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Besiedlungsgeschicbte und Eigentumsverhältnisse im oberen Wiesental
Das ganze obere Wiesental von Zell bis zum Feldberg war bis zum Ende des
ersten Jahrtausends n. Chr. ein fast reines Waldgebiet, in dem im unteren Teil
bis ca. 600 m Höhe Buche und Eiche, in Höhen von 600—1000 m Buche mit Tanne
vorherrschten. In Hochlagen traten Ahorn und Fichte hinzu. Nur örtlich waren
erste Siedlungen und kleine Flächen, die der Wald nicht erobern konnte — Felsgebiete
, Steinrasseln, extreme Hochlagen, Moore — in den unwegsamen Wald
eingesprengt. Nicht umsonst gaben die Alemannen dem Gebiet wegen seines zusammenhängenden
, tiefschattigen Urwalds den Namen „Schwarzwald". Alle Menschen
, die sich hier ansiedelten, mußten ihr Territorium dem Wald durch Handarbeit
oder Feuer abringen. Viele der heutigen Orts- und Flurnamen, die die
Worte „reut", „rütte" (roden) oder „schwand", „schwend", „Schweine" (d.h. durch
Feuer roden) enthalten, deuten auf diesen Kampf hin.
Eine intensive Besiedelung begann erst nach dem Jahr 1000 im Zusammenhang
mit dem Silberbergbau, an dem vor allem das Kloster St. Blasien interessiert war.
Damit begann auch der Kampf um Eigentum und Obereigentum. Zum besseren
Verständnis sei ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Eigentumsverhältnisse
hier vorausgestellt.
Erste Nachrichten stammen aus dem 11. Jahrhundert. Danach war das Schönauer
und Todtnauer Tal damals im Besitz des Klotsers Murbach im Elsaß und
des Bischofs von Basel, im 12. Jahrhundert je zu einem Viertel im Eigentum der
Herren von Höllstein, von Wehr, von Waldeck und von Eichstetten. Ab 1113
wurden die Söhne der Grundherren von Waldeck und von Eichstetten nacheinander
Mönche in St. Blasien und schenkten ihre Anteile dem Kloster. Durch weitere
Schenkungen der Herren von Wehr kam St. Blasien in den Besitz des gesamten
Gebiets. Die Herrschaft Fröhnd wurde kurze Zeit später vom Kloster St. Blasien
käuflich erworben, so daß das ganze obere Wiesental bis zur südlichen Gemarkungsgrenze
Fröhnd im Obereigentum des Klosters stand. 1806 endete dieser Zustand
durch die Säkularisation.
Die Flächen der Vogtei Zell (jetzt Gemarkungen Zell, Adelsberg, Atzenbach,
Ehrsberg, Häg, Marnbach, Pfaffenberg und Riedichen) dagegen waren Eigentum
des fürstlichen Damenstifts St. Fridolin in Säckingen und später der Grundherren
von Schönau, die aus dem Elsaß stammten.
Das gesamte Gebiet stand von 1368 bis 1805 als Teil Vorderösterreichs unter
der Landesherrschaft der Habsburger.
Die eigentlichen Waldeigentumsrechte entwickelten sich komplizierter
und unterschiedlicher.
Im Gebiet der Vogtei Zell hatten die Einwohner seit altersher Nutzungsrechte,
jedoch war das wirkliche Eigentum in Händen der Herren von Schönau. Der
ganze Vogteiwald war ungeteilt und wurde erst 1836 durch Kauf (oder besser:
durch Bezahlung einer Ablösungssumme von 5500 Gulden an die Herrschaft von
Schönau und an die großherzogliche Forstkasse) gemeindliches Eigentum der Gemeinden
. 1844 wurde der Wald auf die obengenannten Gemeinden aufgeteilt.
Im Bereich der Vogteien Fröhnd, Schönau und Todtnau hat das Kloster Sankt
Blasien zunächst das Waldeigentum. Im Talrecht von 1321 wird den Bewohnern
u. a. das bedingte Jagd- und Fischereirecht zugestanden. In der Todtnauer Waldordnung
von 1446 wird den Einwohnern ausdrücklich erlaubt, „daß sie Bauwholtz
vnnd Brennholtz howen, allß daz von allt herkhommen und gewonlichen ist". Daß
die Waldungen jedoch nicht alleiniges Eigentum der Einwohner waren, geht unter
anderem daraus hervor, daß sie 1612 die Holzentnahme für Gewerbezwecke —
Schindel- und Spindelmacher, Küfer und Löffler — fordern mußten.
Auch die Erlöse aus der Brennholzflößerei nach Basel gingen zunächst nicht
den Vogteien, sondern der österreichischen Kammer zu.
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Isch dr s Harz gar schwer
und öd dr Chopf und leer,
sä gang in Wald in d Einsamkeit.
Dort, im grüene Dannedunkel,
findisch Ruehi und Zfriideheit.
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