http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0076
I
Abgebautes Landschaftsschutzgebiet
An die Stelle des Schutzes einzelner Naturdenkmäler oder schutzwürdiger Landschaften
ist heute die zwingende Notwendigkeit des Schutzes unseres Lebensraumes
und ganzer Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren getreten.
Es handelt sich dabei um den Schutz des Lebens schlechthin, dessen Grundlagen
gefährdet sind. Für das Leben und seine Schöpfungskraft gibt es keinen „Ersatz",
es kann nicht künstlich hergestellt werden. Schon eine Verarmung der Lebensfülle
führt zu Rückschlägen, von denen auch der Mensch nicht verschont bleibt (z. B.
Massenauftreten von Schädlingen).
Die wechselseitigen Beziehungen der Lebewesen zu ihrer organischen und anorganischen
Umwelt bearbeitet die Ökologie, die als Landschaftsökologie die Grundlagen
auch unseres eigenen Da-Seins in ganzen Landschaften zu erforschen sucht.
Die einseitige Verflechtung des Menschen in dichtbesiedelten Räumen mit einer
künstlichen „Welt als Konstruktion" zeitigt schon bedenkliche, ja lebenbedrohende
Rückschläge gegen ihre Konstrukteure. Das Wesen solcher Rückschläge kann nur an
naturnahen Lebensgemeinschaften erkannt und bewertet werden.
Die Forstwissenschaft und Forstwirtschaft sind in besonderem Maße auf Erkenntnisse
über das Zusammenleben unzähliger Pflanzen- und Tiergemeinschaften im
Wald angewiesen. Sein Lebenshaushalt ist in vielen Wirtschaftswäldern durch einseitige
Maßnahmen weitgehend gestört, so daß die notwendigen grundlegenden
Erkenntnisse an sehr selten gewordenen naturnahen Wäldern auf verschiedenen
Standorten erarbeitet werden müssen.
Naturnahe, geschützte Gebiete gewinnen daher in unseren Tagen, da zur Heilung
und Pflege unserer Umwelt große Anstrengungen gemacht werden müssen,
mehr und mehr an Wert. Die Kenntnis des Beziehungsgefüges zwischen Standort,
Pflanzen und Tieren ist von großer praktischer Bedeutung bei der Pflege unserer
Umwelt und notwendige Voraussetzung für Regenerationsmaßnahmen in geschädigten
Landschaften.
Aus der Kenntnis der mannigfaltigen Lebensformen und Naturerscheinungen,
der Lebensabläufe sowie der vielfältigen Zusammenhänge reift jene Naturauffassung
bzw. Weltanschauung, die uns die Kraft zum Maßhalten gibt, ohne das ein sinnvoller
Fortbestand des Menschen nicht mehr möglich ist.
Hier am Isteiner Klotz wird es sich im Kleinen erweisen, ob der Mensch gewillt ist,
den Ernst der Lage zu erkennen und die Folgerungen zu ziehen.
74
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0076