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Wir wenden uns zunächst hinauf zur Kirche: Sie liegt schön über dem Dorf.
Das Schiff im Weinbrennerstil, jüngst erst renoviert und schön gelungen —
im Turm aber schlingt sich über alle vier Wände, selbst in die Leibungen der
Spitzbogenfenster hinein, ein Reigen von Gestalten und darunter stehen in
eindrucksvoller Haltung, ruhig und groß, Männer der Schrift und des Martyriums
. Die Fresken sind sehr gut erhalten und sind eine Sehenswürdigkeit.
Sie sind in ihrer Entstehung um das Jahr 1500 zu setzen, und man ist versucht,
sie in den Malerkreis um Konrad Witz in Basel zu setzen, wie auch jene in
der Michaelskirche in Schopf heim, die um 1440 entstanden, urkundlich dem
Maler Hans Stockert in Basel zugewiesen sind. Ein Sakramentshäuslein ist zur
Seite eingelassen; wir lesen die Grabtafel eines Geistlichen aus dem Jahre 1639,
der hier bestattet ist, und finden eine Votivtafel, die besagt, daß um 1720
die Herren von Rotberg baupflichtig sind, wie ihnen schon 1547 der Pfarrsatz
zusteht. Heute noch liegt die Unterhaltung der Kirche in mehreren Händen.
Die Mappacher schmunzeln, als wir darauf zu sprechen kommen. Neben diesen
Lehensherren ist seit 1334 auch St. Blasien hier begütert und 1412 treffen
wir auch die Johanniter im Mappacher Bann an.
Daß das Grab des Pfarrers im Turm der Kirche zu finden ist, ist ungewöhnlich
. Jedenfalls diente der Turmraum mit seinen wertvollen Fresken
der älteren Kirche als Chorraum. Er blieb beim Neubau des Langhauses stehen;
die Weinbrennerschule verzichtete auf den Chor und stellte den Altar ins
Schiff vor das Angesicht der Gemeinde. Ein Ausfluß des Rationalismus.
Die Herren von Rötteln sind um 1100 Grund- und Lehensherren von
Mappach geworden. Sie gaben dem Basler Rittergeschlecht der Münch von
Landskron das Dorf Mappach als Lehen aus. Später treten die Herren von
Rotberg an deren Stelle. Ein Bauernhof, der nahe der Kirche steht, ein Fachwerkbau
mit schön geschwungenem geschnitztem Gebälk und einem reizenden
Vordach über der ursprünglich von beiden Flanken her betretbaren Treppe
zum kleinen Türvorplatz, eine große Hofreite lassen uns in ihm den Meierhof
der Münch und der Rotberg vermuten. Am Nachmittag wird unsere
Vermutung bestätigt.
Wir stehen wieder auf der Poststraße, die von Lörrach herkommt, über
die Lücke steigt und über Rümmingen und Schallbach nach Mappach zieht,
um dann über die Kaltenherberge und den Schliengener Berg im bischöflich
Baselischen Dorf Schliengen das Rheintal zu erreichen. Da brauchen die Frachtfuhrwerke
und die Postwagen Vorspann, und den finden sie schon im Postgasthaus
in Mappach und nicht erst in der Kaltenherberge, wo der Posthalter
Reinau wohl viele Pferde für diesen Zweck bereithält, aber wieder nicht so
viele, daß er den lebhaften Verkehr allein bewältigen könnte. Da ist es gut
und nützlich, daß das Postgasthaus in Mappach und der „Ochsen" in Eimeidingen
, wo die Roth sitzen, ebenfalls mit Vorspannpferden mitarbeiten. Wo
früher ein lebhafter Verkehr der kommenden und weiterziehenden Fuhrwerke
, der Reisenden und Fuhrleute, der Knechte und Mägde herrschte, gähnen
heute die großen Höfe und bedrückt die Stille, die in ihnen und in den
Gebäuden herrscht. Ein ehemaliger Großhof eines „Herrenbauern", der durch
großzügige Lebensführung bankrott wurde, ließ einen kleinen Bauteil zurück,
der durch seine Inneneinrichtung von ehemaligem Stolz und Überheblichkeit
zeugt. Schön als Fachwerkbau ist auch das alte Schulhaus.
Um 1618 zählten die waffenfähigen Männer des Dorfes Mappach
zum Tannenkircher „Fähnlein", dessen Hauptmann damals der Forstmeister
Lienhard von Rieperg in Kandern war. Der Fähnleinstab bestand aus 1 Leut-
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