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Auch im Westen, am Rhein, zeigten sich Bedenken gegen die wachsende Macht
des Hauses Österreich. Hier hatte die Niedere Vereinigung (Herzog von öst.
wegen Elsaß und Sundgau, die Bischöfe von Straßburg und Basel, die Städte Straßburg
, Colmar, Schlettstadt samt Oberehnheim, Mülhausen, Kaisersberg, Münster im
St. Gregoriental, Rosheim und Türkheim), der auch Basel seit 1474 angehörte, die
alten Verbindungen mit der Eidgenossenschaft durch das Bündnis von Baden vom
17. April 1493 befestigt, um ein Gegengewicht gegen die dringenden Werbungen
des Schwäbischen Bundes zu haben, der sich der besonderen Gunst des Königs
erfreute. Doch gelang es König Maximilian bei seinem Besuch in Basel im April
1493, seine Aufnahme in den Bund der Niederen Vereinigung durchzusetzen, und
dieses Defensivbündnis ging weiter als das des Bündnisses der Niederen Vereinigung
mit den Schweizern.
Basel steht mitten inne in den großen Bewegungen der oberrheinischen Politik
und steht zunächst der Niederen Vereinigung und dem Reich viel näher als den
Eidgenossen. Das Zwiespältige seiner Lage spiegelt sich auch in seiner Bürgerschaft
wieder, in der die Selbstgenügsamen sich sondern von der Partei jener, deren
Sympathie Österreich und dem Reich gehört.1
Der Thronwechsel in Frankreich, durch den Ludwig XII. am 7. April 1498 auf
Karl VIII. folgte, brachte die Wiederaufnahme der Kämpfe um Burgund. Die
Franzosen fielen im August in die Franche Comte ein; Max sammelt sein Heer
bei Ensisheim, zu dem auch 1000 Basler samt Geschütz stoßen. Die Führung des
deutschen Heeres liegt in den Händen des kgl. Marschalls, des Herrn von Vergy.
Kurz darauf verwickelt sich Max in die geldrischen Kriegshändel zwischen den
Herzögen Wilhelm von Jülich, Karl von Geldern und Johann von Kleve, die im
Dezember 1499 dadurch ausgingen, daß sich die Fürsten von Jülich und Geldern
in Orleans unter dem Einfluß Ludwigs XII. verständigten.
Schon im Jahre 1497 rüstete man auf beiden Seiten. Doch wäre es falsch, anzunehmen
, daß auf königlicher Seite nur Angriffslust, Spott und Haß standen; es
fehlte an vermittelnden Stimmen auch im Kreise der königlichen Räte nicht, und
auch die österreichischen Lehensleute, die haushäblich mit Basel verbunden waren,
fanden dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt Basel gegenüber Worte ehrlichen
Bedauerns und des offenen Schmerzes über die Entwicklung der unglückseligen
Läufe.
Das Jahr 1498 brachte ein immer offensichtlicheres Bereitstellen der Mittel zu
blutigem Waffengang. In Basel sammelten sich auf Veranlassung königlicher Dienststellen
an: Handbüchsen, Krebse, Pulver, allerhand Wagen- und Eisenwerk, Seile,
Stricke, die dann weitergingen. Neben königlichen Boten erschienen Basler Bürger
als beauftragte Mittelsmänner, vollziehen Ritter Aufträge der Regierung ihres
Lehensherrn, handeln königliche Heeresbeamte wie Jorg Lemping, der Wagenmeister
, Anton Meßnang, oberster Zeugschreiber im Auftrage ihres Herrn oder
seines Regiments in Innsbruck. Aber auch heimliche Leute waren am Werk, so ein
Mann namens Talacker von Oltingen, den der Bürgermeister Hans Imer v. Gilgenberg
zu sich verordnet, um mit ihm Dinge zu bereden „dir zu nutz dienende und nit
wol in geschrifft ze gescheen".2 Andererseits ließ der Einfall der Franzosen in die
Freigrafschaft Burgund und der Eifer, mit dem der bailly von Dijon eidgenössische
Söldner für den Dienst Frankreichs zusammenzog, die Gefahr eines Angriffs auf
die österr. Vorderen Lande nahe erscheinen, so daß der Schwäbische Bund sich
auf seinen Tagen mit dem Problem befaßte. Schon waren die Sammelplätze für
Reisige und Fußvolk bestimmt: Städtchen Fürstenberg, Aach, Engen, Sernatingen,
*) Beiträge zur vaterländischen Geschichte. 10. Bd. Basel 1875. Hans Frey, Über
Basels Neutralität während des Schwabenkriegs. S. 324—326 u. 330—337.
2) StA. Basel. Politisches. Kl. Schwabenkrieg, 1498—1499. 1498 Juli 6.
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