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treuer Fürst Karl ist tot, wodurch zugleich die Krone von unserem Haupte,
der Vater vom Vaterland, eine Säule vom Römischen Reich, die Stütze vom
Hochfürstlichen Haus Baden gefallen". Nachdem aber die Landesadministration
und Obervormundschaft auf Seine Hochfürstl. Durchlaucht gefallen sei, sei die
fürstliche Dienerschaft getröstet und erfreut, da sie von dessen Person bereits
Proben habe einer extraordinären Sorgfalt, höchst löblichen Administrationseifers
zur wahren Gerechtigkeit, auch sonderbaren Applikation (Eifer) für des
Landes Wohlfahrt und Besten. In seinem Zimmer soll er mit großen goldenen
Buchstaben an die Wand geschrieben haben: Bonus princeps, nihil differt
ä bono patre (Ein guter Fürst unterscheidet sich in nichts von einem guten
Vater). Sie zweifeln nicht, daß Seine Durchlaucht diese Worte zum Leitspruch
führen werde und für das ganze Land und sämtliche Einwohner ein getreuer
Vater sein wolle. Sie fügen noch diese Worte hinzu: Vobis pia corda sacramus
(Euch weihen wir fromme Herzen). Zum Schluß erflehte er den Segen Gottes
für Seine Durchlaucht den Landesadministrator, für die verwittibte Landesmutter
, den Landesprinzen und sämtliche Prinzen des fürstlichen Hauses.
Fürst, Präsident und Geh. Sekretär zogen sich zurück und überließen die
weitere Vereidigung den Oberbeamten. Zuerst wurde das „Ministerium"
(Geistliche) und die „Schuldienerschaft" im Beisein des Kirchenrats und Speziais
H ö 1 z 1 i n vereidigt. Landvogt von Leutrum hielt eine Ansprache und
stellte ihnen vor, warum man sie hierher bestellt habe. Landschreiber Süß
verlas wörtlich die vorgeschriebenen Eidesformeln, und auf Befragen, ob sie
solchem allem strikte nachkommen wollten, antworteten sie mit: Ja! Sie
leisteten nun die Handtreue und legten dann den wirklichen Eid ab. Daraufhin
konnten sie abtreten, und die Forstknechte traten ein. Im Beisein des Forstamts,
vertreten durch Kammerrat und Forstverweser B i s c h o f f, wurden sie in
Eid und Pflicht genommen. Zum Schluß huldigten die übrigen weltlichen
Diener wie Hofküfer, Hofgärtner, Portner (zu Basel), Kasten-, Reb- und
Mattenknechte.
Für die Huldigung der Tausende von Bürgern waren sowohl der Land-
vogteihof als auch der Platz vor dem Rathaus nicht geräumig genug. Man
hatte daher den Burgvogteihof ***) dafür ausersehen.
Während der Vereidigung der Beamten im Landvogteihaus marschierten
auf dem Burgvogteihof die aufgebotenen Dorfschaften auf. In einem mit zwei
Pferden bespannten Wragen fuhr Geh. Rat und Präsident von Üxküll in
Begleitung des Geh. Hofrats und Kammermeisters von Gemmingen und
des Geh. Referendars B ü r c k 1 i n an den Schauplatz des feierlichen Staatsaktes
. Ihnen folgte bald darauf in seinem mit 6 Pferden bespannten Wagen
Markgraf Karl August. Voraus ging der fürstliche Trompeter, hinter dem
Wagen schritten die Heiducken, Lakaien, Forstknechte, dann die gesamte
Röttelsche Dienerschaft; zu ihnen gesellten sich die Basler Beamten: Archivar
Drollinger und Registrator L a i b 1 i n. Zu beiden Seiten des fürstlichen
Wagens gingen die Edelknaben, der Adjutant, der Stallmeister und die
Kavallerie. Vom Landvogteihaus bis zur Burgvogtei stand das Fußvolk der
Miliz mit fliegenden Fahnen, klingendem Spiel und Musik. Die Kavallerie
begleitete den Fürsten unter Trompeten- und Paukenschall bis auf den Huldigungsplatz
.
Bei der Ankunft der Prozession kam Präsident von Üxküll die Treppe
des Burgvogteihauses herunter und geleitete seinen fürstlichen Herrn sofort in
das Zimmer, worin ein schwarzüberzogener Arm- und Lehnsessel stand. Die
Infanteristen und Kavalleristen traten weg, stellten an einer vorher bezeichne-
***) hinter der Stadtkirche.
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