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wieder den hohen ästhetischen Badegenuß, den die kristallene Reinheit des blau-
schimmernden Thermalwassers bereitet. Besonders hervorzuheben ist, daß dank des
Schüttungsreichtums der Stollen- und Römerquelle die Badebecken des Hallen-
Thermalbewegungsbades und des Offenen Thermalbewegungsbades täglich entleert
und mit frischem Thermalwasser direkt aus der Quelle neu gefüllt werden. Der
Kurgast schwimmt und bewegt sich in Badenweiler sozusagen in der Quelle selbst.
Für die Bewegungstherapie im weitesten Sinne wurde 1939 das Thermal-Sport-
bad im Ortsteil Oberweiler eingerichtet. Die beiden Badebecken dieses Bades, die
ein Fassungsvermögen von fast 3000 m3 aufweisen, werden zu Beginn der Frei-
Badesaison ausschließlich mit Thermalwasser gefüllt.
Eine individuelle Abstimmung auf den Patienten erlauben die Thermalwannen-
bäder, bei denen auch Zusätze wie Kohlensäure, Sauerstoff, Luftperl, Sole und
Extrakte verabreicht werden können. Das Kohlensäuretrockengasbad kommt dem
Patienten mit geschädigtem oder leistungsschwachem Herzen zugute. Im Thermal-
Übungsbad mit seinem verstellbaren Boden und seinen verschiedenen Halte- und
Stützvorrichtungen werden durch Krankengymnastinnen individuell Bewegungsstörungen
als Krankheits- oder Unfallfolgen behandelt.
Für Kurgäste, deren Erkrankungen eine tiefgehende und langanhaltende Wärmebehandlung
erfordern, steht die Fango-Abteilung zur Verfügung. Der Fangoschlamm
mit seinen anorganischen Substanzen (Kalkspat, Kieselsäure, Tonerde, Schwefeleisen
u. a.) wirkt als Teil- oder Ganzpackung sowohl durch seinen Chemismus als
auch durch seine Wärme und den mechanischen Druck nicht nur krampflockernd
und schmerzstillend, sondern er regt auch den Stoffwechsel an und leitet damit
eine Entschlackung des Körpers ein.
Neben die zur Erhöhung der Wirksamkeit einer Badekur oft parallel verordneten
(Trocken-) Massagen tritt die Thermal-Unterwasserstrahlmassage. Bei ihr
wird die Lockerung der Muskulatur durch das warme Bad begünstigt und außerdem
ein höherer Druck ermöglicht, als ihn die massierende Hand außerhalb des Wassers
ausüben und der massierte Körperteil aushalten könnte.
Die Römisch-Irischen Bäder mit ihrem Wechsel von trockener und feuchter
Hitze (Thermalwasserdämpfe), von Thermalbad (32 c C) und Kaltwasserbad setzen
— wie der Name schon andeutet — die alte Badetradition der Römer fort, die
diese den Kreislauf und den Stoffwechsel anregende Badeform schon praktizierten.
Der Zusatz „Irisch" rührt daher, daß ein irischer Arzt um die Mitte des 19. Jahrhunderts
diese Kombination von Heiß- und Kaltbehandlung, die auch als westliche
Sauna bezeichnet wird, in Mitteleuropa wieder bekannt machte.
In der hydrotherapeutischen Abteilung werden Kneipp-Anwendungen ermöglicht
, wie z. B. Fußtretbad, Blitzgüsse, Regen- und Monsterdusche, Fuß-, Arm- und
Sitzbäder.
Das Inhalatorium bietet Inhalationen und Aerosoltherapie sowie Thermal-
Mundduschen an. Die letztgenannte Behandlungsform erreicht immer mehr an
Bedeutung im Kampf gegen die Paradentose.
Was zur Erhöhung des Kurerfolgs noch beitragen kann, mag hier nur kurz
erwähnt werden. Zunächst wäre das weite Gebiet der Bewegungstherapie zu nennen
. Gemächliche Spaziergänge im Kurpark, Wanderungen in Gruppen oder einzeln
, Minigolfspiel, Tennis, Reiten — ein weit gefächertes Angebot steht zur Verfügung
. Der geistigen Entspannung dienen Kurkonzerte, Vorträge, Theater- und
Kabarettvorstellungen und ähnliche Veranstaltungen. Auch Tanzabende und Modenschauen
fehlen nicht. Man möchte ein abwechslungsreiches Programm bieten,
aber auch andererseits ein Überangebot vermeiden, denn der Gast soll sich erholen
und nicht von einer Veranstaltung zur anderen gehetzt fühlen.
Um all diesen kulturellen Dingen einen gepflegten Rahmen geben zu können,
entsteht zur Zeit ein neues Kurhaus, das im März 1972 die unzureichenden Verhältnisse
im alten, in der Grundkonzeption aus dem Jahre 1853 stammenden
„Conversationshaus" ablösen soll.
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