http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-02/0023
Wenn man von der unteren Hälfte der Herrschaft Badenweiler absieht,
bildete das Gebiet der „Drei Herrschaften" Rötteln, Sausenberg und Badenweiler
räumlich größtenteils ein geschlossenes Ganzes. In diesem hier zur Untersuchung
stehenden Teil der oberen Markgrafschaft lag als Einsprengling fremder
Herrschaft nur das hochstift-baselische Gebiet um Istein, das zur fürstbischöflich-
baselischen Landvogtei Schlicngen gehörte.
Das Oberland, soweit es nicht an anderes markgräfliches Gebiet grenzte,
war ebenso wie das ganze Territorium der Drei Herrschaften im 16. und 17.
Jahrhundert rings von österreichischen Herrschaften und Schirmherrschaften
umgeben5), ausgenommen die kurze Grenze, die es mit dem 1501 eidgenössisch
gewordenen Basel im Südwesten gemeinsam hatte6). — Die Tatsache, daß das
ganze Gebiet von einer katholischen Großmacht umschlossen war, darf als ein
Hauptgrund dafür angesehen werden, daß die Reformation erst relativ spät7)
und nur sehr zögernd eingeführt wurde, obwohl der durlachische Zweig des
Hauses Baden ja von Anfang an zu ihr tendierte und Basel sie bereits 1529
eingeführt hatte.
Das städtische Wesen war in den oberländischen Besitzungen gar nicht entwickelt
, und Orte wie Schopfheim trugen zwar den Namen von Städten, waren
aber praktisch selbst als Marktflecken ohne größere Bedeutung8). Auch wachte
Österreich scharf darüber, daß keine eigentlichen Städte aufkämen zum Nachteil
derer im vorderösterreichischen Breisgau, und viel später noch hat die österreichische
Regierung deshalb gegen die Verleihung der Stadtrechte an Lörrach
protestiert9).
Als einzige wirkliche Stadt in der Nähe wurde somit zwangsläufig Basel
das wirtschaftliche und weitgehend auch das politische Zentrum des Oberlandes,
wohin — schon rein verkehrsgeographisch betrachtet — alle Wege führten.
Basel war der Absatzmarkt für die bäuerlichen Erzeugnisse; auch zu den
kirchlichen Festen strömte alles Volk dorthin. Mit Basel zerfallen und aus
seinen Mauern ausgeschlossen zu sein, bedeutete eine wirtschaftliche Schädigung
größten Ausmaßes für die Bewohner der umliegenden Orte. So wurde die
wirtschaftliche und politische Macht Basels neben der landesherrlichen Gewalt
des Markgrafen sehr stark spürbar. Es ist begreiflich, daß die markgräflichen
Behörden dieses Hinneigen der Bevölkerung zu Basel nicht gerade gern sahen,
ohne es aber verhindern zu können10).
Ursprünglich bildete die Wiese die Grenze zwischen den nach Rötteln
gehörigen Gemarkungen Weil und Tüllingen und der von Riehen11). Anläßlich
einer Flußregulierung im Jahre 1571 wurde aber die Grenze hier verschoben,
so daß sich jetzt beide Ufer im Gemeindebann von Riehen befinden12). Trotz
dieser politischen Grenze, die das Flußgebiet der Wiese von ihrer Mündung
im Rheinknie abschnitt, blieb Basel für das Markgräflerland d i e Stadt, der
geistige und kulturelle Mittelpunkt; und dieses mit dem Sund- und Breisgau
der „Brotkasten und Weinkeller" für Basel. Baseler Bürger hatten viele Güter
und die Baseler Klöster ausgedehnte Besitzungen im Oberland. Nicht zuletzt
war Basel in den Kriegszeiten des 17. Jahrhunderts immer wieder der Zufluchtsort
vieler Markgräfler13).
Die Grenzen nach den vorderösterreichischen Herrschaftsgebieten haben
über die im engsten Sinne lokale Bedeutung hinaus bei weitem keine so
große Wichtigkeit erlangt. Im Osten, wo der Marktflecken Schopfheim lag,
war kein größerer Zusammenhang mit dem vorderösterreichischen Wirtschaftsgebiet14
). Im Norden schloß sich die Herrschaft Badenweiler und im Westen
wiederum vorderösterreichisches Gebiet an. — Die Grenze im Westen folgte
zwar im Großen dem Lauf des Rheins, doch schnitt sie verschiedentlich auf
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