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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 3.1971
Seite: 140
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1971-03/0034
So sollen u. a. die Römerbäder in Badenweiler durch abrollende Felsmassen zerstört
worden sein11). Möglicherweise läßt sich sogar heute noch die genaue Stelle
ermitteln, von der die Fels- und Erdmassen bei Lipburg abgerutscht sind und für die
Dörfer zu Füßen des Blauen zu einer Bedrohung wurden. Im unbelaubten Wald ist
im Winter und Frühjahr über Sehringen in südöstlicher Richtung unterhalb des
Gipfels eine Felswand sichtbar, bei der sich ein solcher Bergsturz tatsächlich ereignet
haben könnte. Näheres zu diesem Fragenkreis müßte vonseiten der Geologie erbracht
werden.

Für uns ist recht aufschlußreich zu sehen, wie ein solches Ereignis durch die Feder
eines eifrigen Chronisten einen neuen Akzent erhält: es wird mit allerlei phantastischen
Beobachtungen versehen und zu einer Sensation aufgebauscht, die den Käufer
des Blattes in seinen Bann zu schlagen vermochte. Der Drucker im weit entfernten
Augsburg mag vielleicht das Seine dazu getan haben, damit seinem Produkt der
entsprechende Absatz gesichert war. Unser Autor hat es nicht unterlassen, am Ende
seines Textes die stereotype Ermahnung an seine Leser zu christlichem Lebenswandel
anzubringen: als Pfarrer spricht er hier zu uns, aber gleichzeitig beugt er sich hier
den ungeschriebenen Gesetzen dieser Flugblattliteratur, deren typischer, immer wiederkehrender
Bestandteil die Hinwendung zu Gott ist: Nach Meinung des Chronisten
hat Gott das Wunderzeichen zur Ermahnung der Menschen geschickt, damit sie
sein Wort besser und „mit gläwbigem Hertzen empfahen ! zur besserung vnsers
lebens / vnd zu Ehren seins Göttlichen Nammens".

Mag der Wirklichkeitsgehalt der Flugblattdrucke des 16. Jahrhunderts oft auch
nur klein gewesen sein, so dürfte doch der hohe kulturgeschichtliche und landeskundliche
Wert dieser Produkte aus der Frühgeschichte der Presse außer Frage stehen.
Eine Sammlung und Auswertung dieses faszinierenden Quellenbereichs für das Land
Baden, wie sie der Verfasser vorbereitet, dürfte für manche Interessengebiete aufschlußreich
sein und viele bisher unbekannte Daten zur Landesgeschichte unterhalb
der Schwelle traditioneller Geschichtsschreibung liefern. Das besprochene Blatt ist
dabei nur ein kleiner Baustein für diese geplante „Chronik Badens in Flugblättern".

(1) Karl Obser, Die ältesten Zeitungen in Baden, in: Karlsruher Zeitung vom 2. und
3.Januar 1896.

(2) Hans Fehr, Massenkunst im 16. Jahrhundert, Berlin 1924 (Denkmale der Volkskunst,
Bd. 1) S. 6.

(3) vgl. den Abdruck bei H. Fehr a. a. O.: Text S. 86, Abb. im Tafelteil S. 7.

(4) Emil Weller, Die Buchdrucker, Formschneider und Briefmaler der Stadt Augsburg, in:
Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekswissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur
Bd. 27 (1866) S. 244; Adolf Dresler, Augsburg, und die Frühgeschichte der
Presse, München 1952 (Studien zur Frühgeschichte der Presse, Bd. 1) S. 33 f.: 156C
Wunder im Land der Baiern; 1561 Himmelszeichen zwischen Eisleben und Mansfeld;
1570 Hochwasser in Andorf; Erdbeben in Ferrara und Florenz; 1571 Nebensonne in
Marbung in Hessen, Himmelserscheinung in Köln.

(5) Fehr a.a.O. S. 86; Alfred Weitnauer, Der schwäbischen Presse Kinderstube und
Flegeljahre, in: Die sieben Schwaben Jg. 1 (1950/51) S. 290—298.

(6) Für freundliche Auskünfte danke ich Herrn Staatsarchivdirektor Dr. Zinsmaier.

(7) Diese beiden Flurnamen waren weder in Kartenwerken früherer Jahrhunderte noch
in der gegenwätigen Namengebung in der Blauengegend zu ermitteln. Für freundliche
Mithilfe bei der Suche bin ich Frau Paula Hollenweger (Feldberg) und Herrn
Johannes Helm (Sehringen) sehr zu Dank verpflichtet.

(8) von mhd. jiuchart, Joch Land, d. h. soviel ein Joch Rinder an einem Tag zu pflügen
vermag.

(9) Ernst Scheffelt, Aus der Geschichte des Dorfes Lipburg mit Sehringen und Hausbaden
754—1954, Lipburg 1954, S. 11 und 16. In Verbindung damit ist auf den Flurnamen
„Gfäll" zu verweisen, s. Scheffelt S. 114.

(10) Scheffelt a.a.O. S. 9.

(11) Briefliche Mitteilung von Dr. Ernst Scheffelt (t) vom 3. März 1969.

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