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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
31.1969, Heft 2/3.1969
Seite: 77
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1969-02-03/0015
worden, als Reichskommissar die Deutsche Abteilung der Internationalen Wasserbau-Ausstellung
in Basel aufzubauen und einzurichten. Eine Nachblüte erlebte diese ihren Träger
rühmende organisatorische Fähigkeit in der Ausstellung „J. P. Hebel und seine Zeit" zur
200. Wiederkehr des Geburtstages des alemannischen Dichters 1960 in Karlsruhe, deren
Besuch kein Hebelfreund versäumte und die wegen des regen Zuspruchs weit über den
geplanten Termin hinaus verlängert werden mußte.

Eine so bekannte Persönlichkeit O. E. Sutter auch in Frankfurt geworden sein mochte,
es zog ihn, der bislang langfristige Abmachungen nie eingegangen war, um sich unbeschränkte
Handlungsfreiheit zu wahren, unwiderstehlich nach seinem badischen Heimatlande
zurück. Aller Bindungen ledig ließ er sich in Liel im Markgräflerland nieder und
vertauschte städtisches mit ländlichem Leben. Hier vertiefte er sich in die badische Geschichte
, beschäftigte sich zugleich eingehend mit der einheimischen Fauna und Flora, die
er sich auf zahlreichen Exkursionen in des Wortes unmittelbarer Bedeutung „erwanderte".
Außerdem konnte er in noch größerem Maße seiner „Liebhaberei", wie er sie bezeichnete,
der Schriftstellerei frönen, wobei anzumerken wäre, daß es sich hier doch um mehr als
eine „Liebhaberei", eher um eine Sutters Natur eigentümliche Lebensäußerung handelt.

Der Tod seiner Gattin, der bekannten Kammersängerin Beatrice Lauer-Kottlar, legte
dem „Landschreiber von Liel" den Gedanken eines Ortswechsels nahe. Nach einem kürzeren
Intermezzo in Grötzingen bei Karlsruhe fand er 1942 seine Wahlheimat in Gengenbach
, der ehemaligen Freien Reichsstadt in der Ortenau. Dort trug er entscheidend zur
Reinerhaltung des alten historischen Stadtbildes, der ursprünglichen Wesensnatur dieses
Städtekleinods bei und schuf mit solchem Wirken geradezu einen „Gengenbacher Stil".
Dieser wirkte sich überdies im Aufbau einer städtischen Bibliothek sowie des vorbildhaften
„Volksbildungswerkes im vorderen Kinzigtal", einer Zelle der Erwachsenenbildung,
aus. Der Gedanke des Heimatschutzes, durch dessen Preisgabe unermeßliche Natur- und
Kulturwerte bedroht wurden, sah O. E. Sutter stets unter seinen unentwegten, leidenschaftlichsten
Vorkämpfern.

Das Werkregister des Schriftstellers O. E. Sutter besticht durch seine Reichhaltigkeit.
Umfaßt es doch zahllose Aufsätze, Abhandlungen, Betrachtungen über die verschiedensten
Themen und Gegenstände, Broschüren, Kunst- und Wanderführer, Kalender, Buchpublikationen
, darunter ein kenntnisreich zusammengestelltes Spruchbrevier „Aus J. P. Hebels
Lebensweisheit", das auf dem Bücherbrett jeden Hebelfreundes anzutreffen sein müßte.

Ein spezielles Betätigungsfeld, das geradezu entscheidend für ihn geworden ist, erschloß
sich Sutter in Rundfunk und Fernsehen. Übrigens kein Zufall, denn bevor es noch
eine Rundfunkanstalt gab, hatte er mit dem späteren technischen Direktor des Südwestfunks
Ernst Becker, damals Ingenieur bei Siemens, 1923 die erste Reportage übernommen.
Aus diesem Anfang entwickelte sich eine regelrechte Domäne, und nichts hat O. E. Sutter,
der damit das alte Amt des „Kalendermannes" mit neuen Mitteln übernahm, so allgemein
bekannt, so volkstümlich gemacht im gesamten Oberrheingebiete wie seine „Reportagen".
Ein Meister des gesprochenen Wortes, nie verlegen um Fragen, anregend im Gespräch
mit dem Partner, geflissentlich eingehend auf die zur Debatte stehenden Gegenstände
oder auf die Persönlichkeit des Befragten, stets verständlich und auf's Wesentliche zielend,
ein einfallsreicher Plauderer, arbeitet er besonders gern im „eigensten" Bereich, beim
Landesstudio Freiburg des Südwestfunks. Zugleich ist er im Fernsehen und in den Sendereihen
„Drehscheibe" und „Mosaik" regelmäßig vertreten, ein wahrhaft hauseigener Geist,
unser „Erdgeist".

Otto Ernst Sutter, der unermüdlich Tätige, den man sich nur schwer als „im Ruhestande
" befindlich vorstellen könnte, führt seinen Lesern und Hörern das Bild einer
beneidenswerten geistigen und körperlichen Frische vor Augen. Und wenn wir an seinem
85. Geburtstage wünschen, er möge sich noch recht lange und frohgemut dieser Gaben
erfreuen, sprechen wir einen solchen Wunsch nicht nur in seinem, vielmehr auch im eigenen
Interesse aus, denn es tut wohl und ist zudem ein tröstlicher Gedanke, Menschen seiner
Prägung, seines Schlages unter uns lebend und wirkend zu wissen!

Wilhelm Zentner

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