http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0015
die günstige Gelegenheit auszunützen verstanden. So kaufte Graf Ruthard
von einem gewissen Unnido und anderen eine Reihe von Gütern in W o 11 -
bach, Binzen, Haltingen, Oetlingen, Tumringen, Rüm-
mingen, Eimeidingen und Hauingen. Im selben Jahre konnte
Abt Fulrad von St. Denis, dem alten Königskloster bei Paris, diese Besitzungen
um 5000 Schilling erwerben. Auch St. Martin in Tours hatte
von einem den Franken freundlich gesinnten Alemannen Besitzungen in
Steinenstadt erworben. Diese Vorgänge wurden dadurch bekannt, daß
beide Klöster zur Zeit Karls des Großen alle diese Güter an die Krone zurückgaben
, weil sie vom rechtmäßigen Erwerb nicht restlos überzeugt waren. Aber
Karl gab im Jahre 790 alle diese Besitzungen an die beiden Klöster zurück.
Im Jahre 805 schenkten Egilmar, Folcholt, Wanbrecht und Nothicho ihren
Besitz mit der Kirche in Grießheim dem Kloster M u r b a c h. Von anderen
Orten ist die Zeit der Schenkung nicht bekannt. Aber Heinrich Büttner
weist (im Elsaß-Lothringischen Jahrbuch 1939) darauf hin, daß mit R ö 11 e 1 n,
Schopfheim und Todtnau der Besitz Murbachs über Bamlach,
Bellingen und Schliengen nach Grießheim und Heiters-
heim, von dort nach Biengen und weiter nordwärts ging. In
Biengen, Grießheim, Heitersheim und Schliengen besaß Murbach die Kirche.
Hier oblag dieser elsässischen Abtei auch die religiöse Betreuung des zu seinen
Eigenkirchen gehörenden Personenkreises. Deshalb haben wir auch in Bellingen
und Schliengen den hl. L e o d e g a r als Patron.
Die zahlreichen Galluspatronate weisen auf den ausgedehnten Besitz des
Klosters St. Gallen hin. Schon zwischen 716 und 720 wird sankt-
gallischer Besitz im Breisgau erwähnt. J. L. Wohleb hat im Bodenseebuch 1941
„Die sanktgallische Herrschaft Ebringen im Breisgau" von ihren Anfängen
bis 1806 dargestellt. Die größere Zahl der Schenkungen beginnt erst
nach Cannstatt. Unsere Karte, die ebenso wie diese Darstellung keinen Anspruch
auf Vollständigkeit erhebt, bringt neben dem Ortsnamen jeweils das
Jahr der ersten Erwähnung. (Siehe Karte Seite 44)
Eine Reihe von Schenkungen stammen aus dem Besitz des elsässischen Grafen
Guntram. Dieser wurde auf dem Reichstag zu Augsburg 952 verurteilt
und seine Güter konfisziert. „Solche Prozesse wegen Hochverrat waren unter
Ottos I. Regierung nichts Seltenes", schreibt H. Büttner. Der mächtige Graf
wollte dem König, der eben aus Italien kam (über Chur, Basel ins Elsaß und
weiter rheinabwärts), die Verfügung über das von ihm okkupierte Reichsgut
nicht zugestehen. Guntrams Besitz im Elsaß und rechtsrheinisch konnte die
von Norden nach Süden führenden Straßen sperren. So mußte es zum Zusammenstoß
kommen. Otto I. behielt einen großen Teil der Guntramschen
Güter und verlieh erst nach und nach einzelne an Reichsstifte. Schon zwei
Tage nach der Beschlagnahme bekam das Kloster Einsiedeln Guntrambesitz
in L i e 1. Dann finden wir Guntrambesitz in Buggingen, Riedlingen
und Bellingen. Viel Guntrambesitz lag in der Freiburger Bucht
und am Kaiserstuhl.
763 gründete Graf C a n c o r das Reichskloster Lorsch in der
Nähe von Worms. Graf Cancor begegnet uns 745 als Graf im Thurgau und
Zürichgau, 758 als Graf im Breisgau. Bald nach der Gründung besaß das
Kloster Lorsch zwischen Freiburg und Kandern in 28 Dörfern siebzig
Schenkungen. Kandern ist der südlichste Ort; bei Kandern wird hier
erstmals Eisen erwähnt.
Weiterhin beknnt ist, daß der Heilige Martin als Patron auf die
fränkische Herkunft des Christentums an dem betreffenden Orte hinweist
. Heinrich Roth hat die Martinskirchen einer eingehenden Betrachtung
13
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0015