris abgehaltenen Gesamtreichskonzil kein Bischof von Basel
genannt.7) 760/62 finden wir in dem darüber vorliegenden Nachweis, daß ein
Bischof Baldebert von Basel in der Gebetsverbrüderung von Attigny zu dieser
Zeit teilgenommen hat.8) Trouillat berichtet aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts
, daß sich Bischof Hatten oder Heito von Basel, der auch Abt von
Reichenau war, unter den Räten Karls des Großen befunden habe. Er begab
sich in diplomatischer Mission nach Konstantinopel und wurde auch später
mehrfach zur Erledigung zwischenstaatlicher Aufgaben an fremde Regentenhöfe
1) Rohr: a. a. O. S. 6.
2) Duchesne: a. a. O. S. 17.
3) Vautrey: a. a. O. S. 1.
4) Rohr: a. a. O. S. 7.
5) Trouillat: Monuments de l'histoire de l'ancien eveche de Bäle, Bd. 1, S. 44.
Auszug ex vita S. Eustasii. Vgl. auch die Vita Columbani, lib. II, c. 8, S. 123 in
MG Scriptores und E. Folietete „Ragnachaire, moine de Luxeuil, eveque de Bäle" in der
Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte XLIV, Jahrgang 1950, Heft 4, S. 290—292.
e) Duchesne: a. a. O. S. 17 „. . . Apres lui, — (Justinianus 346) — le plus ancien
eveque bien certain est mentionne dans la vie de Saint Gall, ä propos d'un evenement de
l'annee 614".
7) M. G. Concilia I S. 185 ff.
8) M. G. Capit. I S. 221.
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