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Zweck innerhalb weniger Tage zu treffen, und es begann für das fürstliche Oberamt
eine unruhige, arbeitsreiche Zeit. Zwei Schwadronen Reiter zu 70 Mann und
ein Bataillon Infanterie wurden aus den wohlhabenden Bürgersöhnen der Landgrafschaft
Sausenberg und der Herrschaft Rötteln aufgestellt. Die Reiter trugen
weiße Röcke mit kleinen scharlachroten Aufschlägen und Kragen sowie ein scharlachrotes
Kamisol, das bei den Offizieren mit silbernen Borten besetzt war; auch
an den mit Kokarden geschmückten Hüten waren silberne Borten. Schabraken und
Halfterkappen waren rot und außenherum mit rot-weißen Borten eingefaßt. Die
Reiter trugen Bandelier mit Kartusche, Karabiner und Pistolen; alle waren gut
beritten. Über jeder Schwadron wehte eine Fahne aus weißem Damast, die rot
eingefaßt war und orangegelbe Fransen hatte. Auf der einen Seite prangte das
fürstlich badische Wappen, auf der anderen Seite die Wappen der beiden Herrschaften
Sausenberg und Rötteln. Die Infanterie bestand aus zwei Kompanien,
darunter 40 Grenadiere. Die Uniformen waren, wie die der Reiter, weiß und rot.
Am frühen Morgen des 14. August begaben sich die Reiter in ihren schmucken
Uniformen zur „Kalten Herberge", dem berühmten Posthaus vor der Schliengener
Steige, um hier den Prinzen abzuholen und nach Lörrach zu geleiten. Von der
Landvogtei bis zur Tumringer Straße hinaus bildete das Infanteriebataillon Spalier
; zwischen seinen Reihen hindurch zog nun Durchlaucht unter dem Jubel der
Untertanen in Lörrach ein und stieg in der Landvogtei ab. „Ich aber", so schreibt
der Landvogt von Leutrum, „hatte das hohe Vergnügen, Serenissimum zu logieren!"
Am folgenden Tag, Freitag, 15. August, früh 7 Uhr, wurde das fürstliche Oberamt
mit sämtlichen geistlichen und weltlichen Beamten im oberen Saal der Landvogtei vom
Fürsten in Eid und Pflicht genommen. Der Präsident von Uexküll hielt zuvor eine
dem Augenblick entsprechende Rede, worauf der Landvogt von Leutrum der tiefen
Verehrung und Ergebenheit Ausdruck verlieh, welche alle Anwesenden gegenüber
dem fürstlichen Hause beseele. Anschließend wurde die Eidesformel verlesen, und
jeder Beamte legte den Eid der Treue in die Hand des Administrators selbst ab
und schwur mit erhobenen Fingern. Anschließend daran fand im unteren Landvogteisaal
die Vereidigung sämtlicher Pfarrherren, Schulmeister, Forstknechte, Hofküfer
, Kastenknechte, Matt- und Rebknechte, des Gärtners des markgräflichen
Schlosses in Basel, der Torwarte und des Scharfrichters statt; dieser wurde gesondert
vereidigt. Der Hauptakt aber stand noch bevor!
Nach einer kurzen Erholungspause begab sich nun Serenissimus von der Landvogtei
zur Burgvogtei (das ehemalige Hauptzollamt hinter der Kirche), um dort
auf dem Platz die Erbhuldigung seiner Untertanen entgegenzunehmen. Unter dem
Krachen der Böller und unter Pauken- und Trompetenschall fuhr der Prinz, gefolgt
von den Beamten und der Geistlichkeit, in einer sechsspännigen Karosse durch das
Spalier der in Parade aufgestellten Ehrentruppen. Neben dem Wagen gingen die
Pagen und Hofjunker, hinter dem Wagen her ritten vier Trompeter und Pauker
unter dem Kommando eines Rittmeisters und unter Bedeckung der zugehörigen
acht Mann Paukenwache. Landvogt von Leutrum erzählt weiter: „Als nun Serenissimus
ausgestiegen und mit der Suiten in gedachter Burgvogtei eingetreten,
stunde der Hof dick voll von etlich 1000 Untertanen und täte Geh. Rat Uexküll
eine Anrede die Huldigung betreffend auf dem äußeren Tritt unter einem aufgerichteten
Baldachin, welcher umso mehr nötig gewesen, als es selbigen ganzen Tag ganz
entsetzlich geregnet, der Untertan anbei aber gern naß geworden, als es zuvor bei
4 Wochen nicht geregnet hatte. Herr Hofrat und Landschreiber Süß anwortete
publice in dem Hof stehend vor dem Volke, welches er der hohen Landes-Admini-
stration Schutz und Gnade anbefehlte, worauf Serenissimus — Administrator auf
einem Sessel sich niederließen und von jedem durchpassierenden Untertanen die
Handtreu selbsten abnahmen mit größter Geduld und Gelassenheit, inmaßen dieser
Akt von morgens 9 bis nach 2 Uhr gedauert. Nach diesem kamen alle Untertanen
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