http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1970-02-03/0057
Wilhelm Bond de Rosskopp, der Ysensmit zu Cander, bekennt, daß er dem
Peter Museler, armigero argentinensi, und dem Peter Münch, Zeugwart zu Ensis-
heim, 390 rheinische Gulden schuldet, die er durch Lieferung von jährlich hundert
Zentnern „gegossene öfen und blatten zu öfen" zurückerstatten will, herrührend
von „syner Smitten zu Candern". Als Kaution stellte er seine Fabrik, „sua fa-
brica". Es muß also festgehalten werden, daß Roßkopf aus Kandern 1498 das
Bürgerrecht in Straßburg erwerben will und Eisengießer genannt wird, 1509
seine Fabrik in Kandern nennt. Seine Gläubiger sind die beiden Männer, denen
drei Jahre später der Markgraf die Hammerschmiede zu Kandern verleiht.
Wer war dieser Roßkopf aus Kandern? Wir finden auf den Grabsteinen hinter
der Kirche den Vogt Wilhelm Roßkopf, der 1628 starb, und den Vogt Hans
Diebold Roßkopf, der von 1611 bis 1675 lebte. 1663 zinst Jakob Roßkopf von
einem Garten, „genannt der Ziegelgarten hinterm Kirchhof gelegen, zwischen
Minderkander und dem Fußpfad, so nach Sitzenkirch geht". Bei einem Kinde des
Wilhelm Roßkopf 1601 und 1602 bei der Taufe eines Kindes von Georg Roßkopf
ist der Burgvogt von Sausenburg Gall Ruoff Pate. Den Eisengießer aber finden wir
an ganz anderer Stelle. 1680 hatte der Kaiserliche Rat und Truchseß Johann
Jakob von Batzendorff einen Wunsch an den Kaiser in Wien. Zu seiner Empfehlung
schreibt er eingangs: „Meine Mutter Maria Salome ist des in der ganzen
Markgrafschaft und auch Ew. Kaiserl. Majstät vorderösterreichischen Landen wohl
berufenen Michael Roßkopfen von Kandern, welcher das vornehme Eisenwerk
daselbst für eigen besessen, Enkelin." Dieser Kaiserliche Rat und Truchseß stammt
aus Broggingen, wo sein Vater Pfarrer war. Das geht aus einem Eintrag im Lörracher
Kirchenbuch hervor, den mir Frl. Krieg freundlicherweise mitteilte. Dort
heißt es: „Lörrach/23. 8. Herr Jakob Batzendorff, H. M. Joh. Batzendorffs Sei.
gewesenen Pfarrers zu Brockingen nachgelassener ehel. Son. Fürstl. Markgräflich
Badischer Kammerdiener mit Jungfrau Maria Salome, Herr Joh. Philipp Roßkopfen
Sei. gewesenen Pfarrers zu Lörrach nach Todt hinterlassene ehel. Tochter".
Dieser Johann Philipp war der Sohn des Michael Roßkopf, der 1621 als Pfarrer
in Hauingen starb im Alter von 58 Jahren, muß also 1563 geboren sein. In der
Matrikel der Universität Basel finden wir als Student 1579/80 einen Michael
Kephalippus, Candercensis Marchicus. Er hat nach der Sitte der Zeit seinen
Namen ins Griechische übertragen. Aber er wird ausdrücklich als aus Kandern
stammend bezeichnet, wo auch der „wohl berufene Michael Roßkopf das vornehme
Eisenwerk als eigen besessen" hat.
Alle diese Dinge zeigen deutlich, daß die Markgräfler Eisenwerke, wie schon
früher vermutet wurde, in den Anfangszeiten nicht in einer Hand waren. Der
Markgraf bekam 1512 die Hammerschmiede zu Kandern, weil Kaspar Ingelstetter,
Bürger zu Freiburg, als Anwalt des Klosters der Reuerinnen daselbst und Hans
Brun, Bürger zu Freiburg, eine Schuldfrage an die Hammerschmiede zu Kandern
und deren Inhaber, Junker Hans Horneck von Hornberg beim kaiserlichen Hofgericht
eingeklagt hatten. Die Hammerschmiede wurde ihnen zugesprochen, und
sie verkauften sie durch Vermittlung des Landvogts zu Rötteln an den Markgrafen
um 186 rheinische Gulden bar. Drei Jahre vorher hatte Wilhelm Roßkopf,
der Eisenschmied zu Kandern, einen Schuldschein unterschrieben über 390 rheinische
Gulden!
Weder die kaiserlichen Zeugschmiede in Straßburg und Ensisheim noch Roßkopf
in Straßburg waren in Kandern, um selbst das Werk zu betreiben. Dafür
hatten sie am Ort einen Verwalter oder Verweser, manchmal auch Admodiator
genannt. Von dieser Bergwerks-Verweserei hören wir erstmals in einem Berain,
der in der Berainsammlung in Karlsruhe unter der Nummer 4194 und der Überschrift
: „Röteln, Nieder Eggenheim und Cander. Berain der wendelsdorffischen
Zins und Gefälle zu Nieder Eggenheim und Cander, vorher Junkher Wolff von
der Breiten Landenburgk gehörig" aufbewahrt wird. Aufgestellt wurde er im
Jahre 1571 vom Schaffner des Grafen von Wendelsdorff mit Namen Mathis
Meyer aus Basel. Hier lesen wir neben anderm: „Zwei Juchert Matten zu Kün-
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