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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
33.1971, Heft 3.1971
Seite: 156
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Das „Stilleben" besticht durch die Ausgewogenheit der Farben (vorwiegend ocker und
violett) und die unauffällige Berücksichtigung der Diagonalen (Aufn. W. F. Fischer)

Strübe findet nicht Genüge an der wenn auch verwandelnden Wiedergabe der
Natur, sondern muß umwandeln, neue Formen suchen, neu erschaffen und ist in
einem erregenden Sinne modern, wenn wir von diesem Wort den fatalen Vordersinn
des Abgöttischen, der Vergötzung alles Neuen fernhalten und darunter die
organische Entwicklung der Kunst zur Vereinfachung, zur Betonung der Fläche
und zum größeren Mitspracherecht der Farbe verstehen. Adolf Strübe konnte sich
diesen Vorgriff leisten, nachdem er in den Anfängen wie viele Maler seiner Generation
auf Cezanne als das große Vorbild geblickt hatte, weil er so vom pulsenden
Leben erfüllt war, daß es den Geist umspülte und davor bewahrte, sich in blutleerer
Abstraktion zu verflüchtigen.

Wenn die Heutigen nicht so sehr darauf versessen wären, Kunst nur als gesellschaftspolitischen
Faktor zu begreifen und der inneren Verarmung ein modisches
Mäntelchen umzuhängen, das Schöpferische aber, soweit es überhaupt noch vorhanden
ist, blind zuzuschütten, müßten sie im Werk Adolf Strübes eine besondere Gelegenheit
bewundern, den Weg einer großen Begabung von den ersten tastenden
Versuchen bis hin in jene Regionen zu verfolgen, in denen jeder Pinselstrich von
der „Glorie der Seele" zeugt, als die Hans Gutmann in seinem gedankenreichen
Roman „Sie dachten und sprachen" die Phantasie bezeichnet. Oft ist es dem Betrachter
, als ob ein Stilleben, der Isteiner Klotz oder die Mauer am Sonnenrain in
Lörrach unmittelbar aus dem Geiste gemalt wäre, als ob der Geist dem Stoff die
Erdenschwere genommen hätte, und nichts hindert uns, diesen Vorgang im Grenzland
zwischen Wirklichkeit und Phantasie im eigentlichen Sinne Kunst zu nennen.
Wir ahnen, daß wir vor einer Grenze stehen, vor der das Wort verstummt, daß wir
dem Maler nicht mehr gerecht werden, wenn wir von dem gewiß deutlich sichtbaren
Kalkül, von der voraufgehenden Überlegung, vom Statuarischen, von der Aussparung
des Weiß, um das herum er malt, reden wollten. Dies alles ist da und wird
doch aufgehoben von der zuletzt und zuerst wirkenden Intuition, die den Maler
erfaßt, wenn er von einem Bild getroffen wird, wenn er zum Stift und zum Pinsel
greifen muß, weil eben dies und kein anderes Bild Gestalt werden will.

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