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gepreßt würde. Seitliche Schlitze in den Rohren zwischen 536 und 640 m sollten
dem Thermalwasser die Möglichkeit geben, in das Bohrloch einzufließen und auf
diesem Wege zur Oberfläche zu gelangen. Anfang September 1956 trat zum erstenmal
wieder Thermalwasser auf, aber nur in geringem Maße und schwach temperiert.
Versuche, den seitlichen Zementmantel aufzusprengen, mißlangen; ebensowenig
hatte das Einpressen von Druckluft mit sechs Atmosphären und das Einfüllen von
Kohlensäure Erfolg. Der Zement war äußerst widerstandsfähig. Schließlich holte
man die Firma wieder zu Hilfe, die seinerzeit den Zementverschluß besorgt hatte.
Am 28. 11. 1956 begann man morgens mit der Einfüllung von zehn Kubikmeter
Süßwasser unter 50 atü Druck, um die Verrohrung auf ihre Festigkeit zu prüfen.
Es folgten zehn Kubikmeter fünfzehnprozentiger Salzsäure und nochmals zehn
Kubikmeter Süßwasser, um die Säure rasch an den Zement zu bringen und in das
Gestein eindringen zu lassen. Gegen 14 Uhr waren diese Vorarbeiten beendet und
es folgten die längsten drei Stunden für alle Beteiligten. Als man gegen 17 Uhr
den Absperrschieber öffnete, schoß das Thermalwasser in einem Strahl von etwa
zehn Zentimeter Durchmesser zehn Meter hoch aus dem Boden. Man schätzte eine
Schüttung von etwa 33 1/sec und maß eine Temperatur von 38 bis 39 ° C. Die Heilwasseranalyse
vom 28.1.1957 zeigte nur geringfügige Abweichungen von der ersten
Untersuchung im Juni 1955. Der Mineralgehalt lag mit 4347 mg festen gelösten
Stoffen je Kilogramm um 3347 mg über der zur Deklaration als Mineralquelle
erforderlichen Grenze von 1000 mg/kg. Die Temperatur von 38,4 ° C überstieg
den Grenzwert für Thermalquellen (20 0 C) um 18,4 0 C. Der Gehalt an gasförmiger
Kohlensäure in Höhe von 905 mg/kg war zwar beachtlich, reichte jedoch
zur Deklaration als Kohlensäuerling nicht aus. Die heute übliche Nomenklatur zur
Bezeichnung von Thermalquellen greift auf die Bestandteile zurück, die jeweils 20 °/o
des Gesamtmineralgehaltes übersteigen. Somit wird die Bellinger Quelle als eine
Natrium-Calcium-Chlorid-Therme bezeichnet. Sie erhielt durch Gemeinderatsbeschluß
vom 25. 5. 1957 auf Grund der besonderen Verdienste, die sich Bürgermeister
Markus Ruf um ihre Erschließung erworben hatte, den Namen Markus-
Quelle. Die zweite Quelle, die 1962 erbohrt wurde, hat die gleichen Eigenschaften
und wurde nach dem Kirchenpatron von Bellingen St. Leodegar-Quelle genannt.
3. Die geologischen Zusammenhänge
Das aus dem Erdinneren hervordringende Thermalwasser zwingt uns die Frage
danach auf, wie es zur Bildung solcher heilkräftigen Quellen kommt. Sie läßt sich
zunächst für alle vier im Markgräflerland heute genutzten Quellen gemeinsam
beantworten. Das gleiche erdgeschichtliche Ereignis, das für das Land am Oberrhein
oberflächenformend verantwortlich ist, hat auch die Gestaltung des Untergrundes
beeinflußt. Es ist die Bildung des Oberrheingrabens, des Grabenbruches zwischen
Vogesen und Schwarzwald, die vor rund 50 Millionen Jahren begann in einer Zeit,
die der Geologe als Tertiär bezeichnet. Noch heute sind seltene und schwache
Nachwirkungen dieses geologischen Vorgangs zu spüren.
Die Absenkung des Mittelstückes (des heutigen Rheintales) zwischen den kristallinen
Randgebieten (heute Schwarzwald und Vogesen) erfolgte jedoch nicht in
gerader Bruchlinie, sondern die Schollen des Deckgebirges (aus dem erdgeschichtlichen
Mittelalter mit den Schichten Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper und Jura)
zerbrachen mehrfach in sich, was die Ausbildung des hügeligen, von den Geologen
als Vorbergzone bezeichneten Geländestreifens mit wechselnder Breite zwischen
Schwarzwald (bzw. Vogesen) und Rheinebene zur Folge hatte.
Das Gebiet um Bellingen zeigt drei solcher Schollen: den Isteiner Klotz, den
Bamlacher Graben und die Schliengener Tafel. Dabei stellt der Bamlacher Graben
eine sog. Tiefscholle dar, flankiert von den höher liegenden, in sich wieder vielfach
zerbrochenen Schollen des Isteiner Klotzes und der Schliengener Tafel. Aber auch die
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