http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-01/0005
Ravensburg, Langenargen, Biberach, Stockach, Mühlheim a. d. Donau und Tuttlingen
; allerhand Kriegsbedarf wurde in ihren Mauern aufgehäuft. Im Herbst
bewilligte der Schwäbische Bund dem römischen König 3000 Mann zu Fuß für den
Kampf gegen Frankreich. Da entschließt sich Konstanz, von den Eidgenossen
bedrängt, im November zum Eintritt in den Schwäbischen Bund, und sogleich
stehen die Eidgenossen als die nahesten Gegner längs der Linie des Oberrheins,
und die Brückenstädte SchafThausen und Basel gewinnen höchste Bedeutung für den
Fall eines Kampfes gegen das trotzige Bergvolk im Süden des Stromes. — Noch im
Januar 1499 legten sich 1000 württembergische Fußknechte in das Lager Tuttlingen
im Donautal. Die aufs höchste gespannte Lage entlud sich in einem Angriff fern
vom Rheinknie: Anfang Januar 1499 besetzten übereifrige Tiroler Amtleute während
der Abwesenheit des Königs, der in den Niederlanden beschäftigt war, das
Kloster Münster an der bündnerischen Grenze mit österreichischen Knechten, worauf
sich die Bündner erheben, die Gegner vertreiben und die Eidgenossen zu Hilfe
rufen. Die Tiroler aber wenden sich an den Schwäbischen Bund, und sofort stehen
die Fronten. Innerhalb weniger Tage war — ohne besondere Erklärungen der
Parteien — der Krieg längs der Grenze von den Quellen der Etsch bis zum Sundgau
in vollem Gange. Ein zum letzten zwingender Grund lag eigentlich nicht vor;
Basel, das zwischen den Fronten steht, äußert sich darüber deutlich genug in einem
Brief an die Stadt Metz,3 welches sie um Auskunft über den Ursprung der Kriegsläufe
gebeten hatte: „Dwiel aber der vrsprung diß kriegs eben wyts lannds von
vnnser gegne sich erhept vnd vil vnd mengerley sich an dem ort begeben vnd
darneben eyner diß, der ander das / einander vnglich formung zu zitten dartund,
wissen wir vch den anfang disser vffruren nit wol zu erkennen geben."
Zunächst suchten alle die Mächte das so jäh ausgebrochene Kriegsfeuer zu löschen,
denen eine offene Parteinahme infolge ihrer Interessen nach beiden Lagern hin
erschwert war.
Da war zunächst Bischof Hugo von Konstanz, der sich an Luzern wendet mit
dem Ersuchen um beruhigendes Einwirken auf die verwandten Orte, unter Hinweis
auf den Eindruck im Ausland „wie hart fremde gezungen, so sie sehen, daß
Deutsche wider einander die Waffen kehren, erfreuet werden".4 Dann kam die
Niedere Vereinigung zum selben Versuch, sah jedoch bald das Vergebliche ihrer
Bemühungen ein und schloß sich unter dem Zwang der Verhältnisse dem römischen
König an. Nicht so Basel. Seine eigene Landschaft lag den Eidgenossen offen; das
Elsaß war bekanntermaßen sein Brot- und Weinkeller; Klöster und Bürger zogen
die Erträgnisse zahlreicher Grundstücke aus den Herrschaften der Markgrafen von
Hachberg-Sausenberg. Es hatte alle Ursache, den Krieg vermieden zu sehen, denn es
ging unabwendbar starken Schädigungen entgegen. Und diese Aussichten wurden
nicht besser, wenn es sich für eine der beiden gegnerischen Parteien entschied. Dazu
lag sein Interessengebiet zu nahe dem Aufmarschraum der kämpfenden Gegner,
ja, Stadt, Landschaft und Lebensraum konnten identisch werden mit dem Schauplatz
der kommenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Es konnte alles auf dem Spiel
stehen, und daher entschied sich die Stadt für die Neutralität, die in jener Zeit
jedoch den Durchmarsch geringer Abteilungen der Kämpfenden und auch den feilen
Kauf beiden Parteien im neutralen Gebiet gestattete. Aber diese seine Entscheidung
befriedigte nach keiner Seite seiner Nachbarschaft: Reich, König und Niedere Vereinigung
drängten aufgrund der bisherigen überkommenen Bindungen auf Mithilfe
und Zuzug; die Eidgenossen, gestützt auf ihre tatkräftige Hilfeleistung in den
Gefahren der letzten Jahrzehnte auf den Anschluß an ihre Sache, für den sie gewichtige
Vorteile von vornherein in sichere Aussicht stellten: Gleichberechtigung
3) StA. Basel. Missiven A 19 (1495—1499). 1499 April 16.
4) ZGO. N. F. 14. Witte auf Seite m 74
3
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1962-01/0005