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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0024
bestätigen, suchten aber später diese Gunst als „überflüssige Förmlichkeit"
nicht mehr nach und nahmen bis 1648 nur noch, vergleichsweise zu reden, die
Stellung von Ehrenmitgliedern des Reiches ein.

Im Jahre 1500 war so der Hochrhein, wie geschildert, beinahe auf seinem
ganzen Laufe zur Staatengrenze geworden; unsicher war nur noch das Schicksal
der drei großen städtischen Brückenorte Konstanz, Schaffhausen und Basel,
deren Sympathien für Kaiser oder Eidgenossenschaft während des Schwabenkrieges
recht geteilt waren und eine Entscheidung verlangten. Bei allen drei
Städten fiel sie im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts; Konstanz blieb beim
Reich, während Basel und Schaffhausen sich mit ihren weiten rechtsrheinischen
Besitzungen der Schweiz anschlössen. Nachdem die Schweizer im Jahre 1460
den Thurgau als Gemeine Vogtei erobert hatten, bemühten sie sich in der
Folgezeit lebhaft um die Gewinnung der wichtigen Rhein- und Seestadt Konstanz
. Späterhin zerschlugen sich die Verhandlungen, die den Anschluß der
Stadt an die Schweiz zum Ziele hatten, einmal weil die Landkantone der Eidgenossenschaft
jedem städtischen Zuwachs abgeneigt waren, zum andern, weil
Konstanz im Bewußtsein seines Wertes so hohe Forderungen für seinen Eintritt
in den Bund stellte, daß die Schweizer schließlich darauf verzichteten. Andererseits
wandte das Haus Habsburg der freien Reichsstadt seine besondere Aufmerksamkeit
zu. Der Besitz der Brückenstadt Konstanz war das nächste Ziel,
das sich die österreichischen Erzherzöge steckten, nachdem sie die nördlich des
Bodensees gelegene schwäbische Landvogtei und die Landgrafschaft im Hegau
gewonnen hatten. Dieses Ziel erreichten die Hlabsburger auch, als Konstanz in
verhängnisvoller Weise in den Kämpfen der Reformationszeit für die neue
Lehre Partei ergriff, obschon besonders Zürich bei den Miteidgenossen immer
wieder auf die hohe Bedeutung des wichtigen Rheinüberganges hinwies und
seine Einverleibung in den Bund forderte. Als Konstanz im Jahre 1548 den
Kampf, den es zusammen mit den reformierten Fürsten und Städten gegen
Kaiser Karl V. führte, nicht einstellen wollte, verhängte dieser die Reichsacht
über die Stadt und ließ sie durch spanische Truppen erobern. In seiner großen
Not wandte sich Konstanz nun um Hilfe an die Schweizer. Während Zürich
die erbetene Unterstützung ablehnte, sandte Bern ein „Fähnlein" von 1 000
Mann und ein „Banner" von 6 000 Mann. Bevor aber diese Truppen eingreifen
konnten, hatte sich Konstanz schon dem Kaiser unterworfen; die evangelischen
Prediger mit ihren Frauen und 200 Bürger, die von der neuen Lehre nicht
lassen wollten, mußten die Stadt verlassen, die Reichsunmittelbarkeit wurde
ihr entzogen, und aus der Reichsstadt wurde von nun an eine österreichische
Landstadt. Der Berner Chronist Michael Stettier aber fügte der Schilderung
dieser Ereignisse die bitteren Worte hinzu: „Der Kaiser vermocht soviel, daß
dafürhin die Eidgenossen sich der bemeldeten von Costenz entschlugen und sie
hilflos, alle und jede des Kaisers ihnen vorgeschlagene Friedensmittel anzunehmen
, verursachten. Viel der Fürsichtigsten gespüreten wohl, was einer Eidgenossenschaft
an Costenz gelegen; sie wußten, wie oft und mit was großer,
vergebener Arbeit ihre Altvorderen diese Stadt auf ihre Seiten zu bringen versucht
hatten. Die Ungleichheit der Meinungen aber war so groß, daß der meiste
Teil der Weltweisen ihr eigen Glück und Unglück voneinander nicht unterscheiden
konnten." In der Tat bereuten es die Schweizer in späteren Jahrhunderten
aufs Heftigste, daß sie sich die Gelegenheit zur Abrundung ihres Besitzes
am Rhein so leicht hatten entgehen lassen, selbst auf die Gefahr hin, mit dem
Kaiser Krieg führen zu müssen. Im Jahr 1799 setzte das Liebeswerben der Eidgenossen
um den Besitz der Stadt erneut ein, als der Kanton Thurgau durch
Napoleon geschaffen wurde. Die damalige Helvetische Republik beanspruchte

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