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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0016
Dieser Limes begann am Rhein bei Rheinbrohl unterhalb der Lahnmündung
südlich von Bonn, dem römischen Bonna, verlief dann über den Taunus in
Richtung Giessen und bog von dort in südlicher Richtung zum Main ab, den er
östlich von Frankfurt bei Hanau erreichte.

An der südlichen Mainschleife bei Bürgstadt verließ er diesen wieder und zog
sich in fast südlicher Richtung über Jagst und Kocher bis nach Gmünd hin. Von
dort bog er nach Osten zur Donau ab, die er bei Hienheim, zwischen Ingolstadt
und Regensburg, dem römischen Regina Castra, erreichte.

Den Anbau des zwischen Rhein, Limes und Donau gelegenen Gebietes überließen
die Römer größtenteils der unterworfenen gallischen Bevölkerung gegen
Entrichtung des Zehnten, daher der Name Zehnt- oder Dekumatland.

Bei den römischen Kastellen am Rhein und an der Donau siedelten sich nun
viele Einheimische als Kolonisten an, woraus sich die Städte Koblenz, Köln,
Mainz, Worms, Straßburg, Augsburg und Regensburg entwickelten.

Die einheimische keltische Bevölkerung vermischte sich in den folgenden Jahrhunderten
mit den Römern, so daß sich schließlich in Frankreich, der Schweiz
und Südwestdeutschland die sog. galloromanische Bevölkerung herausbildete.

Viele Ortsnamen erinnern noch heute an die Zeit der römischen Besetzung,
die doch für unser nächstes rechtsrheinisches Gebiet immerhin etwa zwei bis drei
Jahrhunderte gedauert hat. Es verwundert nicht, daß in einem so weit von Rom
abgelegenen Gebiet, das ständigen Gefahren ausgesetzt war, besonders viele Ortsnamen
auf Befestigungen hinweisen. Erinnert sei hier an Kastel bei Mainz und
an der Saar und an Bernkastel an der Mosel, die auf lateinisch castellum =
Festung, Bollwerk zurückgehen, sowie an Gampelen im Bernbiet und Gempen
bei Basel, denen lateinisch campus = Feld, Lager zugrunde liegt. In Gaster südlich
des Zürichsees ist lat. Castrum = befestigter Raum, Kastell enthalten. Dieses Wort
ist auch noch sehr schön in den Chester-Namen Englands, der ehemals römischen
Provinz Britannien, zu erkennen, wie etwa in Winchester, Manchester und in Chester
selbst. Andere Namen erinnern wieder an römische Kaiser: An Augustus Augusta
Raurica, das heutige Baselaugst, Augusta Vindelicorum, Augsburg, und Augusta
Treverorum, das jetzige Trier. Konstanz geht auf den römischen Kaiser Con-
stantius I. zurück. Ortsnamen, die ebenfalls römischen Bezeichnungen ihr Entstehen
verdanken, sind etwa Koblenz, aus confluentes = Zusammenfluß. Koblenz
im Rheinland liegt an der Moselmündung und unser Koblenz bei Waldshut am
Zusammenfluß von Aare, Wutach und Rhein. Pratteln bei Basel hieß zu Beginn
des 12. Jahrhunderts noch Bratello und geht wahrscheinlich auf lat. pratellum =
kleine Wiese zurück. Dieses Wort ist übrigens auch noch in den beiden Tiroler
Ortsnamen Pradell und Pradl sowie im holländischen Pradelles erhalten. Erwähnt
sei hier auch noch Muttenz, das wohl entstanden ist aus lat. mutatio = Wechselstation
für Pferde.

Den größten Anteil an den römischen Ortsnamen haben aber die sog. -acum-
Namen. Gemeint sind damit diejenigen Ortsnamen mit der Endung -acum, die im
Deutschen heute meist auf -ach enden. Ich werde später bei der Deutung des
Ortsnamens Grenzach — denn auch dieser gehört hierher — noch näher auf diese
Namenbildung eingehen. Hier sei nur soviel gesagt, daß dieses -acum auf ein
keltisches -akos zurückgeht. Es wurde an keltische oder römische Personennamen
angehängt und bezeichnete dann zusammen mit „fundus" ein Gut, das der
betreffenden Person gehörte. Als Beispiel sei hier erwähnt: „fundus Lauriacum" =
das Gut des Laurius. „Fundus" fiel in allen diesen Namen weg, und erhalten blieb
Lauriacum.

Diese acum-Namen treten im ehemals römischen Gebiet außerordentlich zahlreich
auf. Hier seien auch nur wieder einige wenige Beispiele genannt: Brisiacum =

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