http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0023
mannischen Besiedlung unseres Gebietes in dieser Sprache stattgefundenen lautlichen
Veränderungen in unserem Ortsnamen rückgängig zu machen, um so die
Urform des Namens „Grenzach" wiederzugewinnen. In diesem so rekonstruierten
Namen auf -acum mußte dann ein keltischer oder römischer Personenname
vorhanden sein, da sonst die Deutung Grenzachs als -acum-Name nicht stimmen
würde.
Ich kann hier nicht noch einmal diese ganze Untersuchung aufzeigen, sondern
möchte nur kurz das Ergebnis festhalten. Die Alemannen müssen den Ortsnamen
Grenzach von den Römern oder von der galloromanischen Bevölkerung in der
Form Carantiacum übernommen haben. Darin steckt der keltische Personenname
Carantos = Freund, Verwandter. Dieser Personenname wurde von den Römern
übernommen und lautete nun Carantus, woraus der häufig belegte Familienname
Carantius gebildet wurde. Dieser Name verband sich mit der Endung -acum zu
Carantiacum, welches zu dem Hauptwort „fundus" = Gut trat. „Fundus
Carantiacum" bedeutet nun: Gut des Carantius. Nach Wegfall des Hauptwortes
„fundus" blieb „Carantiacum" übrig, also genau die sprachlich erschlossene Urform
des Namens „Grenzach". Dieses so entstandene „Carantiacum" liegt auch einigen
französischen Ortsnamen zugrunde, was beweist, daß dieser Personenname Carantius
oft vorkam. Als Beispiel sei hier nur Cransac bei Aveyron erwähnt, das noch
961 Caranciaco lautete. Auf einer Münze von 1168 fand sich auch noch der
weiterentwickelte Ortsname „Cherentiaco".
Wie veränderte sich nun dieser von den Alemannen im vierten oder fünften
Jahrhundert übernommene römische Ortsname Carantiacum zu seiner heutigen
Form „Grenzach"?
Lateinisch -acum wird in der alemannischen Sprache zu -ach: Carantiacum
also zu Carantiach. Lateinisches C (gesprochen K) wird zu Ch und ergibt so
Charantiach. T wird zu Z verschoben, wie z. B. bei Constantia zu Konstanz,
also Charantiach zu Charanziach, a wird vor folgendem i zu e, wie in Attila zu
Etzel oder Alisaz zu Elsaß. Charanziach wird also folglich zu Cherenzach. Im
Alemannischen wird dann außerdem e vor n noch zu ä, wie etwa bei senden
zu sänden. Cherenzach ergibt danach Cheränzach. Dieses Cheränzach wird dann
mundartlich noch weiter abgeschliffen zu „Chränzech", also genau so wie es noch
heute gesprochen wird. Die heutige Schreibung mit G ist also unrichtig. Grenzach
müßte, wenn man schon das mundartliche Ch nicht schreiben will, mit K
geschrieben werden, da nur Wörter auf K in der alemannischen Mundart als Ch
gesprochen werden. Mit dieser Feststellung soll keineswegs einer orthographischen
Korrektur das Wort geredet werden, da die Schreibungen fast aller heutigen
Ortsnamen rein zufällig sind. So konnte unter strenger Berücksichtigung zahlreicher
sprachlicher Gesetze und Veränderungen, die seit dem fünften Jahrhundert in
der alemannischen Sprache stattgefunden haben, unser Ortsname von dem römischen
Ortsnamen Carantiacum abgeleitet werden. Der Name Grenzach ist also
schon bald 2000 Jahre alt, obwohl er erst 1275 erwähnt wird. Die späte Nennung
vieler zweifellos sehr alter Orte hängt in unserem Gebiet wahrscheinlich mit dem
Brand des Klosters Säckingen im Jahre 1272 zusammen, wobei sämtliche Urkunden
verbrannt sind.
Auch der Ortsname Wyhlen erinnert an die Zeit der römischen Besetzung.
Man hat bisher im allgemeinen Wyhlen von dem in einer St.-Gallener Urkunde
vom Jahre 754 erwähnten Adaghiliniswillare abgeleitet. Diese Deutung ist völlig
unmöglich, denn sämtliche Orte auf -wilari werden im Deutschen zu -weiler, wie
etwa in Röttelnweiler, und außerdem geht ein Personenname Adaghilin nicht
einfach verloren, sondern weit eher das folgende Grundwort -wilari. Der Name
85
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0023