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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
32.1970, Heft 1.1970
Seite: 40
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-01/0042
hofes. Da auch die Kirchenbücher keinen Eintrag aufweisen, da im Dorf der Name
„Karlshof" gänzlich unbekannt ist, bleibt nur der Schluß, daß auf dem Hof kein
Pächter saß, der irgendwelche Beziehungen zum Dorf hatte.

Dr. Fischer berichtet uns in seinem Buch, daß die Freiherren zu allen Zeiten
große Freunde der Jagd gewesen seien. Es liegt also der Verdacht nahe, daß der
Karlshof entweder eine Fasanerie war oder ein Jagdhaus. Der Landvogt von
Leutrum berichtet, daß der Herr von Baden zu Liel 1737 statt dem bisher gehabten
sogenannten Gnaden-Jagen auf der Geishalde bei Kandern einen andern Jagdbezirk
im Hertinger Bann erhalten habe. Und er bemerkt dazu, daß „diese Halde
bald im Herzen der guten wildfuhr liegt". Leutrum berichtet, daß die Sitzen-
kircher sich tags und nachts nicht sicher fühlen wegen dem vielen Wild, das großen
Schaden anrichtet. Der Markgraf hatte dem Probst auf Bürgeln seine Jagdhunde
in den Stall gelegt, wenn im Blauengebiet große Jagden waren. Der Probst bekam
dafür jährlich ein halbes Fuder Wein aus Haltingen. Oft waren bei Hirsch- und
Wildschweinjagden bis zu hundert Hunde beisammen, deren Gebell man nicht
gern in den Ohren hatte, wenn keine Jagd war. Dr. Kurrus berichtet aus Tunsei,
daß der Jäger Hans mit seinem Gesinde und bis zu hundert Hunden Atzung im
Wirtshaus zu St. Ilgen auf Kosten des Klosters St. Trudpert genommen habe und
das Gotteshaus habe auf diese Weise 50 Gulden für den Verzehr aufbringen müssen
. Eine Abordnung wurde zum Markgrafen geschickt mit der Bitte um Abhilfe,
doch ohne Erfolg. Nachdem lag es nahe, im Willkommbuch des Kanderner Forsthauses
einmal nachzusuchen, ob die Herren von Baden dort erscheinen. Wir finden:
1621 Hannß Friedrich von Baden bei der Hirschjagd im Köhlgartengebiet. 1652
trank Christoph von Baden zu Cander aus der Goldenen Sau. 1655 schrieb sich
Johann Friedrich von Baden ein. 1701 finden wir Einträge von zwei Herren von
Berenfels, Schenk de Schmidtbourg, Major, und Conrad Friedrich von Baden.
Und schließlich behauptet 1762 der Hauptmann von Baden „schöne Mädchen seint
erschaffen vor Soldaten".

Aber nicht nur die Herren von Baden selbst kamen zur Jagd nach Kandern.
1792 am 28. April schrieb sich der 1. Rittmeister der Hohenzoller Kürassiere, der
Freiherr von Schweickhardt, ein, der auf dem Marsch nach Frankreich hier einkehrte
. (Mehrer hat den Wortlaut des Eintrags auf Seite 183. Er schreibt aber
„Scheickhardt" statt richtig „Schweickhardt"). Und noch einmal finden wir einen
Schweickhardt am 14. Juli 1812 im Willkommbuch des Kanderner Forsthauses,
der für den Oberforstmeister von Stetten einträgt: „Es lebe jeder teutsche Mann,
der Stettens Weine liebt, die Er, so lang man trinken kann, so herzlich gerne
giebt." Die Familie Schweickhardt war mit den Lieler Herren verwandt.

Wer mag den Karlshof erbaut haben und nach wem mag er genannt worden
sein? Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß Markgraf Karl III.,
der seit 1709 regierte, Pate stand. Er war ein eigener Herr, dieser Gründer von
Karlsruhe 1715. Der Straßburger Historiker Schöpflin, aus Sulzburg gebürtig,
schrieb von ihm: „Die Natur, welche unschlüssig war, ob sie einen Herkules oder
einen Sohn der Venus bilden sollte, tat beides." Er war ein leidenschaftlicher Jäger,
der vier kleine Schlösser erwarb. Daß er hier bekannt war — auch mit den Freiherren
von Baden — geht daraus hervor, daß er 1727 aus dem Willkomm im
Forsthaus trank; daß 1729 der Erbprinz Anlaß gab zur Bezeichnung „Nasse
Küche". Der Markgraf erwarb 1733 von den Herren von Rotberg das Dorf Hertingen
und gab, wie schon erwähnt, den Herren von Baden dort die Jagd, die sie
früher im Kanderner Bann hatten. 1735 erwarb er von den Herren von Bärenfels
das Dorf Grenzach. Er lebte von 1733—1736 in seiner Basler Wohnung, während
seine Gemahlin in Durlach verblieb, trotz des Polnischen Erbfolgekrieges. Der
Markgraf war mit König Stanislaus von Polen befreundet und nahm an der Vermählungsfeier
der Tochter dieses Fürsten mit König Ludwig XV. 1726 in Straßburg
teil. Aus dieser Zeit haben wir eine Ofenplatte mit dem alliierten Wappen
Bourbon-Frankreich und Leczinski-Polen. Und schließlich sei noch darauf hinge-

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