Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-01/0054
neben Johannes Nepomuk Müller, erzbisch. Dekan und Pfarrer in Stetten, Pfarrer
Kerkmaier, K. Schilling, Kaspar Keller, Leopold Neumann und Berthold Stolz
in die große Glocke der neuen Kirche eingegossen worden. Diese Glocke ist 1914
leider auch ein Opfer des Krieges geworden.

Nach 1896 führte Josephs Frau, Sophie geb. Hug, das Geschäft unter Leitung
des 1865 geborenen Sohnes Albert weiter. Der Rückgang im Absatz der Zinnwaren
, zahlreiche technische Neuerungen und die steigenden Bedürfnisse der Bevölkerung
machten große Anstrengungen notwendig, um konkurrenzfähig zu
bleiben. Bald wurde das Gaslicht, dann das Gasglühlicht und schließlich das elektrische
Licht eingeführt. Das brachte ständige Veränderungen mit sich. Schaufenster
und Geschäft wurden immer wieder umgebaut, vergrößert und modernisiert. Eine
neue Belebung brachte die Einführung des Spielwarenhandels im Geschäft, und
noch einmal vor dem ersten Weltkrieg zählte die Firma zu den führenden im
ganzen Markgräflerland. Wegen Arbeitsmangel mußte die Zinngießerei 1912 endlich
aufgegeben werden. Albert Borocco stellte sich aber rasch auf das nun gängige
Material um, und die Warenlager füllten sich mit neuen Gegenständen aller Art
für den täglichen Bedarf. Nach dem Tode seiner Mutter 1918 übernahm er dann
das väterliche Geschäft in der Turmstraße 12, um es nach zwei Jahren schon zu
verpachten. 1930 wurden Laden und Haus einer gründlichen Modernisierung
unterzogen, um 1963 für den Neubau des Lebensmittelgeschäfts Gottlieb völlig
abgerissen zu werden. Noch vielen alten Lörrachern bekannt unter dem Ubernamen
seines Vaters „Zinnsepp", starb Albert Borocco 1953 unverheiratet. Als
Zinngießer war er der letzte Vertreter seines Handwerks nicht nur in Lörrach,
sondern in ganz Baden und vielleicht noch darüber hinaus. Als Erinnerung an
dieses vergangene Gewerbe überließ er sein gesamtes Handwerksgerät, Gußformen,
Zinnproben, Zangen für Zinnplomben sowie sein ehemaliges Meisterstück als Zinngießer
, eine gewölbte Wandnische mit Waschtisch und Waschbecken, reich verziert,
dem Heimatmuseum Lörrach, das er zusammen mit Ernst Schultz in den 20 er
Jahren mitbegründete. Vielen bekannt wird auch die zu seinen Ehren benannte
„Borocco-Hütte" in der Nähe des Waidhofes sein, die ihn ebenfalls als bedeutenden
Heimat- und Wanderfreund in Erinnerung halten soll. Die umfangreiche
Zinnsammlung des Heimatmuseums Lörrach wie jedes einzelne da und dort in den
Markgräfler Haushaltungen und Kirchen noch vorhandene Zinngerät sind für uns
heute wieder lebendige Denkmäler der bewegten Geschichte eines untergegangenen
heimatlichen Handwerks, das den Stempel eines ganzen Jahrhunderts auch unserer
Geschichte Lörrachs trägt.

Anmerkung

Die Unterlagen zu diesem Aufsatz stellten freundlicherweise die Gebrüder Borocco,
Lörrach, zur Verfügung. Die Aufnahmen wurden im Heimatmuseum Lörrach vom Verfasser
angefertigt.

Von April bis November dieses Jahres zeigt das Heimatmuseum Lörrach eine besondere
Zusammenstellung schöner alter Zinnwaren, u. a. zahlreiche der Zinngießer Borocco
sowie einen Teil des Zinngießerhandwerkzeugs von Albert Borocco, dem letzten Zinngießer
Badens.

52


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-01/0054