http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1960-02/0046
Das zweite Kapitel befaßt sich mit der Geschichte im Wandel der Jahrhunderte. Die
vor- und frühgeschichtliche Zeit, die Spuren der keltischen und römischen Besiedelung und
anschließend die Landnahme durch die Alemannen reihen sich aneinander, gegründet auf
Funde und Namen. Das Christentum zieht ein mit dem Stift Säckingen, das einen Kellerhof
als Dingstätte aufrichtet. Die Herren von Wieladingen und das Adelsgeschlecht der
Herren von Schönau erwerben sich Rechte über das Dorf der Bauern, Flößer und Fischer
und auch der „Fahr" (die Fähre mit dem Nachen) über den Rhein zum jenseitigen Gestade
hat Abgabe zu entrichten. Die Einungsverfassung der Hauensteiner Bauerngenossenschaft
umschließt auch die Einung Murg mit den umliegenden Dörfern; die Protokolle des Dinggerichts
sind eine bedeutsame Quelle. Kurz wird über die Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts
berichtet, ausführlich aber über die Salpetereraufstände und die Verpflanzung
der Rädelsführer mit ihren Familien nach Ungarn. Die Einführung der Baumwollindustrie
wandelt das Dorf zur Industriegemeinde. Rhina sagt sich von Murg los. 1855 bricht ein
großer Brand aus, der starke Veränderungen im Ortsbild zur Folge hat.
Die Hammerwerke und der Schmelzofen, Fronmühle und Sägewerk haben allezeit
Arbeit; die Verkehrsabgelegenheit wird durch den Bau einer Straße beseitigt und die
Erzeugnisse können nach auswärts exportiert werden. Die Eisenbahn Basel—Konstanz
wird 1855/56 bis Waldshut durchgeführt, die Post erleichtert den Verkehr, die Bezirkssparkasse
fördert den Sparsinn und durch Darlehen das Aufblühen der Gewerbe. Die
Folge ist die Vermehrung der Gastwirtschaften.
Die Pfarrei, die Schule, die Gemeindeverwaltung werden in ihren Trägern aufgezählt
; die Sagen haben ihren Platz gefunden. Viele Bilder schmücken den Band, meist
vom Verfasser aufgenommen oder gezeichnet.
Was aber noch gesagt werden muß, weil das Buch davon durchzogen ist, ist folgendes
: Dr. Döbele ist in Murg aufgewachsen und wohnt nach Jahren des Studiums
auch heute noch dort. Durch Jahrhunderte sind seine Ahnen bodenständig in Murg, als
Häupter der Gemeinde in führenden Stellen oder als unternehmende Handwerker. Seit
dem Ausgang des 16. Jahrhunderts ist das Geschlecht der Döbele bis zur Gegenwart zu
verfolgen, ein hochachtbares Zeugnis einer blühenden Lebenskraft. Und ein Sohn dieser
Sippe hat der Gemeinde ihre Ortsgeschichte geschrieben in einem Maß, wie nicht leicht
eine andere ihr gleichkommt. Eine jahrzehntelange Arbeit hat ihre reichen Früchte getragen
. Die Geschichte von Murg wird daher eine Ausnahme bleiben, aber sie stellt ein
Ziel auf, nach dem sich alle Ortsgeschichten richten müssen.
400 Jahre Pfarrhaus Hauingen 1560 — 1960, herausgeg. vom Evangel.
Kirchengemeinderat Hauingen.
Für Kirche und Pfarrhaus war das Gotteshaus St. Alban in Basel baupflichtig. Das
ehrwürdige Pfarrhaus wurde 1559 begonnen und 1560 vollendet. Die Renovation des
im gotischen Stil erbauten Hauses gab ihm i. J. 1960 die alten guten Formen im Äußeren
und Inneren wieder, mit hohem Empfinden vom Staatlichen Hochbauamt in Schopfheim
geleitet. Der gegenwärtige Pfarrer und Bewohner des Hauses, Richard Nutzinger, gab
der Schrift den lesenswerten Text und zog die Linien zu den in diesem Haus wohnenden
und in der Gemeinde wirkenden Pfarrer von der Reformation bis zur Gegenwart. Da
treten besonders hervor die Prediger aus der Familie Grynäus, von denen der lutherisch
ausgebildete Johann Jakob auf einer dienstlichen Reise nach Heidelberg in den reformierten
Kreis geriet, seine Frau gewann und seine geänderte Ansicht im heimatlichen
Pfarrkapitel deutlich werden ließ. Nach Basel berufen als Professor für Neues Testament,
trat er offen und mit aller Energie für die reformierte Lehre Ulrich Zwingiis ein und
führte sie mit dem Rat der Stadt Basel als baselisches Bekenntnis durch.
Die 2. Pfarrdynastie hat als Stammesältesten Samuel Brodhag, die 3. umfaßt das
Geschlecht der Mauritii.
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