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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-02/0029
Hausens die Erneuerung des Lehenbriefs.22) An Schenks Stelle trat der Wiechser
Matthias Knecht, der für die Mühle einen Kaufpreis zahlte von
2900 Pfund. Aber schon nach zwei Jahren, im Heuet 1741, stirbt Knecht, erst
36jährig, und die Mühle geht um 2600 Pfund an den Müller Fritz Sturm
von Steinen über.23) Der hatte viele Händel, mit dem Amtmann in Basel, mit
dem Pfarrer im Kloster, mit der Gemeinde, mit den Bauern, und selten wai
einer, der ihm ein gutes Zeugnlis ausstellen wollte. Den tieferen Grund dieser
fortwährenden Auseinandersetzungen gibt Sturm selbst an: Er wolle nicht, wie
seine beiden Vorgänger, auf der Lehenmühle verderben, sondern er habe
versucht, das Werk in guten Stand zu bringen; so habe er neben der Kauf-
summe nicht weniger als 2100 Pfund an Bau- und Reparaturkosten aufgewendet
. Er reutete auf eigene Faust Wald aus und schlug das Reutfeld zu
seinen Gütern. Ohne erst um Erlaubnis zu fragen, entnahm er dem st. bla-
sischen Walde Holz zur Ausbesserung des Mühlengeschirrs. Bei solchen und
ähnlichen Gelegenheiten scheint er sich zuweilen in seiner Schätzung
etwas geirrt zu haben; der Vorteil lag mindestens immer auf seiner Seite.
Dien ihm nachteiligen Lauf des Baches korrigierte er, indem er ihn in eine
mehr gerade Richtung brachte. Aber das gereichte seinen Anliegern in dei
Lehmatt und im Moos und dem Zustand der Straße nach Steinen wieder zum
Nachteil; diese mußte nun des öfteren Weg und Bachbett zugleich sein. In
der Ausübung seines Gewerbes machten ihm die Einwohner von Weitenau,
Schillighof, Hofen und Schlächtenhaus den Vorwurf des betrügerischen Mehlwägens
. Das hatte zur Folge, daß Weitenauer und Schillighof er Bauern in
den Mühlen von Wieslet mahlen ließen, ungeachtet ihrer Verpflichtung zur
Zwing- und Bannmühle des Klosters Weitenau. Das Röttier Oberamt konnte
die Anzeige Sturms nicht einfach abweisen und drohte den Widerspenstigen
und den Wiesleter Müllern im Wiederholungsfall mit empfindlicher Geldstrafe.
Zugleich wurde aber die Mühle in amtliche Kontrolle genommen,
um festzustellen, ob der Vorwurf falschen Gewichts zu Recht bestehe. Es ist
daher nicht verwunderlich, daß nie ein Einwohner des Weitenauer Kirch-
sprengels als Götti oder Gotte in der Klostermühle zu finden ist. Eine gründliche
Nachschau war die Folge von Sturms eigenmächtiger Reutwirtschaft.
Vielleicht War diese Eigenmächtigkeit aber auch nichts weiter als der einzige
rettende Ausweg, aus dem unslinnig schwerfälligen Instanzenzug herauszukommen
und den Erfolg davonzutragen, indem die st. blasischen Amtsstufen
einfach vor die vollzogene Tatsache gestellt wurden. Im April 1767 erschien
der Pater Renovator Gualbertus Steurer, ging mit Zeugen sämtliche
weitenauischen Klostergüter ab und stellte fest, daß erhebliche Stücke dei
Waldungen davongezogen worden waren, obwohl große Marksteine mit Zeichen
und Zahl B(robstey) W(eitenau) 1589 die Besitzungen des Gotteshauses
deutlich genug bezeichneten. Es handelte sich insbesondere um die Waldungen
am Hafnet, um den St. Peterswald, die Klosterhalde, den Stoffelberg,
8 Jucharten am Steinenberg, die Reifhalde, den Glaserberg und das Leiseholz.
Sturm war bereits mit seinen Forderungen klar herausgerückt. Er verlangte
jährlich 10 Klafter Brennholz für Hausbrand und Haberdörre und das
nötige Holz zum Wasserbau; außerdem sollten die ausgereuteten Felder zum
Mühlenlehen geschlagen werden, wofür er innert 4 Jahren im Ganzen 2000
Pfund bezahlen oder neben 1000 Pfund derselben Zeit einen jährlichen
Zusatzzins von 20 Pfund entrichten wollte. Der Bürgler Propst A1 o y s
M a d e r und der Pater Renovator waren es zufrieden und erwirkten auch

22) GLA 11/522. 1723 September 1. — Spezialakten Weitenau, Conv. 1; 1736.

23) Ebenda. 1739. Januar 25. — Kirchenbuch der Pfarrei Weitenau.

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