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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-01/0038
wann in die Schule" (p. 172). Meist wird dem Pfarrer das Zeugnis ausgestellt
wie z.B. in Blansingen: „Diser besuche die Schule auch fleissig" (p. 35). Tüllingen
läßt sich mit der Angabe hören: „Diser besuche die Schule; ermahne auch die
Leute, dass sie ihre Kinder fleissig schicken sollen." Mit stillem Bedauern wird
aber hinzugefügt: „sie geben aber wenig darauf?" (p. 196) und ähnlich Hauingen:
„Dieser besuche die Schule fleissig und sey eiffrig auf das Beste der Jugend"
(p. 133). Den Rekord im Schulbesuch aber stellt der Pfarrer von Kirchen auf,
wie aus folgender Angabe hervorgeht: „Der Pfarrer besuche die Schule fleissig;
seye im Winter oft in der Woche zwey mal in die Schule gekommen" (p. 55).
Er hat gewußt, weswegen er solches tat. Wir kommen unten darauf zurück.
Ziemlich wichtig scheint man seinerzeit genommen zu haben, ob der Pfarrer die
Kinder nicht zu früh aus der Schule genommen habe, um sie der Feier des
Hl. Abendmahls zuzuführen. Mit einer einzigen Ausnahme bestätigen alle Lehrer,
daß sich der Pfarrer genau an die Ordnung halte und die Kinder nicht zu früh
aus der Schule nehme, nämlich die Mädchen mit 13 und die Buben mit 14 Jahren
(Visitationsfrage Nr. 56). Eine Ausnahme macht Kirchen: „Es seyen letzthin ihm
verschiedene Kinder zu früh aus der Schule genommen worden, die das Alter noch
nicht gehabt." „Not. Der Pfarrer hierüber vernommen gestehet, dass etliche
Kinder das gesetzte Alter noch nicht gehabt, die er zum S. Abendmal gehen
lassen; er entschuldigt sich aber damit, dass sie bey dem Schulmeister weiter
nichts würden gelernt haben, dagegen sie aber durch seinen, des Pfarrers, Fleiss
soweit gebracht worden, dass er vor ihre capacität gut stehen wolle." Wenn wir
an die oben aufgezeigten Schulverhältnisse in Kirchen denken, verstehen wir,
weswegen der Pfarrer bewußt die gesetzliche Vorschrift übertreten, ja, daß er
damit den Kindern sogar etwas Förderliches erwiesen hat.

Wir stehen am Ende unserer Darlegungen. Durch das reichliche Zitieren der
Quellen habe ich versucht, das Bild vom Leben der Kirche und der Schule in der
Diözese Rötteln um die Mitte des 18. Jahrhunderts so nah und getreu wie möglich
vor uns erstehen zu lassen. Bei seiner Betrachtung werden wir zu Vergleichen mit
der Gegenwart angeregt. Formen mögen sich ändern, Aufgaben mögen sich weiten,
Fortschritte mögen zu verzeichnen sein — am auffallendsten sichtbar auf dem
Sektor der Schule —, aber im letzten Grund ist die Aufgabe von Kirche und Schule
heute die gleiche wie vor 200 Jahren. Die so vielseitigen und oft so schwer
lastenden Anforderungen in der Diözese sind damals gemeistert worden; helfen
wir heute, jeder an seinem Platz, mit, die nicht weniger gewichtigen der Gegenwart
in unbegrenztem Raum zum Wohle auch der Zukunft zu bewältigen.

Anhang I

A. Die Visitationsfragen
I.

De Statu Externo
Qu. 1.

a) Wem die Kirche zu bauen und in Stand zu erhalten obliege?

b) Ingleichem das Pfarrhaus?

Qu. 2.

Wer vor das Schul-Hauss auf diese Art zu sorgen habe?

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