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elsässischen Reichsstädte und sogar das rechtsrheinische Breisach. Nur Mülhausen,
das seit 1515 mit der Schweiz verbunden war, entzog sich Frankreichs Griff
und lag fortan einsam im französischen Gebiet vor der Öffnung der Burgundischen
Pforte. Im Jahr 1668 eroberte Ludwig XIV. dann auch noch die spanisch-
habsburgische Freigrafschaft Burgund, so daß Frankreich nun — mit Ausnahme
der württembergisch gebliebenen Herrschaft Mömpelgard — alle Landschaften
auf der Wasserscheide zwischen Rhone und Rhein, somit die Pforte selbst, beherrschte
. Frankreich hatte sein Jahrhunderte altes Streben nach den sog.
„natürlichen" Grenzen an diesem seinem am weitesten nach Osten vorspringenden
Grenzteil in die Wirklichkeit umgesetzt. Jura und Rhein waren auf breiter
Front erreicht. Der Westfälische Frieden gab das elsässische Grenzland in die
Hand des übermächtigen französischen Reiches. Auch die deutschen Einwohner
der seit 300 Jahren österreichischen Stadt Beifort in der Burgundischen Pforte
waren von nun an dem Druck der Verwelschung ausgesetzt. Auf welchen
Widerstand diese bei der artbewußten Bevölkerung stieß, können wir daran
erkennen, daß es noch im Jahre 1720 im „Staats- und Kriegstheatrum" des
Gabriel Bodenehr von „Befert, im Elsaß und zwar im Sundgau gelegen" heißt:
„Die Sprach darin ist teutsch und corrupt französisch". Deutsch wurde in der
Stadt und erst recht in ihrer ländlichen Umgebung noch bis ins beginnende
19. Jahrhundert gesprochen.
Nach der langen, trostlosen Kriegszeit, in der die Stadt und Festung Beifort
innerhalb vier Jahren allein fünf Belagerungen durchzumachen hatte, erhoffte
die Bevölkerung nun unter französischer Herrschaft wenigstens Ruhe und friedlichen
Wiederaufbau. Doch schon im Jahre 1653 rückte der Marschall de la Ferte
an der Spitze königlicher Truppen gegen Beifort, wo der Graf de la Suze, der
die Festung 1636 für Frankreich besetzt hatte, und der vom König mit der
Herrschaft Beifort belehnt worden war, auf der Seite der Fronde gegen
Ludwig XIV. kämpfte. Die Aufständischen mußten sich am 13. Februar 1654
ergeben, und der König übertrug nun die Herrschaft über Schloß und Stadt
seinem Prinzipalminister Kardinal Mazarin, dessen Erben sich später Grafen
von Beifort nannten. Nachdem nun der französische Großstaat in die Pforte
zwischen Jura und Vogesen und in ihr östliches Vorland eingedrungen war,
ließ Ludwig XIV. diese neue Position durch seinen Festungsbaumeister Vauban
sichern. Vauban sagte einmal zum König: „Nur einen Ort gibt es, der für die
Verteidigung des Elsaß günstig wäre . . . Hüningen". So wurde hier eine starke
Festung gebaut, die das linke Rheinufer und die dahinter liegende Burgundische
Pforte schützen sollte; sie wurde angelegt vor den Toren der Stadt Basel,
an der letzten Stelle, wo der Rhein noch mehr oder weniger einheitlich dahinfloß
, wo er am festen Ufer zugänglich und leicht zu überschauen war, an der
einzigen Stelle dieser Art, die damals in Frankreichs Händen war. Beherrschte
die Festung Hüningen nunmehr den Rhein und das Vorland, so beschlossen
Ludwigs Kriegsminister Louvois und Vauban im Jahre 1679 anläßlich einer
Besichtigung die Verstärkung und Befestigung von Beifort, das dadurch nun
erst recht zum Schlüssel der Burgundischen Pforte wurde. Vierzig Jahre lang,
von 1680 bis 1720 wurden 3000 Arbeiter aus Burgund, der Freigrafschaft und
dem Elsaß zum vollständigen Umbau der mittelalterlichen Befestigungsanlagen
eingesetzt; das Stadtbild wurde völlig verändert, gewaltige Werke und Kasernen
wurden gebaut und die Savoureuse, das Flüßchen, an dem Beifort liegt, nach
Westen abgeleitet, entlang den neuen Wällen der fünfeckigen Festungsanlage,
deren Grundriß sich in dieser Form bis zum Jahre 1903 erhalten hat. Verwaltungsmäßig
gehörte die Burgundische Pforte mit Beifort zum Gouvernement
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