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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1961-02/0023
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nehmen, so wie die Äußerungen der hiesigen Beamten, veranlaßten mich, auf
meinem Verlangen nicht zu beharren. Morgen werde ich die Ehre haben, weiter
zu berichten".

Da der Bericht von Hinkeldey in heute sehr seltenen Veröffentlichungen
erschien, mag seine erneute Wiedergabe gerechtfertigt erscheinen.

„Großh. Kriegsministerium melde gehorsamst, daß gestern Morgens 9 Uhr
in einem Gefechte mit den Aufrührerischen auf der Scheideck, östlich von Rändern
der Generallieutenant von Gagern gefallen ist.

Um 4 Uhr Morgens sind wir — 3 Bataillone, Kronenbold, Lebrun und Glock,
3 Schwadronen, 4 Fuß- und 2 reitende Geschütze — gegen Kandern aufgebrochen,
woselbst nach sicherer Nachricht die Hecker'sche Schar die Nacht zugebracht
hatte. Vor Kandern trafen wir die Vorposten derselben. Der Regierungsrat
Stephani begab sich mit einem Trompeter vor, um zur Niederlegung der Waffen
aufzufordern. Es wurde verweigert; darauf rückten die Sturmkolonnen gegen
die Eingänge des Orts und nahmen solche, ohne daß ein Schuß fiel. Durch rasches
Verfolgen erreichte unsere Spitze ihre Nachhut hinter Kandern, wo Generallieutenant
von Gagern den Führer derselben — Hecker — vorrufen ließ und
diesen erneut zur Niederlegung der Waffen und Aufgeben ihrer Unternehmung
aufforderte. Aber vergebens; sie verharrten dabei. Es fiel kein Schuß; wir folgten
in das Gebirg, wo sie auf der Scheideck, einem Passe, die 2 Kanonen aufstellten
und rechts und links in einspringendem Winkel in dichter Reihe sich anschlössen.
Es mögen, wie allgemein bestätigt wird, 1200 Mann gewesen sein.

Wir rückten ruhig voran, Generallieutenant von Gagern an der Spitze. Die
Aufrührer riefen den General vor, der sogleich voran ging und erneut zum
Aufgeben ihres Unternehmens mit energischer Sprache aufforderte. Sie begrüßten
uns mit dem Geschrei: „Kommt Brüder, deutsche Brüder, zur Freiheit etc., kommt
Brüder!" und näherten sich immer mehr der Vorhut, diese auffordernd. Generallieutenant
von Gagern zog sich ein Paar Schritte zurück und bestieg das Pferd;
doch in diesem Augenblick erfolgten aus den 15 Schritte vorstehenden zwei
kleinen Kanonen und Hunderten von Gewehren auf diese nahe Entfernung eine
Salve, welche die Vordersten niederschmetterte und augenblicklich die Anrückenden
zurückdrängte; doch alsbald gingen diese mit dem Bajonette vor und warfen
die Aufrührerischen zurück; das darauf von den Plänklern eröffnete Gefecht
brachte dem Feinde einen viel größeren Verlust bei als wir erlitten.

Bei der ersten Salve war Generallieutenant von Gagern von drei Kugeln
getroffen gefallen, worauf ich alsbald das Kommando übernahm. Nach etwa
halbstündigem stehendem Gefecht konnte ich entschieden vorgehen lassen, und
anhaltend dauerte das Feuer noch über eine Stunde; doch kam kein Geschütz
mehr zum Schusse, da die Aufrührerischen in die Wälder sich zogen.

Um 12 Uhr erreichte ich den Ort Schiechtehaus (Schlächtenhaus), wo ich Halt
machen ließ, um den erschöpften aber begeisterten Truppen eine Ruhe zu gönnen.
Die Bürger gaben auf mein Ansuchen bereitwilligst mehrere 100 Maas Wein und
Brod, und darauf ward die bereits zersprengte Schaar in der Richtung nach
Steinen, wohin Hecker mit 250 — 300 Mann und den Geschützen sich gewendet
hatte, verfolgt. Das Gebirgsdefilee bei Weitenau wurde durchschritten, die Schaa-
ren der Zersprengten folgten zur Seite in kleinen Abtheilungen und vor Steinen
war die Struve'sche Schaar, welche die Nacht vorher in Lörrach war, aufgestellt.

Ich ließ die Truppen zum Angriff aufmarschieren, als Struve sich als Parlamentär
meldete und um eine Frist von mehreren Stunden nachsuchte, um sich
zurückzuziehen, da nicht ferner Bürgerblut vergossen werden solle. Ich antwortete
, daß er die Waffen niederlegen solle, eine Frist würde nicht bewilligt;
er verlangte sodann nur zwei Stunden, auf meine entschiedene Weigerung zuletzt
nur eine halbe Stunde, die ich aus Rücksicht, nicht streng zu erscheinen,

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