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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 1/2.1971
Seite: 90
(PDF, 20 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-01-02/0092
im alten Rathaus in Müllheim gezeigt worden. Sie gab einen Überblick über den
künstlerischen Weg, den Fritz Fischer gegangen ist, angefangen vom Illustrator in
der Redaktion der „Markgräfler Nachrichten" bis zu den reifen Leistungen des
letzten Dezenniums. Diese Ausstellung, die im Markgräflerland und im Breisgau
viel Beachtung fand, gibt auch Anlaß, Fritz Fischer, den feinsinnigen Interpreten
des Landes am Oberrhein, in unserer Zeitschrift vorzustellen.

Die ersten zwei Aquarelle, die ich von Fritz Fischer sah, waren Altrheinlandschaften
bei Rappenwörth. Damals, 1947, kannten wir uns noch kaum. Mir, dem
Heimkehrer aus Rußland, war beim Betrachten dieser Friede und Stille ausströmenden
Aquarelle wunderlich zumute. Hatte hier ein Künstler mitten im Inferno des
Krieges selbstvergessen der Idylle gelebt? Oder war es ein Refugium, in das Fritz
Fischer aus der zerbombten Stadt Karlsruhe floh? War dieser Maler nicht eigentlich
Zeichner? Auf diese Fragen gab die Müllheimer Ausstellung aufschlußreiche Antworten
. Das zeichnerische Element spielt in der Malerei Fritz Fischers lebhaft mit.
Mit Zeichnen hat es bei ihm begonnen, als er zwischen 1927 und 1943 Linolschnitte
für die Lokalseiten der „Markgräfler Nachrichten" anfertigte. Fritz Fischer, vom
Vater mit Malen und Zeichnen früh vertraut gemacht und auch angehalten zu
„immer tätigem Dasein", von der Mutter die Gabe des Schauens ererbt, hat auch
als Soldat einer Flakbatterie bei Nürnberg, wo er das Ende des Krieges erlebte,
gezeichnet und gemalt, wo immer es ihm möglich war. Manches, was er dort im
Bilde festhielt, war schon am nächsten Tag zerbombt, verbrannt. Auch als Fritz
Fischer nach 1948 in der Hauptredaktion der „Badischen Zeitung" in Freiburg zu
finden ist, zeichnet und malt er überall, auf Wanderungen, vom Zug und vom Schiff
aus, im Markgräflerland, an der Nord- und Ostseeküste, in der Schweiz und Italien,
in Spanien und Marokko. Von der Kreidezeichnung der Luginsland-Linde (1943)
bis zum 1969 entstandenen Zyklus, den er der achtzigjährigen Dichterin Lina
Kromer als zeichnerische Interpretation zu ihren alemannischen Gedichten „G'sicht
am Strom" auf den Geburtstagstisch legt, gab es freilich einen weiten Weg. Anfang
der Fünfzigerjahre tritt die bis dahin starke Schraffierung, alles Illustrierende, zurück
. Mit dem Kugelschreiber erreicht er bald feine, der Radierung ähnliche Wirkungen
. Spätere Federzeichnungen aus dem Markgräflerland bezeugen nicht nur die
intime Kenntnis dieser Landschaft, sondern auch das Mit-Hinein-Gestelltsein in ihr
Schicksal, so deutlich in einer Tuschezeichnung (1966), die eine tote Rheinlandschaft
bei Rheinweiler zeigt. Rohrfederzeichnungen zwischen 1960 und 1970 lassen den
Durchbruch zur Interpretation von Wesentlichem erkennen. Die Rohrfeder, so
bekennt er, zwingt zu einer anderen Technik. Alles, was mit ihr gezeichnet wird,
muß sofort sitzen. Da ist ein ausführlicher Lokalbericht nicht mehr möglich. Fischers
„Gärten am Enzberg", der „Müllheimer Jahrmarkt", die „Müllheimer Türkei",
alle 1967 entstanden, gehen weit über Lokales hinaus. Aus dem Jahrzehnt von
1960 — 1970 finden sich im zeichnerischen Werk Fritz Fischers erstaunlich gute
Übersetzungen von Landschaften außerhalb des Markgräflerlandes, so von der
deutschen Nord- und Ostseeküste, darunter eine besonders beachtliche Rohrfederzeichnung
von den Kieler Hohwaldtwerken, so auch aus der Provence und aus der
Schweiz.

Welche Problematik sich vor dem Maler Fritz Fischer angesichts der strömenden,
kaum zu fassenden Schönheit des Landes zwischen Blauen und Rhein auftut, wird
deutlich bei einem seiner frühen Aquarelle, dem 1941 entstandenen „Blauenblick".
Die Landschaft mit dem nicht nur alle Blautöne, sondern auch Grün, Braun, Violett
und Schwarz annehmenden Blauen hat schon manche Maler schier verzweifeln lassen
. Bei Fritz Fischer spürt man bald schon Ansätze zur Uberwindung gewisser
Schwierigkeiten mit der ausgebreiteten Landschaftsschönheit im Hebelland. Mehr
und mehr wendet er expressionistische Stilmittel an, so etwa in einem 1961 entstandenen
Aquarell, das ein Gewitter über dem Land bei Wettelbrunn darstellt.
Zwei Jahre später wird offenkundig, daß der Aquarellist Fritz Fischer immer freier
daran geht, Farbstrukturen und strukturelle Wirkungen des Papiers mit ins Spiel

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