http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0046
Bericht über die Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft
» Markgr äflerland «
am 1. Mai 1965 in Grenzach
Nach wochenlanger Regenzeit war der l.Mai 1965 der erste strahlend helle
Sonnentag dieses Frühjahrs. Mehr als 30 Mitglieder und Freunde der Arbeitsgemeinschaft
trafen sich an diesem Tage zur traditionellen Frühjahrstagung, die
der Gemeinde Grenzach gewidmet war. Nach kurzer Begrüßung aller Erschienenen
durch den Schriftleiter übernahm unser Mitarbeiter, Herr Dr. E. Richter aus
Grenzach, die Führung zu den wichtigsten Punkten, an denen die Ortsgeschichte
aufgezeigt werden konnte. Die unmittelbar einander gegenüberliegenden Gasthäuser
„Ziel" und „Bären" (letzteres heute umgebaut zur Bären-Apotheke)
erinnerten an die ehemalige Teilung der Gemeinde zwischen Vorderösterreich
und den Markgrafen bzw. den Herren von Bärenfels. Die „Krone" war früher
eines der berühmtesten Gasthäuser im Markgräflerland, wo besonders gern die
Basler Herren, vor allem Professoren und Studenten, Einkehr hielten. Wahrscheinlich
dürften auch Friedrich Nietzsche und Jakob Burckhardt zu ihren Gästen
gehört haben. Den Berg hinansteigend, kam man im Bereich des „Ochsen" schon
in das Gebiet römischer Siedlungstätigkeit. Diese Keimzelle ist auch heute noch
der Mittelpunkt der Gemeinde mit Rathaus, Kirche und alter Schule.
Die ältesten Bauteile der Kirche sind Turm und Chor (1426). Das Gotteshaus
war dem im Kloster Murbach verehrten hl. Leodegar (wie Bellingen und
Schliengen) geweiht. Die wechselhaften Besitz- und Baupflichtverhältnisse konnten
aus den verschiedenen Wappen in Chor und Turmhalle, den Epitaphen der Herren
von Bärenfels und dem von diesen gestifteten hochgotischen Sakramentshäuschen
abgelesen werden. Erwähnt wurde auch die in Grenzach abgegangene Sankt-
Wolfgangs-Kapelle.
Auf dem weiteren Weg entlang des Steilhanges am Unterberg lag uns die
alte Dorfsiedlung und das zum Rhein hinuntergreifende Industriegebiet ständig
vor Augen. Einer Ausweitung der Werke (Geigy und Hoff mann - La Roche)
wird vor allem durch die engen Grenzen der Gemarkung Einhalt geboten. Recht
oft konnte Herr Dr. Richter auf seine reichen Kenntnisse auf dem Gebiet der
Flurnamen zurückgreifen. Die Fliehburgen oberhalb der Kirche und die alten
Wehranlagen auf dem Grenzacher Horn führten in die keltische und alemannische
Zeit zurück. Dicht an der Schweizer Grenze standen einst auch die Galgen des
Hochgerichtes Rötteln.
Auf dem Rückweg wurde noch dem ehemaligen Weiherschloß ein Besuch abgestattet
und dessen Geschichte gestreift. An der Mineralquelle vorbei führte uns
dann Herr Bürgermeister Bertsch zur neuen Friedhofskapelle und erläuterte Bau
und Sinn der Anlage. Den Abschluß der Ortsbegehung bildete der Besuch der alten
Baumtrotte aus dem Jahre 1745, die wohl die letzte ihrer Art im Markgräflerland
ist. Damit kam uns allen nochmals zum Bewußtsein, daß Grenzach ursprünglich
ein reines Rebbauerndorf war.
Nach dem Mittagessen im Hotel Eckert fand eine interne Arbeitsbesprechung
statt. Sie wurde eingeleitet durch ein stilles Gedenken an unseren verstorbenen
Mitarbeiter Hermann Schäfer, Steinen, der im Jahre 1934 gerade hier in Grenzach
den Weg in die Arbeitsgemeinschaft gefunden hatte. Der Uberblick über die bisher
vorliegenden Beiträge unserer Mitarbeiter ergab, daß auch für die Hefte 2/1965
und 1/1966 interessante Themen zu erwarten sind. Herr Fessenbecker wird über
„Das Wappen der Stadt Müllheim und der Herrschaft Badenweiler" berichten,
108
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1965-02/0046