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An seinen Kindern erlebte er mancherlei Freude. Von zehn waren neun am
Leben geblieben. Die vier Töchter nahmen wohl keine Theologen zum Mann,
sondern waren mit ehrenwerten und achtbaren Britzinger Bürgersleuten verheiratet
: Nach Katharina seit 1698 mit dem Schmied Georg Sick, Sabina Barbara
1707 mit dem Barbierer G. Friedrich Sick, Rosina 1706 mit dem Metzger Bartlin
Dörflinger, Anna Maria 1712 mit dem Bauer Friedrich Bienger. Von den 5 Söhnen
trat, wie auch in den folgenden Generationen, als einziger der älteste Sohn Jeremias
, das geistliche Erbe des Vaters und der Vorväter an: er war Pfarrer in Hugs-
weier, Altenheim und Badenweiler, wo sich die Gmelin 120 Jahre lang in drei
Generationen als Geistliche hielten. Johann Konrad war Schaffner des Klosters
St. Georgen/Schwarzwald und ab 1708 Barbier er und Ankerwirt in Britzingen,
wo er am 12. 10. 1716 starb. Isaak war Badwirt in Badenweiler. Johann Wilhelm
war Küfer in Hügelheim: seine männlichen Nachkommen leben noch heute dort
und in Badenweiler, haben sich aber auch in der franz. Schweiz schon stark verzweigt
. Johann David wurde Bäcker und wanderte über Holland nach Philadelphia
aus, wo er zwei Töchter hinterließ.
Im Februar des Jahres 1716 fiel der Zimmermann Güller von Muggardt in
Laufen des Rößlewirts Steinstaffel betrunken hinab und war sofort tot. Bei der
Beerdigung sprach Gmelin über 1. Kor. 10, 12: „Wer sich lasset dünken er stehe,
mag wohl zusehen, daß er nicht falle." Es war Gmelins letzter origineller Leichentext
. Alle derartigen Texte knüpften an die äußeren Vorgänge an; der Prediger
wird von hieraus weitergeführt haben zu ernster Mahnung und geistlichem Trost.
Die Gemeinde Britzingen hatte es fertiggebracht, schon ein Jahr nach Kriegsende
aus eigenen Mitteln ein neues Schulhaus aufzubauen. Am 16. 9. 1716 wurde
es feierlich mit Gebet und Gesang eingeweiht.
Pfarrer Gmelin sprach ein eigen verfaßtes Gebet: „O treuer gnädiger Gott,
der Du Dich allen christlichen Hausvätern zu sonderbarem Trost ein Hausvater
nennst, damit zur Versicherung, daß wer mit Dir und in Deinem heiligen Namen
sein Haus baue und seine Haushaltung mit Dir führe, auch so ein Schullehrer mit
Dir darinnen seine Schularbeit verrichtet, die Kinder fleißig lehre, und zu allem
Guten anführe, daß solches sein gesegnetes Haus sein soll. Deretwegen wir dies im
Schulhaus, darinnen wir diese Kinder erstmals versammelt, in deinem heiligen
Namen christlich anfangen, aber ohne Dich nichts Gutes mag verrichtet werden:
Als bitten wir Dich von Grund unserer Herzen, Du wollest diese neuerbaute
Schule ein gesegnetes Schulhaus sein lassen, solches in Deine gnädige Fürsorge nehmen
, es bewahren vor Feuer, Hagel und Wassersnot und allem, was schaden mag.
Gib beides, dem Schulmeister und auch seinen Schulkindern, den einwohnenden
heiligen Geist, auf daß recht heilsam und nützlich gelehrt, die Schulkinder recht
christlich erzogen, und von ihnen schuldiger Gehorsam erweise; die Unterweisung,
so denen selbstiger getan wird, wohlgemerkt und wohlbehalten, ein christliches
Leben danach geführt, besonders daß die lieben Kinder in Deiner heiligen Forcht
christlich erzogen und sie solche fromm und geschickte Kinder werden, die damit
der Zeit auch in der christlichen Gemeinde als christliche ehrliche Bürgersleute
mögen erfunden, ihren getreuen Eltern über ihren guten Namen wohl und herzlich
erfreut mögen werden, ja daß sie sambt ihren Schulmeistern und Lehrern
nach diesem Leben, zur Himmelsschul gelangen und als heilige Gotteskinder vor
Gott und seinem heiligen Evangelium mögen erfunden und Erben des Himmelreichs
werden. — Steure und wehre aber allen Widerwärtigen, so da nach guter
Kinderzucht Hindernuß bringen oder schädlich sein mag. Der gesambten Britzinger
Pfarrgemeind, die da zu diesem Schulhaus Hilfe geleistet und die Mittel hergegeben
, der vergelte Gott alle ihre Treu und Dienste. — Regiere, o Gott, alle
gesambten Fürgesetzten dieser Pfarre, daß sie allezeit willig geneigt seien, das
Schulwesen in gutem Stand zu erhalten, die untergebenen Bürger aber erhalte auch
in allem Wohlstand, ja allen christlichen Hausväter und Hausmütter regiere mit
deinem heiligen Geist, daß sie ihre Kinder gerne zur Schul schicken, auch selbst
solche zu Haus zu allem Guten ermahnen, ihnen den Kindern aber, gib dann,
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