http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-01/0022
thun und was sie lassen sollen" (p. 227). Außer im kleinen Kleinkems sind die
Anmeldungen zum hl. Abendmahl überall üblich, dessen Feier ebenfalls in 18
Gemeinden als „geordnet" bezeichnet wird. Egringen fügt hinzu: „ . . .nicht zwar
alle mal auf die Feste, doch halte er die Leute nicht lange auf" (p. 64). Ähnlich
wie die Wittlinger bei den Gottesdiensten äußern die ötlinger Anstände über die
Abhaltung der Abendmahlsfeiern: „Das S. Abendmahl werde auf die Feste gehalten
; aber sonst zwischen der Zeit wie dermalen sey es den Leuten nicht wol
gelegen, indem sie mit Emden zu thun haben. Ebenso gehe er zur Zeit der grossen
Geschärfte, in welche etwa ein Apostel-Tag einfalle, nicht früh genug zur Kirche,
wodurch die Leute von ihren Arbeiten abgehalten werden" (p. 170/71). Verständnis
für diese Beschwerden zeigt der „Bescheid quoad 1 mum" (= „zum 1. Punkt";
der Verf.): „Der Herr Pfarrer werde erinnert werden, das S.Abendmahl nicht mehr
zur Zeit der grossen Feld-Geschäfte, sondern entweder vor oder nach solchen zu
halten" (O. p. 171). Zum Verständnis der Lage kommt gegenüber beiden Parteien
diplomatische Anweisung im Bescheid „quoad 2 dum": „sie seyen nicht befugt,
die Feyr der Apostel-Täg vor sich ohne Erlaubnis durch Feld-Geschäfte zu unterbrechen
. Wenn es aber die Noth erfordere, wie es leicht geschehen könne; so sollen
sie Tags zuvor zu dem Herrn Pfarrer gehen, die Noth vorstellen und um Erlaub-
niss, wie auch dass der Gottesdienst in aller frühe möge vorgenommen werden,
bitten; da dann der Herr Pfarrer nicht ermangeln werde, ihnen in ihrem Begehren
zu willfahren" (a.a.O.).
Höchst interessant, besonders natürlich für die Pfarrer unter den Lesern, sind
die Predigtkritiken des Visitators auch im Blick darauf, was nicht gesagt ist.
Zu schade, daß es aus Raumgründen nicht möglich ist, sie samt und sonders hier
anzuführen; aber einige seien doch herausgegriffen. So erhalten die Pfarrer der
folgenden Gemeinden nachstehende Kritik:
Blansingen:
Ef ringen:
Kirchen:
Egringen:
Wollbach:
Schallbach:
Rötteln:
Hauingen:
Eimeidingen:
Tüllingen:
Brombach:
,legte eine erbauliche Catechismus-Predigt ab" (p. 25. Spalte für
1751).
,Die Predigt war ordentlich eingerichtet und erwecklich" (p. 37).
,.. . war noch wol anzuhören, wann man von der Actione Ora-
toris, die etwas seltsam ist, abstrahirt" (p. 45).
,. .. war so gut, als ich vermuthete und Hess mich nicht ohne Hoffnung
der Erbauung" (a. 66).
,... zeugte von dem Eiffer und guten Absicht des Predigers" (p. 77).
,... war wol concipirt und abgelegt" (p. 89).
, .. . war ernstlich, Stringens" (p. 124).
,Mit Gesang, Predigt . .. konnte ich schon noch zufriden seyn nach
Beschaffenheit der . . . Umstände, . . ." (p. 133).
,Der Herr Pfarrer ist, und bewiesse sich auch dissmal als ein eifriger
Prediger, ..." (p. 134).
,.. . nach angehörter, wol meditirter Predigt..." (p. 196).
,.. . enthielte lauter gute materialia, die nur zu viel cumulirt und
abig concinno ordine angebracht waren" (p. 229).
Aus dem Wortlaut aller Kritiken geht klar hervor, daß der Spezial darauf
bedacht war, in freundlichem Wohlwollen mehr das positiv als das negativ zu
Bewertende hervorzuheben. Ein gutes Zeichen für seinen Charakter und seine
Pädagogik!
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