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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 58
(PDF, 20 MB)
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in dieser Zeit eine gute Essentiam gentianae oder absynthii compositiam in gutem
Wein zu 50 bis 60 Tropffen vor jeder Mahlzeit nehmen, es wird dadurch der
Magen gestärckt, die Verdauung befördert, und die Säfte corrigirt. Unter Tages
viel der Ruhe zu pflegen, ist nicht vorträglich, zu Nacht aber bey Zeiten sich
niederlegen ist wohl nutzlicher. Schädlich ist auch das Sauffen und Schwelgen.

Bey schönem trocknem Wetter ergötzet das Gemüth ein Spaziergang, man hüte
sich aber, dass solches nicht Morgens früh im Tau und gegen Abend bey feuchter
Lufft oder gar bey Regenwetter vorgenommen werde, wo man änderst nicht in
Gefahr und Schaden seiner Gesundheit lauffen will.

Welche das Wasser wegen verdorbenen Säfften, nebst dem Baaden zugleich
trincken wollen, können 5 biß 6 Tage trincken ohne zu baaden. Bey dem Trincken
nehme man nur dieses in Acht, dass das Wasser 1. Von der Quelle hinweg-
getruncken, 2. nicht aber auf einmal oder schnell nacheinander gedehnt und
geschwächet, mithin der Appetit verderbt würde. Am besten ist, wann unter dem
Spatzieren gehen nach und nach das Wasser genommen wird, biß man zu seinem
gewissen Maß gelanget; man kan mit zwey Tisch-Gläser den Anfang machen und
nach Umständen der Kranckheiten und Stärcke der Naturen bis auf drey Schoppen
oder eine Maas steigen."

Noch bis in die jüngste Zeit hinein waren im alten Badhaus — es war der
zum Steinbruch hin gerichtete Gebäudeteil — einige hölzerne Kabinen erhalten,
in welchen hölzerne und später verzinkte Wannen standen. Auch die letzte
„Badeordnung" klebte noch an den Wänden. Sie war unterzeichnet von Nikolaus
Ernst Ganter. In ihr hieß es unter anderem: „Jedes Bad kostet 40 Pfennig, sechs
Bäder 2,10 Mark, die Bedienung hat für jedes Bad 10 Pfennig zu beanspruchen.
Die Badkarten sind in der Wirtschaft zu holen und müssen bei Eintritt in das
Bad abgegeben werden. Das Bad darf nur von einer Person benützt werden.
Wer das Bad länger als eine halbe Stunde benutzt, muß die doppelte Taxe
bezahlen. Beim Verlassen des Bades wird gebeten, das Wasser ablaufen zu lassen.
Das Mitbringen von Hunden ist untersagt."

Zum Baden wurde das Wasser der Thermalquelle benutzt, das in einen 500
Liter großen Behälter gepumpt und zur Verteilung in die einzelnen Wannen zusätzlich
erhitzt wurde. Über der Feuerungsanlage hing ein mächtiger Rauchfang,
wie er ab und zu in alten Küchen noch anzutreffen ist. Das Wasser wurde aus
der Quellzuleitung von Hand in den großen Behälter gepumpt, erst später nutzte
man durch eine Transmission die Kraft des Wasserrades aus.

Das Müllheimer Bad heute

Die Wannenbäder mit dem heilsamen Thermalwasser, wie sie von Jägerschmid
beschrieben worden sind, existieren heute nicht mehr. Bis zum Jahre 1913 wurde
noch im Badhaus bei Ganter, dem letzten Besitzer, gebadet. Neben diesem Badhaus
bestand seit dem Jahre 1894 dicht daneben ein städtisches Thermalschwimm-
bad von zwölf Meter Breite, zwanzig Meter Länge und einer Wassertiefe von
60 Zentimeter bis zu zwei Meter. Dieses Bad war aus Mitteln der Reinhard-
Babette-Blankenhorn'schen Stiftung erbaut worden. Es mag wohl neben dem
staatlichen Markgrafenbad in Badenweiler eines der ersten Schwimmbäder einer
Gemeinde im Markgräflerland gewesen sein. Die Temperatur des Thermalwassers
betrug nahezu 20 Grad C (im offenen Thermalbad in Badenweiler 26,4 Grad C).
Außer dem Schwimmbecken besaß das Müllheimer Thermalbad vier Bassinbäder
von 1,80 Meter Länge, 0,75 Meter Breite und 0,70 Meter Tiefe, einen vertieften
Raum mit den verschiedenartigsten Duschen und einem Sturzbad sowie die
Umkleideräume usw. Das Schwimmbassin wurde durch das Quellwasser gefüllt,
das Tag und Nacht sich in das Becken ergoß. Alle acht Tage wurde das Wasser
abgelassen und das Becken gereinigt. Eine Umwälzanlage kannte man damals
noch nicht. Die Quelle hatte die Stadt für 7500,— Mark erworben.

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