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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0037
Ganz hinten und unten im Talgrund kommen wir zu der alten Klopf-
s ä g e. An ihr vorbei führt der Weg nach Hinterstadel, das mit seinen wenigen
Häusern nicht zu sehen ist von hier. Breit und tief duckt sich die altersgraue
Säge an die Berge, die sie von drei Seiten umgeben; sie steht unter Denkmalschutz
. Sie ist ganz aus Holz gebaut; um sie ist Holz aufgestapelt, und an der
Vorderseite verrinnt ein kleines Bächlein im Sand. Starke Holzpfosten tragen
das Dach. Die Wände an drei Seiten, aus Brettern aufgerichtet, halten Nässe
und Wind etwas ab. Vornen ist sie offen, der starke Mittelpfosten trägt die
Jahreszahl 1808. Früher war das Dach noch mit Schindeln bedeckt. Ein kleiner
Verschlag an der Seite birgt die wenigen Dinge, die zum Betrieb benötigt
werden. Auf einer Bank darin kann der Säger während des Sägens die Sägeblätter
schärfen, die Mahlzeit einnehmen, das Pfeifchen rauchen und auch mit
einem Kunden sich unterhalten. Der Bauer Asal von Vorderstadel, auch „Halde"
genannt, betreibt die Säge, wenn es die Arbeit auf seinem Hofe zuläßt. Der
Wagen und alles an dieser alten Klopfsäge ist aus Tannenholz. Nur der Wendelbaum
und die Arme am Wasserrad sind aus Eichenholz. Querhölzer mit Löchern
halten den Sägebaum, und Roller an der Wasserwelle heben das Gatter mit der
Säge hoch. Durch ihr Eigengewicht fällt sie wieder herunter und treibt automatisch
den Nachschub. So „klopft" sie ununterbrochen in kurzen Abständen
bis der Stamm auffallend ebenmäßig durch dieses einfache System einer mechanischen
Säge durchschnitten ist. Das braucht natürlich seine Zeit; denn ein Festmeter
von ungefähr fünf Metern Länge benötigt ungefähr dreiviertel Stunden
. Wichtig beim Sägen ist vor allem, daß die Sägeblätter scharf sind. Das
Schärfen macht der Säger selbst, er braucht dazu ein Federschränkmesser. Dabei
kann er mit Hilfe einer Schränkuhr die Zähne auf ein Zehntelmillimeter genau
schränken. Das macht er neben dem Sägen her.

Ob das Holz gut oder schlecht durch die Säge läuft, hängt von seinem Standort
ab. Holz, welches an der Schattenseite gestanden hat, läuft besser. Aber
Windbuchen, welche vielleicht auf der Höhe oder einzeln gestanden haben, umwettert
und ganz verdreht sind, brauchen viel länger, da sie viel härter sind.
Die Wasserrinne, „dr Wasserchärnel", die das Wasser vom jungen Künabach
zum Wasserrad leitet, wurde vor etwa dreißig Jahren neu aus einer Tanne
gehauen. Sie liegt über starke Pfeiler, die von Steinen kunstvoll aufgebaut
und ganz grün übermoost sind. Der über 80 Jahre alte Altstabhalter Kiefer
von Hinterstadel hat den Zimmermann von Häg noch gekannt, der die Klopfsäge
vor bald 160 Jahren gebaut hat. Die Gemeinde Holz war damals noch
selbständig und ließ sie erbauen. Später kam sie zur Gesamtgemeinde Fröhnd.
Weil sie aber der Gemeinde Kosten verursachte, übernahmen sie ein paar
Bauern von Holz und Stadel, als 1938 Holz zu Fröhnd eingemeindet wurde,
und sie erhalten sie noch heute.

Hinterstadel liegt einsam am Fuße des 1130 Meter hohen Wannenkopfs
und des Hochgescheids unweit Herrenschwand. Die meisten „Schwand"-orte
lassen auf eine frühe Besiedelung schließen. So können auch hier schon früh
freie Bauern gewohnt haben. Dieses Gebiet hat einst zu St. Blasien gehört,
das seinen Bauern große Freiheiten ließ, um welche sie immer wieder kämpften
und sich behaupteten. Bereitwillig erzählt der Altstabhalter, wie schwer es
früher für die Menschen hier war, den nowendigsten Lebensunterhalt zu verdienen
. Sein Vater wob noch Barchent, zwei Ellen breit, Hemden- und Blusenzeug
, eine schwere Arbeit. Alles Gewobene mußte zum Kaufmann nach Todtnau
gebracht werden, der es weiterverkaufte. Die Leute waren abgearbeitet, die
Armutei war Trumpf, und doch waren die Menschen zufriedener wie heute,
meinte er. Man ging aufs Land hinaus bis Basel und weiter, um beim Heuen
und Herbsten zu helfen, denn damals war ein vier- bis sechsstündiger Fuß-

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