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Stebler bieten könne. Vor 12 Jahren hat er selber etliche Freiheitsbriefe verlesen
hören. Ein Unterschied sei zwischen Vogteiern und Fröhndern. Die
Voteier seien freizügig und gehören zum Waldvogt, die Fröhnder seien Leibeigene
. Einige Fröhnder werden im Gerichte und von den Vogteiern im
Rate gebraucht. Sein verstorbener Vater Hans habe stets gesagt, sie seien
freizügig. Weibsbilder wurden nie gefallt. Leibschilling gab es nie. Wo er hinkomme
, höre er „das gemein geschrey, die Schönower vndt Todtnower seyen
frey zügig".
Lyps Gremmelspach, geboren zu Britznau im Obermünster-
t a 1 und Vogt daselbst, ein Bauer von 70 Jahren mit 1000 fl. Vermögen, war
vor 20 Jahren Schiedsrichter in einem Waldstreit zwischen dem inwendigen Tal
Schönau und den Höfen. Damals seien auch die Freiheitsbriefe vorgelesen worden
, deren Inhalt er aber nicht sich gemerkt habe. Der Bergrichter11) Jacob
Schmaltz habe bei Kaiser Ferdinand die Freiheiten wieder „außbracht" zu
jagen, hagen und fischen. Er ist 46 Jahre im Obermünstertal seßhaft und hat
nie anders gehört, als die Todtnauer und Schönauer und Münstertäler seien
freizügig; Abzug haben sie nie gegeben von einem Tal ins andere. Vor 13 Jahren
ist Michael Stigeler von Wieden ins Münstertal verzogen ohne Abzug.
Matheis Schmidt „uffm Leuschenbach" im Obermünstertal
geboren und erzogen, haushäbig auf dem Weysenbühel im obern Tal, ein Bauer
mit 600 fl Vermögen, war im Bauernkrieg 18 Jahre alt, hat 18 Jahre in
Schönau gedient. Während seines Aufenthaltes in Schönau habe der Vogt die
jungen Bauernknecht ins Gelübde genommen zu Gehorsam gegen Abt und
Waldvogt. Er aber habe sich anfangs geweigert, weil er meinte, solches werde
ihn an einem etwaigen Abgang hindern. Der Vogt aber habe ihm erklärt, wenn
er ohne Schulden sei und sich ehrlich geführt habe, könne ihn niemand am
Weggange hindern, denn sie seien freizügig; daraufhin hab er mit den andern
gelobt. Dann habe er die Barbara Hürlerin, Tochter von Hans Hürler zu
Todtnau, geheiratet und zu Schlechtnau gewohnt. Nach deren Tod habe er
„auff dem Hoff zue Brandenberg" eine andere genommen. Sein Schweher sei
aus dem Oberland gebürtig und zu Bretten bei St. Anthony12) seßhaft gewesen.
Bei dessen Tod habe seine Frau die Erbschaft erheben wollen und von den
Herrn von Todtnau ein Mannrecht erhalten. Vor 30 Jahren hörte er auf dem
„dürren Acker"13) die alten Rechte und Freiheiten verlesen, die von Kaiser
und Königen herkommen. Er habe bei den Fröhndern gedient und zwar bei
Bernhard Leißen, der von der Vogtei in die Fröhnd und von da wieder in
die Vogtei gezogen und dort vor 15 Jahren gestorben sei. Auf der Vogteier
Seite habe er gedient im Rollsbach bei Balthasar Küenern und dann bei dessen
Schwager Bartlin Rolspachern und dann bei Hans Schonhueten von „Eyden"
(Aitern). Die Vogteier gehorchen dem Waldvogt und dann erst dem Abt und
nur in kleinen Frevelsachen. Die Fröhnder gehorchen nicht dem Vogt und
Rat, nur dem Abt. Von Wegziehenden und auch von ihm habe man nichts
gefordert. Auch Michael Stigeler, ein Reitgesell, sei ohne Abzugsgeld von Wieden
auf den Leutschenbach im Obertal gezogen. Die Täler Schönau und Todtnau
geben einander kein Mannrecht, weil sie wohl einander trauen. Ihm haben
sie ihre Bräuch so anvertraut, als ob er ihr Sohn gewesen wäre. Weiber wurden
nie gefallt. Oft habe er in der Wirtschaft bei Margareth Cunzelmann gezecht.
Die Cunzelmann seien nicht in der Fröhnd gesessen. Von ihrer Leibeigenschaft
wisse er nichts.
n) Bergrichter hatten in Sachen des Bergwerks und der Bergleute zu richten.
12) Bretten bei St. Anthony liegt in Vorarlberg.
13) Der „dürre acker" ist der gegen Präg hin gelegene Teil von Geschwend.
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