Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0029
Müller Grether für die Kaiserlichen gebacken werden, ein Wagen ging spurlos
verloren, Frucht mußte nach Basel geliefert werden, Heu, Butter, Kerzen, Öl,
Branntwein, Zucker, Hufeisen, Hafer, alles konnte der „fiscus" brauchen. Als
gar Freiburg belagert wurde, mußte die ganze Bürgerschaft Schanzarbeiten verrichten
, wobei sich nur Martin Sütterlin ausschloß, der darob eine Strafe über
sich ergehen lassen mußte. Da wundern wir uns nicht, wenn jährlich Leute,
die die Genehmigung zu „kolligieren" hatten, von der Gemeinde unterstützt
werden mußten. Einem dieser Armen hatten die „Barbaren" die Zunge abgeschnitten
, einem andern waren die Beine abgeschossen worden. Jerg Rotzler
und Claus Scherer waren in „Gnad und falliment" und dem „arbeitseligen
Menschen" Joh. Roth mußte ein Unterschlupf gewährt werden. Kamen dann
zu den „Kriegserpressungen" noch Wetterschäden (z. B. 1714), so waren die
„Refugien" gering. Gemeinderechner (Schaffner) zu sein, war daher schon
damals ein dornenvolles Amt, und nur wenige konnten länger als ein Jahr
die Würde tragen, die weit eher eine Bürde war. Es war gewiß nicht leicht,
einen gefälligen Jahresabschluß zu erzielen, wenn z. B. 1713 das Gesamtvermögen
der Gemeinde aus nur „1 Apfelbaum im Dorf stehend, welcher aber
ganz verdorben und keinen Rappen wert ist", bestand. Daher mußten alle
Auslagen aus Umlagen bestritten werden, und die 3 fl, die Schallbach jährlich
an Wittlingen zu zahlen hatte, wurden nie einzuziehen vergessen.

Später waren die Gemeindefinanzen allerdings gesünder (Jerg Klaiß vermachte
sein Vermögen der Gemeinde), und man hielt eine Hebamme, die
zum Unterricht nach Lörrach ging, kaufte ihr auch einen Hebammenstuhl;
man konnte um 800 fl von Martin Sütterlin ein Schulhaus kaufen, das bald
darauf fast ebensoviel an Reparaturen erforderte. Die alte kleine Kirche im
Kirchhof wurde abgerissen, ebenso die Pfarrscheuer und ein Schöpf lein neben
der Kircbentür; ein neues Gotteshaus, das jetzige, wurde errichtet, 4 Kirchenstühle
wurden angeschafft, das Bürgerhäuschen mit der „gemeinen Stube"
wurde ausgebessert und schließlich konnten Glocken gekauft werden. Und
dann die Uhr! Von 1728 an waren fast jährlich Reparaturen notwendig, einmal
ließ man sogar „des Herrn Pater Pröpsten Uhren-macher" von Bürgeln kommen
und schloß mit ihm einen Vertrag. Jährlich brauchte der Lehrer für „Salbung
der Uhr und der Glocken" 18 kr, und oft mußten der Seiler von Basel
und Schmied Rotzler wegen „des Geläutes" bemüht werden.

Von größter Bedeutung waren auch die Brunnen, deren Wasser — wie
auch das Frohnvieh und die Handfröhner — von „Doctori und Phisiko" 1753
untersucht wurde und deren Instandhaltung jährlich wiederkehrende Reparaturen
erforderte. Über dem „Gug Bronnen" bei Brenneisen brachte man ein
Schutzdächlein an, Pfarrbrunnen und „läufiger Brunnen" bereiteten manche
Sorge. Sicher zur Freude des Gemeindeschaffners erschien dann eine jährliche
Einnahme für Bronnenscharrete (Dung) von 5 kr. Die Rechnungslegung hierfür
beanspruchte eine ganze Seite feinsten Papiers!

Demnach gab es auch geruhsame Zeiten, und ein gar liebliches Bild mögen
die Linden am Weiher, die weidenden Rinder auf der Nachtweide und die
Maulbeersträucher auf dem Kirchhof geboten haben.

Das bedeutendste Ereignis in Friedensjahren war wohl die jährliche Kirchen
- und Schulvisitation durch den Herrn Spezial (Mauriti und später Hitzig).
Dann konnten die Buben und Maidli zeigen, was sie in Geometrie, Mechanik,
Handfertigkeiten und besonders in Bibl. Historie gelernt hatten bei ihrem
tüchtigen Lehrer Brief. Der Pfarrer durfte dann den „Gestrengen" im Pfarrhaus
bewirten und dafür von der Gemeinde 2 fl und 1 Pfd. Butter in Empfang

26


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0029