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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
26.1964, Heft 1.1964
Seite: 13
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-01/0015
Nun kam aber noch etwas dazu. Schon im Jahr nach meiner Hierherkunft nötigte
man mich zur Übernahme des Ratschreiberdienstes. Ich that es nicht gerne, weil
mir davor bangte; ich kannte und verstand ja von Gemeindeordnung, Grund- und
Pfandbuchführung und anderen Dingen so wenig als der Geringste in der Gemeinde;
doch ich konnte nicht wohl ausweichen, und da mir noch ein Nachbarscollege, ein
sehr erfahrener Rechnungssteiler, seine Hilfe und seinen Rat zusagte, so nahm ich
die Stelle an und besorgte dieselbe auch 34 Jahre lang und hatte es nicht zu bereuen
. Da mir die bei diesem Amte vorkommenden Arbeiten Freude machten, so
erweiterten sich meine Geschäftskenntnisse bald so, daß ich in kurzer Zeit der
Gelehrteste im Rat wurde. Ich besorgte nicht allein meine Geschäfte, sondern auch
die schriftlichen Arbeiten des Bürgermeisters, ohne gleich zu fragen, was wird mir
dafür, und erhielt so eine feste und einflußreiche Stelle in der Gemeinde.

Jetzt fand ich es an der Zeit, an die Verbesserung des so geringen Einkommens
von 200 fl zu denken.

Anfangs der fünfziger Jahre, in der Reaktionszeit, welche auf die Revolution
von 1848 folgte, ging von der Oberschulbehörde das Bestreben aus, die Schulstellen
auf den Dörfern womöglich mit Land auszustatten. Die Landlehrer sollten
ihre geringen Einkünfte durch Landbau verbessern. Ich hatte große Lust dazu.
Beim hies. Schuldienst war nichts als ein kleiner Hausgarten. Auf zwei Seiten
nahe beim Dorfe aber hatte die hies. Gemeinde zwei abgesonderte Waldparzellen,
die eine über einen Morgen, die andere etwa drei Viertel groß, welche keinen Ertrag
abwarfen, obschon der Boden gut war. Ich stellte gelegentlich einer Gemeinderatssitzung
den Antrag, diese beiden Waldstücke auszuroden, urbar zu machen und
sie dem Schuldienst zu geben. Mein Antrag wurde angenommen. Es wurde um
Staatsgenehmigung zur Ausstockung der Waldparzellen nachgesucht, welche bereitwilligst
erteilt wurde. Im gleichen Jahr wurde die Arbeit noch gemacht, so daß
im nächsten Frühjahr gepflanzt werden konnte. Aus dem abgeschlagenen Holz
konnten die Urbarmachungskosten bezahlt werden. Ich ließ gleich Obstbäume
darauf setzen, welche mir aus der Gemeinde-Baumschule unentgeltlich abgegeben
wurden, die seit etwa 25 Jahren schon manchen schönen Ertrag geliefert haben. So
hatte der Schuldienst jetzt zwei schöne Grundstücke, welche die Gemeinde auch
keinen Pfennig kosteten.

Wer aber Landbau treiben will, braucht auch einer Scheuer. Bei dem im Jahre
1842 neu erbauten Schulhause war kein Ökonomiegebäude, wohl aber ein sehr
geräumiges Spritzen-Remise. Dieses wurde auf meinen Antrag verändert, so daß
jetzt Scheuer und Stallung für drei Stück Vieh und Futtergang nebst Schweinestall
vorhanden waren. Auch diese Kosten sowie die weiteren wegen Erstellung eines
anderen Spritzenremises konnten aus dem Walderträgnis ohne Beizug von Umlagen
bezahlt werden.

Im Jahr 1860 kaufte die Gemeinde eine zwei Morgen große Wiese für 1100 fl.
Diese wurde aus Überschüssen, welche in der Gemeindekasse vorhanden waren,
bezahlt, welche nicht an die Bürger verteilt werden durften, sondern als Grund-
stockscapital angelegt werden sollten. Diese wurde mir zur Benützung übergeben
gegen Bezahlung von drei Prozent vom Steueranschlag derselben. Als ich die Betreibung
der Landwirtschaft aufgab, so verzichtete ich auch wieder auf die Benutzung
dieser Wiese, obschon ich die Benutzung hätte fortbeziehen können.

Im Jahr 1874 setzte die Gemeinde den Schuldienst aus freiem Antrieb in die
II. Klasse, obschon die Gemeinde die hiezu erforderliche Einwohnerzahl nicht hat.
Zwei Jahre später mußte die Stelle doch wieder auf Antrag der Oberschulbehörde
in die I. Klasse genommen werden, doch darf der gegenwärtige Lehrer den Gehalt II
fortbeziehen bis zu einem Dienstwechsel.

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