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Herzoge von Zähringen der Ansicht des Papstes über die Besetzung der deutschen
Bischofsstühle zustimmten und im Gegensatz zu Kaiser Heinrich IV.
standen, wurden die alemannisch-schwäbischen Lande dreimal von den kaiserlichen
Heeren grauenhaft verwüstet. Damals hat sich der Konstanzer Bischof
Gebhard, ein Sohn Herzog Bertholdsl. von Zähringen, zeitweilig nach St.Blasien
und zu seinem treuen Freund Werner von Kaltenbach auf dessen Burg bei Kan-
dern geflüchtet. So entflohen manche Adelige, die besonders in den Streit hineingerissen
wurden, der Unruhe und dem Unfrieden und dem Haß der Welt
und suchten nichts anderes als den Frieden in der Stille eines Klosters. Die
Klöster aber, welche solche weltflüchtigen Menschen wählten, waren nicht die
alten Reichsabteien wie St. Gallen und Reichenau, auch nicht die schon lange
bestehenden Klöster wie St. Trudpert oder Säckingen (ersteres um 605 gegründet
und dann um 902 durch Graf Liutfried und seinem Sohne erweitert
worden. Letzteres war als Doppelkloster zwischen 500 und 600 entstanden).
Die Gottsucher klopften um 1100 vor allem an die Pforte der Klöster Hirsau
und St. Blasien. St. Blasien war zuerst nur eine Einsiedelei — die Albzelle,
und erfuhr um 950 eine Umwandlung des hölzernen Einsiedlerhäusleins in ein
Kloster mit Mauern und mit der Ordensregel des hl. Benediktus durch die
Bemühungen eines Freiherrn von Seidenbüren im Zürichgau. Wegen der
Reliquie des hl. Märtyrerbischofs Blasius, die vom Kloster Rheinau geschenkt
worden war, erhielt die Albzelle den Namen St. Blasien.
Die Auslegung und Handhabung der Ordensregel St. Benedikts holte
St. Blasien im 11. Jahrhundert aus dem oberitalienischen Kloster Fructuaria,
wo ähnlich wie im burgundischen Kloster Clugny der Geist des Ordensstifters
in Gebet und Gottesdienst, Handarbeit und Studium durchdrang. Durch den
hl. Wilhelm holte Hirsau in Clugny die Frömmigkeit und die Konsequenz der
Clugniazenser in viele deutsche Klöster. Wie Hirsau eine Schule treuer Klosterzucht
im Nordschwarzwald war, wurde St. Blasien Vorbild und Schule im Südschwarzwald
. In dieses in die dunklen Wildungen des tiefsten Schwarzwaldes
verborgene Kloster zog es um 1100 viele aus unserm alemannischen Adel. So
verließ Freiherr Werner von Kaltenbach, der dem flüchtigen Bischof Gebhard
Obdach gewährt und aus dessen Mund und Schicksal den Hader der Welt
genug kennen gelernt hatte, seine Burg Kaltenbach bei Kandern und trat mit
seinen Söhnen Werner und Wipert ins Kloster St. Blasien und fand dort,
was die Welt nicht geben konnte.") Auch seine Frau Ida und Tochter gingen
ins Kloster Berau bzw. Sulzburg. Berau war von Herrn von Berau gestiftet
worden, der selber Mönch wurde;3) ein Herr von Osenberg wurde glücklich
hinter den Mauern St. Blasiens. Selbst der Graf im Breisgau, Markgraf Hermann,
hatte das Schwert des Grafen mit dem Hirtenstab über die Herde des Klosters
Clugny vertauscht. Diese Flucht aus dem Gezänke in den Frieden Gottes war
auch die Ursache, welche den Freiherrn Walicho von Waldeck bestimmte, im
Frühjahr 1113 den größten Teil seiner Güter St. Blasien zu schenken. Unter
diesen Gütern wird auch Hepschingen und Schönau genannt. Walicho nahm
das Ordenskleid und wurde ein Vorbild für alle im Kloster durch seine edle
Bescheidenheit und seinen Gehorsam. Im Sommer desselben Jahres schenkten
auch Eberhard von Eistatt und sein Bruder Burkhard das Viertel ihres Erbgutes
in der Au Scönnowa und die Hälfte dessen, was sie von Adilgoz von
Werra erworben hatten, an St. Blasien. Eberhard, der aus seiner Ehe drei
Söhne hatte, die wie er dem Kloster wohlgeneigt waren, suchte und fand auch
2) Chronicon Burglense, S. 366 ff.
3) Gerbert Hist. N. S. I 304 ff.
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