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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0028
heutige Gebäude nur die Südseite eines quadratischen Baues, dessen Ostseite aus
einem noch größeren Anbau bestand, während die Nordseite durch eine mit
Schießscharten versehene Mauer geschützt war. Auf der Westseite befand sich
inmitten der Schutzmauer ein viereckiger Turm, durch den man in den Schloßhof
gelangen konnte. Ein das Schloß umgebender Weiher, wonach es eben auch
Weiherhaus genannt wurde, erhöhte noch seine Sicherheit.

Wenn wir den heutigen Zustand der Gemarkung überblicken, dann dürfen wir
nicht vergessen, daß sich dieses Siedlungsbild erst im Laufe langer Jahrhunderte
herausgeformt hat. Durch Rodung mußten sich die Siedler erst große Teile der
Flur urbar machen. Während in Wyhlen beim Auftreten unserer schriftlichen
Quellen im 13. und 14. Jahrhundert noch der größte Teil des heutigen Feldes mit
Wald oder Gebüsch bewachsen ist und wir folglich an Hand der vielen Rode-
flurnamen systematisch die Urbarmachung verfolgen können, liegen dagegen in
Grenzach die Verhältnisse ganz anders. Der viel kleinere Umfang der Grenzacher
Gemarkung brachte es mit sich, daß beim Auftreten unserer Urkunden im 13. und
14. Jahrhundert das heutige Feld schon in seiner ganzen Ausdehnung gerodet und
urbar gemacht war. Nur der 1478 erstmals genannte Flurname „Dick" oberhalb
des Strandbades, der soviel bedeutet wie „Dickicht, dichtes Gehölz", weist noch
auf den früheren Zustand hin. Bei der ersten Nennung dieses Namens im Jahre
1478 werden dort aber schon Äcker genannt, so daß wir nicht mehr feststellen
können, bis wann jener Feldteil mit Wald oder Gebüsch bewachsen gewesen war.

Selbst dieses gänzlich gerodete Feld reichte noch immer nicht für eine bescheidene
Landwirtschaft aus, so daß sich die Siedler schon früh Grund und Boden
innerhalb der Gemarkung Wyhlen erwarben. 1478 wird bereits ein großer Teil
der Nachbargemarkung mit dem Namen „Höflins Egerten" bezeichnet, was sich
auf das ehemalige Grenzacher Geschlecht der Höflin bezieht. 1585 heißt jenes
westlich des Wyhlener Friedhofes gelegene Feld selbst schon in Wyhlener Güterverzeichnissen
„Krentzacher veldt".

Demgegenüber diente der Grenzacher „Lenzen" den Bettinger Bauern — wie
noch heute — als Acker- und Rebland, was die Namen „Bettinger Berg" (1776)
und „Bettinger Reben" (um 1730) beweisen.

Auch das sich gegen Bettingen hinziehende Tal war schon im 14. Jahrhundert
vollständig gerodet, während dagegen die kleineren Wyhlener Täler beim Ruschbach
und an der Rührberger Straße erst in den letzten Jahrhunderten dem Walde
abgewonnen wurden.

Auch die steilen Südhänge der Gemarkung sind beim Einsetzen unserer
schriftlichen Quellen im 14. Jahrhundert schon nahezu vollständig urbar gemacht.
Daß aber auch sie erst gerodet werden mußten, beweisen noch einzelne Flurnamen
wie „Grütt" (1349), was eine gerodete Stelle bezeichnet, „Brandacker" (1313),
welcher Name auf Rodung mit Hilfe des Feuers hinweist, und „Bifang" (1363).
Dieser Name ist folgendermaßen entstanden: Nach der Aufteilung der Mark
hatten die Siedler noch das Recht, Teile des Gemeindelandes zu roden und zu
umzäunen. Dieser neugewonnene Boden war von dem Zwang der Dreifelderwirtschaft
und dem Viehtrieb befreit und konnte beliebig benutzt werden. Von
ihrer Umzäunung her wurden solche Flurteile „Bifänge" genannt. Dieser Bezeichnung
liegt das althochdeutsche Zeitwort „bifahan" = umfassen zugrunde.

Diese warmen, nach Süden gelegenen Hänge hatten die Siedler schon früh
dem Weinbau nutzbar gemacht. 1294 werden „in monte Krentzach", d.h. „am
Berge Grenzach", womit das Horn gemeint ist, Reben genannt; 1322 im „win-
garte", also im „Weingarten", 1335 „in dem alten Berge", was sich auf den
heutigen „Berg" bezieht; 1364 im „John", dessen Name auf mittelhochdeutsch
jän = Streifen, Stück eines Weinberges, zurückgeht; 1434 im „Schmied", der auf

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