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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-01/0017
Bücher werden in diesen Gemeinden nicht erkauft noch eingeführt". Ob es in
Wollbach etwas genützt hat, daß Pfarrer Helminger „derselben Erkaufung von
der Kantzel verboten" hat? Um die Willkür und offenbare Geschäftstüchtigkeit
eines Verlags, aber auch um den Notstand, an dem die Gemeinden nur teilweise
Schuld tragen, zu beleuchten, andererseits aber auch, um die Vorschläge des klar
denkenden und weitblickenden Speziais Walz aufzuzeigen, sei erlaubt, das
ausführliche Resümee über diese Frage an den „Durchleuchtigsten Marggraff,
Gnädigsten Fürst und Herr" wiederzugeben. „Fremde Gesang-Bücher sind überall
genug. Denselben habe bissher kein Mittel entgegen zu kehren gewusst, als dass
den Pfarrern aufgegeben, sie sollen keine andern als im Maschenbaurischen
befindliche Lieder singen lassen. Es ist aber auch dieses Mittel zimmlichen
inconvenienzien unterworfen. Fast alle zwey Jahr drückt Maschenbauer selbst
ein neues Gesang-Buch und rückt demselben allemal neue, offt gar nicht erbauliche
Lieder ein. Da aber ein in einem Land privilegirtes Gesang-Buch als ein Liber
Symbolicus desselben anzusehen ist, so macht ein schlechtes Gesang-Buch, worein
jedermann Lieder angeben oder verfertigen darff, unserem Land wenig Ehre. Da
ferner neue Lieder gar leichtlich, sonderlich von angehenden Pfarrern aufgegeben
werden, welchen die hüpfende Reime der Neuern besser als die alte Männliche
Poesie gefallen; so werden die Leute dadurch genöthiget, von einem neuen Verlag
dieses Gesang-Buches zu dem andern, das ist, alle paar Jahre, neue Bücher sich
anzuschaffen, wann sie anders in der Kirche mitsingen wollen" (b. 9). „Alle paar
Jahre neue (Gesang-) Bücher"! Was würden die Gemeinden heute dazu sagen!

Wie sieht nun des Speziais geradezu modern anmutender, wohldurchdachter
Vorschlag zur Abhilfe aus?

„Meiner unmassgeblichen Meynung nach wäre allso der Bedacht mit grosser
Sorgfalt dahin zu nehmen, dass ein vor alle mal eine kluge Aus-Wahl der Lieder
vorgenommen und ein vollständiges Gesang-Buch gedrückt würde, mit dem
Beding, dass es in Zukunft nimmermehr vermehrt noch vermindert werde: es
wäre denn, dass ein Hochpreissliches Consistorium vor gut fände, zum privat-
Gebrauch einen Anhang zu gestatten, dessen usus publicus gleichwohl untersagt
bliebe, ungefähr auf die Art, wie man in der Bibel die Libros Canonicos von den
Apocryphis unterscheidet und diese als nützliche Hauss-Bücher gelten lässt"
(b. p. 9 und 10).

Härteren Einsatz verlangt der gleiche Kampf gegen die „fremden" Schulbücher
, vor allem gegen den „fremden" Kleinen und Großen Katechismus. Der
Spezial gibt in seinem Bericht die z. T. sehr geringen Unterscheidungsmerkmale
an, die er „vermittelst eines Circularis" (b. p. 10) bekanntgegeben hat. Da er in
diesem auch „befohlen" hat, diese „fremden", in Basel gedruckten Bücher „aufzusuchen
und wegzunehmen" (b. p. 10), hofft er, „die gantze Dioeces gereiniget"
zu haben. Schon im folgenden Satz aber dämpft er selbst diese Hoffnung, weil er
weiß, daß die Basler „besseres" und damit dauerhafteres „Papyr" verwenden,
daß die Markgräfler Bauern den auf dem Basler Markt erzielten Erlös dort gleich
und bequem zu Einkäufen verwenden können und weil die Basler Druckwerke
„wolfeiler" sind als die in der Markgrafschaft käuflichen. Der Spezial streckt
aber auch hier nicht die Waffen. Er unterbreitet seinem Landesfürsten folgende
Gedanken zur Abhilfe. „Gienge Maschenbaur im Preiss herunter und begnügte
sich mit einem mässigern profit, so würde er dadurch dem ihm zuwachsenden
Schaden am besten begegnen und das ihm Gnädigst ertheilte Hochfürstliche
Privilegium den Kirchen und Schulen zustatten kommen" (b. p. 11).

Während meiner ganzen, fast 50 jährigen Amtszeit ist die Katechismusfrage
im Grunde nie zur Ruhe gekommen. War sie eigentlich je in Ruhe? Auch um die
Mitte des 18. Jahrhunderts bewegte sie die Gemüter. „Viele Geistliche wünschen

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