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Mit den Bürgern hatten auch die Hintersassen den Huldigungseid abgelegt,
die im Land beheimatet waren, also als „L a n d e s k i n d e r" galten. Die
„ausländischen" Hintersassen legten am 1 5. August dem Oberamt
nach vorgeschriebener Formel das Handgelübde ab. Am gleichen Tag
wurde die Huldigung der am Huldigungstag zur Bewachung der Dörfer
zurückgebliebenen Bürger nachgeholt; auch sie erhielten die ihnen zustehende
„Verehrung" an Wein und Brot. Renovator Sick von Britzingen und
Landkommissarius Iselin von Müllheim, die sich am 13. August verspätet
hatten, wurden ebenfalls vom Oberamt in Pflichten genommen.
Die in der Herrschaft wohnenden Juden wurden darauf hingewiesen,
daß sie auch der neuen Landesregierung Gehorsam schuldig seien und ausdrücklich
ermahnt, sich künftighin gegen die hohe Landesobrigkeit stets so
aufzuführen, daß ihnen der Schutz in diesen fürstlichen Landen noch ferner
gestattet werden könne.
In Lörrach.
Am 13. August, dem Tag der allgemeinen Erbhuldigung, war Geh. Hof rat
und Landvogt von Leutrum, von Lörrach kommend, in M ü 11 h e i m
eingetroffen, um als oberster Beamter der Herrschaften Sausenberg-Rötteln
Seiner Hochfürstlichen Durchlaucht zu melden, daß in den ihm anvertrauten
Ämtern alles zur Huldigung bereit sei und um weitere Befehle zu vernehmen.
Am nächsten Tag machte er im Gefolge des Markgrafen die weitere Reise
mit. Bei Schliengen wurde die Badenweiler Kavallerie verabschiedet und
nach Hause geschickt.
Als man durch den Bischöflich Baseischen Ort Schliengen kam, war
ein Teil der Bürger in Reihen aufgestellt. Sechs Böller wurden dreimal abgefeuert
. Der daselbst wohnende Obervogt von Neveu bewilkommnete
Seine Durchlaucht. Für den freundlichen Willkomm dankte dieser dem Sprecher
und lud ihn für den nächsten Tag zum Mittagessen nach Lörrach ein.
Bei der Ankunft auf der Höhe des Schliengener Berges wurden sechs Schuß
aus Böllern gelöst, welche das Oberamt Rötteln vornehmlich in der Absicht
aufgestellt hatte, um bei dieser Gelegenheit „einen solennen Actum Jurisdic-
tionis" auf diesem Bischöflich Baselischen Territorium auszuüben.
Hier empfing die gesamte Röttelsche Dienerschaft den Landesherrn; ebenso
waren zwei Kompagnien Landreiter, bestehend aus etwa 120 Mann mit
Standarten, Pauken und Trompeten aufmarschiert. Die Offiziere waren gut
gekleidet. Die Gemeinen hatten weiße Röcke mit roten kleinen Kragen und
Aufschlägen, auf den Hüten rot und orangefarbene Kokarden. Die Reiter
geleiteten den fürstlichen Reisezug bis Lörrach.
Im Dezember 1739 erkundigte sich die Behörde in Karlsruhe beim Oberamt
Rötteln nach dem Verbleib von vier zeugenen Röcken mit roten Aufschlägen
, die für die Rötteler Reiterei angeschafft worden waren. Die Erhebung
ergab, daß diese und sieben weitere für die Trompeter und Tambours
angeschafften Röcke bei dem während der Huldigung herrschenden Regenwetter
dermaßen verdorben wurden, daß alle elf Röcke kaum noch elf Gulden
wert gewesen wären; man habe sie Basler Musikanten, Trompetern und Tambours
, die beständig darum gebeten hätten, geschenkweise überlassen; ihren
Bitten habe man Gehör geschenkt, zumal auch hohe Stellen dies empfohlen
hätten.
Oberhalb des Schliengener Berges fand sich der Baselische Stadthauptmann
S t ä h e 1 i n ein, um im Namen des Dreizehner-Rats zu Basel den Fürsten
zu seiner glücklichen Ankunft im Land vorläufig zu beglückwünschen und
zugleich in Erfahrung zu bringen, wann es Seiner Durchlaucht gefällig sein
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