http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0072
Einführung
Der Isteiner Klotz liegt 12 km nördlich von Basel und 700 m westlich des Dorfes
Istein. Der mächtige Fels aus Weißjura wurde vor der Rheinrektifikation von den
Wellen des Stromes bespült.
Spricht man allgemein von der Gegend am Isteiner Klotz, so meint man damit
den ganzen Bereich nördlich und nordöstlich des Felsspornes, wo die Korallenriffe
an den Talflanken zu Tage treten und wo unter besonders milden Klimabedingungen
eine im deutschen Sprachraum einzigartige Landschaft mit südlichem Gepräge sich
entwickeln konnte. Flora und Fauna sind daher außergewöhnlich artenreich und
einmalig in ihrer Zusammensetzung.
Die Breisgauer Portland-Cement-Fabrik GmbH. Kleinkems, deren zweiter Abbauantrag
im Bereich des Landschaftsschutzgebietes jetzt vorliegt, wurde 1907
gegründet. Das Stammkapital befindet sich von Anfang an im Besitz von Schweizern
. Der Abbau von Kalkgestein hielt sich bis nach dem zweiten Weltkrieg in
verhältnismäßig bescheidenen Grenzen nahe der Ortschaft Kleinkems. 1956 wurde
dem Werk mit einer Ausnahmegenehmigung der Abbau im nördlichen Teil des
Landschaftsschutzgebietes erlaubt. 1967 hat sich das Unternehmen entschlossen, die
Errichtung eines weiteren Werkes in Geisingen (Landkreis Donaueschingen) zu
beantragen. Dies schien verständlich im Hinblick darauf, daß dem Werk in Kleinkems
bereits eine Ausnahmegenehmigung zum Abbau von Kalkstein im Landschaftsschutzgebiet
„Isteiner Klotz" erteilt wurde und demnach dort das Zuende-
gehen der Rohstoffreserven abzusehen war. Bei der Genehmigung des Geisinger
Projekts ist davon ausgegangen worden, daß eine weitere Inanspruchnahme des
Schutzgebietes Isteiner Klotz unterbleibt.
Kurz darauf konnte die Firma am 1. 3. 1968 die Waldflächen um den Buchgraben
von der Gemeinde Huttingen pachten und bereits am 11. 10. 1968 wurde
der Antrag zum weiteren Abbau im Schutzgebiet gestellt.
Nach Angaben der Werkleitung reicht der Kalksteinvorrat von der 1956 genehmigten
Fläche noch für etwa 8 Jahre, mit der jetzt beantragten Abbaufläche
würde man zusätzlich eine Rohstoffquelle für rund 40 Jahre erhalten.
Der Anteil des Werkes an der Zementproduktion in Süddeutschland beträgt
nach Angaben der Geschäftsleitung 2 Prozent.
Vegetation und Landschaft
Gilt es, eine Landschaft in ihrer Bedeutung für den Menschen zu erfassen, so ist
es zunächst notwendig, sich ein Bild von der Vegetation und deren Gliedern, den
Pflanzengesellschaften zu machen. Zu diesem Zweck sind die Pflanzengemeinschaften
an den zahlreichen Standorten, die durch unterschiedliche Boden- und Klimabedingungen
und wechselnden Wasserhaushalt geprägt sind, ermittelt worden. Ihre
Verbreitung innerhalb der Grenzen des zum Abbau beantragten Gebietes wurde in
eine Karte des Maßstabes 1 : 2000 eingetragen. Daraus ergibt sich nach einem Vergleich
mit anderen örtlichkeiten, daß es sich hier um ein unersetzliches, im deutschen
Sprachraum einmaliges Naturvorkommen handelt. Würde dem Antrag der Firma
stattgegeben, dann würde das letzte zusammenhängende und bedeutende Areal
einer außerordentlich interessanten Vegetation zerstört.
Im Einzelnen sind vorhanden:
1. Malmkalkflühen mit Pionier- und Felsbandgesellschaften
Wuchsort zahlreicher Kleingesellschaften und seltener Pflanzen, die viel Wärme
brauchen und an die äußerst trockenen Standortsbedingungen angepaßt sind.
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