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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0022
Der bisherige größere geschichtliche Überblick hat gezeigt, daß Grenzach und
Wyhlen auf uraltem Siedlungsboden liegen. Bodenfunde beweisen, daß auf
unseren beiden Gemarkungen tatsächlich schon die Kelten gesiedelt haben. In
Grenzach sind es die 1903/04 ausgegrabenen sog. „Hünengräber" im Wald
östlich vom „Dengeligeist", ein aus acht Grabhügeln bestehender Bestattungsort
aus der Hallstattzeit (1200 — 500 v. Chr.). Die dort gefundenen Ton- und
Bronzegeräte geben uns ein anschauliches Bild von der Höhe der keltischen Kultur.
1947 legte man auf dem Hornfelsen eine Wallanlage frei, die ebenfalls in die
Hallstattzeit gehört.

In Wyhlen fand man unter einem Turm des römischen Brückenkopfes am
Altrhein Skelettreste aus der Latenezeit (500 v. Chr. — Christi Geburt). Daß
Grenzach und Wyhlen dann auch zur Zeit der Römer besiedelt waren, verwundert
nicht bei der unmittelbaren Nähe von Augusta Raurica, das — wie wir gesehen
haben — mit dem rechtsrheinischen Ufer durch zwei Brücken verbunden war.
Von diesen Brücken zweigten zwei wichtige Straßenverbindungen ab, von denen
die eine über Grenzach, Haltingen und Erringen nach dem heutigen Badenweiler
führte, während die andere ins obere Rheintal abbog, wo bei Brennet und
Obersäckingen in den letzten Jahrzehnten römische Funde freigelegt worden sind.

In Grenzach wurden bei Grabungen in der Steingasse und Hauptstraße schon
früh römische Gebäude nachgewiesen. Die Streuung dieser Funde beweist eindeutig
, daß wir es hier mit einer größeren römischen Niederlassung zu tun haben.
Eine zweite römische Siedlung dürfen wir nach den bisherigen Ausgrabungen beim
Burgackerweg nordwestlich des Schlosses annehmen. Dort stieß man bei Kanalisationsarbeiten
auf eine römische Mauer. Andere Grabungen trafen Überreste des
Badegebäudes einer römischen Villa.

Die Lage dieser zwei Niederlassungen an den warmen Südhängen des Dinkelberges
ist für die römische Siedlungsweise ebenfalls sehr typisch.

In Wyhlen erinnern vor allem die gewaltigen Uberreste des Brückenkopfes
gegenüber von Kaiseraugst, das sog. „Heidnisch Gemäuer", an die Römerzeit.
Man datiert heute seine Entstehung in die Zeit des letzten großen Ausbaues der
Rheinlinie im vierten Jahrhundert. 1937 stieß Oberschulrat Kuhn oberhalb dieses
Brückenkopfes am Schnittpunkt der Rheinfelder Straße mit der Bahnlinie auf
einen galloromanischen Vierecktempel und auf die rechtsrheinische Römerstraße,
die zum Teil unter der heutigen Rheinfelder Straße liegt. Eine dichte Streuung
von Ziegelresten im „Stockacker", in der Nähe des Fußballplatzes, weist ebenfalls
auf römische Bauten hin.

Alle diese Funde beweisen, daß hier im Vorfeld von Augusta Raurica
römische Kolonisten an den Südhängen des Dinkelberges auf dem Boden unserer
beiden Gemarkungen siedelten, bis sie sich in den Alemannenstürmen auf linksrheinisches
Gebiet zurückziehen mußten. Doch nicht nur diese Bodenfunde weisen
auf die römische Besiedlung hin, sondern die beiden Ortsnamen selbst.

Grenzach wird 1275 erstmals urkundlich erwähnt, also etwa 1000 Jahre nach
der Römerzeit. Und dennoch können wir diesen Namen direkt von der Bezeichnung
der hiesigen römischen Siedlung ableiten, oder, besser gesagt, wir können,
indem wir die in der alemannischen Sprache durchgeführten Veränderungen
berücksichtigen, diesen römischen Namen erschließen.

Es wurde weiter oben ausgeführt, daß viele Ortsnamen im ehemals römischen
Gebiet auf die sog. -acum-Namen zurückgehen und daß diese heute im Deutschen
meist auf -ach enden.

Die Lage Grenzachs und die Bodenfunde auf seiner Gemarkung weckten nun
die Vermutung, daß auch dieser Ortsname auf einen solchen römischen -acum-
Namen zurückgehen könnte. Es mußte nun versucht werden, die seit der ale-

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