http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-01/0037
Lausanne (1093—1103) und Burkart Bischof von Basel. Gemeinsam errichteten
sie die Burg über dem bereits genannten Ort Erlach. Nach den Aufzeichnungen
des Eichstätter Bischofs Gundacher (1057—1075) bekleidete Burkart eine Zeitlang
die Canonicatswürde am dortigen Domstift, ein Posten, den nur solche Kleriker
innehatten, welche für wichtige Ämter ausersehen waren. 1076 gehörte er zu den
in Worms versammelten Bischöfen, die Gregor VII. seines Papsttums für verlustig
erklärten. Mit dem Bannstrahl belegt, war er einer der Getreuen, die Kaiser
Heinrich IV. auf seinem Gang nach Canossa zur Seite standen (1077). Nach weiteren
sieben Jahren begleitete er diesen auf seinem Kriegszug nach Rom. Mit der
Kaiserkrönung fand dieser seinen Abschluß (1084). Kurze Zeit vorher gründete
Burkart in seiner Bischofsstadt das St. Alban-Kloster, das in späterer Zeit mit
unserer Heimat in engere Verbindung trat. Auch sein Neffe, Berchtold de Fenis,
führte den Bischofsstab von Basel. Ulrich (1182—1196) erweiterte den Sitz der
burgundischen Könige in Novo Castro, dem heutigen Neuchatel, zu seiner Grafenburg
und nannte sich fortan, wie seine Nachfolger, Graf von Neuenburg.
Seine zerstreuten Besitzungen erstreckten sich vom Ufer des Neuenburger Sees
im Westen dem Bieler See und der mittleren Aare entlang bis vor die Tore von
Solothurn im Osten, von den wald- und wildreichen Hängen des Chasseral und
westlichen Weißensteins im Norden bis zum fruchtbaren Schweizer Mittelland im
Süden. Kernpunkte seines umfangreichen Territoriums waren neben Neuenburg die
Orte Valangin, Nidau, Aarburg, Grenchen und das Gebiet um die Burg Strassberg
mit Büren. Unter der Gunst der deutschen Kaiser wuchs die Zahl der Dorfvogteien
immer mehr, so daß schon gegen die Wende vom zwölften zum dreizehnten Jahrhundert
eine Teilung der Grafschaft Neuenburg unter die vier Söhne Ulrichs III.
nötig schien.
//. Burg und Dienstmannengeschlecht von Strassberg
Die Bezeichnung Strassberg geht zurück auf eine südlich der Straße Biel—Grenchen
gelegene Anhöhe, die, schon frühzeitig zu einer Wehranlage ausgebaut, geeignet
war, den Verkehr auf dem uralten Militär-, Handels- und Pilgerweg zwischen
Rhein und Rhone zu überwachen. Mit dem Hochburgundischen Königreich fiel diese
Gegend 1032 unter Kaiser Konrad II. an das Deutsche Reich, und als in den folgenden
Jahren die Herzöge von Zähringen — sie waren die nächsten Verwandten des
letzten Burgunderkönigs — als Rektoren von Burgund, d. h. der Bistumsgebiete
Sitten, Genf, Lausanne und Basel, eingesetzt wurden, zahlte auch Burg Strassberg
zu ihren zahlreichen Befestigungen.
Aus ihrer ersten Vergangenheit ist wenig bekannt. Ein Jahrhundert lang gehörte
sie mit Umgebung zum Kloster St. Johannsen bei Erlach, das nach dem Chartular
von Lausanne durch den bereits erwähnten Bischof Conon de Fenis als Hauskloster
gegründet und von dessen Bruder Burkart, dem Bischof von Basel, kurz vor 1100
vollendet wurde. Einer der Lehensherren von Strassberg, Ulrich, befand sich im
Gefolge des Zähringerherzogs Berthold IV., als dieser um 1157 die Stadt Freiburg
im Üchtland gründete. Kurz nach 1200 kam die Herrschaft Strassberg an die Grafen
von Neuenburg. Diese verlegten den Verwaltungssitz nach dem an der Aare gelegenen
und mit Mauern umgebenen Städtchen Büren („in Helvetiae") und errichteten
hier die in der Geschichte der Herrschaft Strassberg oft genannte Burg Büren.
Dadurch verlor die erste Burganlage immer mehr an Bedeutung. Um 1236 vorübergehend
zerstört, wurde sie sofort wieder aufgebaut. Letztmals wird sie in einer 1317
in Basel angefertigten Urkunde als „Castrum Strasberg" erwähnt. Sehr wahrscheinlich
fiel sie 1356 dem Basler Erdbeben zum Opfer. Heute erinnern nur doch die Reste
der Umfassungsmauern auf dem „Schloßberg" an die ersten Dienstmannen und an
das Geschlecht der Grafen von Strassberg.
35
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1964-01/0037