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Landes" vor den Jurapässen zur Aufnahme als ein bevorzugtes Bundesglied.
So trat Basel denn im Jahre 1501 zur Schweiz. Der Anschluß Basels an die
Eidgenossenschaft bewahrte die Stadt vielleicht davor, in den kommenden Jahrhunderten
des Vordrängens der französischen Großmacht gegen den Rhein dem
Schicksal Speyers, Mannheims und Breisachs zu verfallen, wenn sie auch damit
auf die Teilnahme am Leben eines Großstaates und auf die politische Macht,
die ihr durch ihre Lage hätte werden können, endgültig verzichtete. Der Gewinn
Basels durch die Schweizer aber ist ein Zeichen ihres unzweifelhaft feinen
militärischen Instinktes und ihres unbeugsamen Machtwillens am Ausgang des
Mittelalters, dem man an allen politisch bedeutsamen Punkten' im Hochrheingebiet
begegnet. Die Eidgenossen hatten hier in Basel, wie der Chronist sagt,
„den Schlüssel empfangen, mit dem sie ihr Land abschließen konnten."
Trotz der politischen Grenze, die von nun an das Flußgebiet der Wiese von
ihrer Mündung im Rheinknie abschnitt, blieb Basel für das Markgräflerland
einfach „d i e Stadt", der geistige und kulturelle Mittelpunkt. Unzählige Beziehungen
wurden im Laufe der Jahrhunderte vom Land zur Stadt und von
der Stadt zum Land geknüpft über die Grenzlinien hinweg, deren ganzer
Widersinn im gegenseitigen Geben und Nehmen geistiger wie materieller Güter
offenbar wurde. Sund- und Breisgau waren wie das Markgräflerland gleichsam
ein „Brotkasten" und ein „Weinkeller" für die Stadt. Zahlreich waren die Güter
Basler Bürger im Markgräflerland, ausgedehnt die klösterlichen Besitzungen
wie diejenige des Klosters St. Alban im Lörracher Bann, wo auch das Basler
Domstift Reben am Hünerberg besaß, während Istein und Schliengen bis 1803
zum politischen Gebiet des Bischofs von Basel gehörten. In Freud und Leid
nahmen die alemannischen Lande am Rhein aneinander Anteil, feierten gemeinsame
Feste oder halfen sich in Zeiten wirtschaftlicher oder kriegerischer
Not. Von jeher waren die in der Stadt Basel gefeierten Feste, insbesondere die
Schützenfeste, für die angrenzenden Landschaften der Anlaß, alte Bande zu
erneuern und neue Beziehungen zu knüpfen. So erwähnt der Chronist Michael
Stettier ausführlich das „freundliche Gesellenschießet", das in der Rheinstadt
am. 2. Juni 1605 abgehalten wurde und zu dem außer den Eidgenossen alle
nächstbeheimateten Freunde aus den vorderösterreichischen Gebieten, aus den
Landen des Herzogs von Württemberg und des Markgrafen von Baden erschienen
. Das gute Verhältnis zwischen der Schweizer Eidgenossenschaft und
dem Markgräflerland fand seine Krönung in dem Bündnis, das im Jahre 1612
zwischen beiden abgeschlossen wurde. Markgraf Georg Friedrich von Baden-
Durlach schickte seine Gesandten nach Bern und Zürich, die Eidgenossen die
ihrigen nach Durlach, wo sich die beiden Partner gegenseitig den Bundesschwur
leisteten. Und in der Chronik steht bei Erwähnung dieses feierlichen Ereignisses
: „Den Gesandten respektive ward große Zucht und Ehr bewiesen, sowohl
in der Markgrafschaft Baden als in der Eidgenossenschaft mit Entgegenziehen,
Losbrennung des groben Geschützes und herrlichen Gastereien". In den Raubkriegen
des 17. Jahrhunderts war die Stadt Basel immer wieder der Zufluchtsort
, wohin zahllose Markgräfler ihr Hab und Gut in Sicherheit brachten. In
den Jahren 1623 und 1624 schien Basel allerdings auch selbst bedroht zu sein,
als die ganze badische Markgrafschaft nach dem Siege Tillys bei Wimpfen bis
vor die Tore der Stadt von den kaiserlichen Truppen besetzt wurde. Die Eidgenossen
befürchteten eine Ausdehnung der kriegerischen Handlungen auf ihr
Land, und „es erwecket solches bei ihnen mancherlei Nachdenken", wie der
Chronist sich ausdrückt. Die Basler schilderten denn auch den Miteidgenossen
ihre bedrängte Lage gegenüber den zahlreichen fremden Truppen in ihrer
nächsten Nachbarschaft in den schwärzesten Farben und wollten auf der Tag-
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