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masse anzusehen, d. h. zuerst verwitterte die Kalksteinschicht und als Verwitterungsprodukt
verblieb Bohnerzton und hierauf schied sich (in zweiter Folge) aus
diesem Bolus das Eisen aus, das Bohnerz. Dieser chemische Prozeß dauert ständig
an. Wo Bolus vorhanden ist, wird Eisen ausgeschieden. Die alten Erzknappen
drückten sich in dem Sinne aus, daß „das Eisen im Boden dauernd wachse."
Der alte badische Bergbau hat zwei Formen des Erzes unterschieden: die Reinerze
und die Bohnerze.
Die ersten liegen auf dem Grund der taschenförmigen Aushöhlungen im Jurakalk
, haben Nieren- und Kugelform, Walnuß- bis Kopfgröße und bilden mehr
oder weniger zusammenhängende Lager oder Nester. Die Struktur ist deutlich
konkretionär und schalig, der äußere Mantel braun und tonig, der Kern von
faserigem, sehr reinem Eisenoxyd gebildet. Letzteres ist oft hohl mit buntangelaufenen
Wänden. Der Hohlraum birgt Nadeleisenerz in schönen, oft blau
angelaufenen Kristallen, Quarz in kleinen Kristallgruppen, Eisenspat, Braunspat
und Kalkspat. Manchmal ist der Hohlraum auch mit Sand oder Ton gefüllt. Alles
deutet darauf hin, daß der Kern ein Auslaugungsprodukt, in den meisten Fällen
von Jurabrocken, darstellt. Die Bildung des Reinerzes wird man als gleichzeitigen
Vorgang ansehen können.
Mit den Reinerzen, aber über diesen liegend, finden sich die Bohnerze in dem
Ton eingebacken. Sie haben Erbsenform und zeigen konzentrisch-schalige Struktur.
Sie sind von gelblicher, rötlichbrauner oder oliver Farbe. Die Verkittung durch
den Bohnerzton ist mehr oder weniger fest. Die Bohnerze kommen hauptsächlich
in den fetten, von glänzenden Harnischflächen durchzogenen Tonen vor, selten
in den sandigen, mageren Tonen und nicht im Hupper, den die Bergleute als Erz-
räuber bezeichneten.
Da die unterirdischen Baue Ende der 1860er Jahre aufgelassen wurden und
heute unzugänglich sind, ist man bei der Beurteilung der Lage auf die alten Berichte
angewiesen.
Die Hauptbergwerksbezirke waren „Auggen—Liel—Schliengen" und „Hertingen
—Liel" in der Nähe der Korallenkalkhöhen zwischen diesen letzten Ortschaften
. Spuren sind an diesen Stellen noch zu sehen. Noch offene Baue können
indessen nur bis an die Grenze des Korallenkalkes betreten werden.
Eine zweite Formation von Bohnerzen und bohnerzhaltigen Gebilden findet
sich in den Taschen des Hauptrogensteines und ist wesentlich jünger (miozän).
Die eozäne Bohnerzformation, stets an das Auftreten von Korallenkalk gebunden,
ist bei Auggen vorhanden, wo unmittelbar südlich des Dorfes noch die alten
Halden erscheinen. Von hier zieht sie über die Altinger Mühle, Altinger Stollen,
Lieler Feldstollen, das Holzlin, die Wanne, den Schneckenberg, über die Sonnholen
, Löhle und Hohe Schule bis in den Behlen südlich von Kandern. Hupper-
erdegruben erscheinen am Südrand der Sonnholen, am Süd- und Ostabfall der
Hohen Schule und im Kanderner Revier. K. Schnarrenberger berichtet über den
Bohnerzbergbau, daß er gleichzeitig mit dem Abbau der schichtigen Lager Ende
der 1860er Jahre erloschen sei. Die Verhüttung geschah mittels Holzkohlen, die
immer teurer wurden, so daß die Konkurrenz mit Norddeutschland stets schwieriger
und zuletzt zur Unmöglichkeit geworden sei; dies obgleich die Qualität des
hier gewonnenen Eisens eine vorzügliche gewesen sein soll. Verhüttet wurden die
Erze s. 2t. in Kandern, wo sich ein Großherzogliches Bergamt befand. Eine Bedeutung
werden die Bohnerze in dieser Gegend kaum mehr erlangen. Die Hauptlager
gelten als abgebaut.
Der Steingang, wie der alte Bergbau die festen Konglomeratbänke im Dache
der Bohnerzformation nannte, ist überall dort vorhanden, wo die Bohnerztone
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