http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0063
fegte, ließ das alemannische Rechtsempfinden der Bewohner im Schatten des
Waldes wiederum aufbegehren. Vater Wald überdauerte auch diesen Rechtsstreit.
Traurig stand er als „stiller Teilhaber" der Wortgewalt der Menschen gegenüber,
die ihn zum Zankapfel zwischen Recht und Pflicht werden ließen. Er sah den
Hunger der Waldleute, die ihn, die nährende Kraft, notwendig brauchten. Er sah
den Eifer der Forstleute, die ihn, die helfende Hand, vorausblickend schützten.
Die hilfesuchende Partei vereinigte die bodenständigen, rechtschaffenen Männer
vom Fuße des Beldiens über die Bannmeilen Schopfheims bis in die Wälder Dossen-
bachs und hinauf zu den Höhen Gersbachs. Sie waren arm und trugen die Last
der verwüsteten Landschaft der vergangenen Kriege, schwer drückten die Sorgen
auf das herbe Gemüt. Das Recht, das ihnen der Wald jahrhundertelang einräumte,
wollten sie behalten und ließen den Schopfheimer Statthalter Grether zusammenfassen
, was sie bewegte: „In diesem Viertel ist kein herrschaftlicher Wald, sondern
nur Gemeinde- und Zinswald vorhanden, von diesem muß nicht nur die herrschaftliche
Steuer, Schätzung und Kriegsbeschwernisse abgeführt werden, sondern
auch Bodenzinse. Die Leute in dieser Gegend ernähren sich von Holz und Kohl,
sie ernähren sich hart und entrichten trotzdem das herrschaftliche Gefälle. Wenn
nun der Untertane um Erlaubnis betteln muß, in den eigenen und Zinswaldungen
Holz zu hauen und dafür pro Klafter dem Forstamt und Forstknecht zwei Schilling
geben muß, dann hat er fast gar nichts mehr". Entschlossen fügt Tobias Grether
hinzu: „Ein jeder Untertane wird mit seinem Holz so sparsam umgehen, daß
die Wälder nicht veröden und auch für die Nachkommen etwas gespart wird".
Die waldschützende Partei donnerte: „Jeder haut und verbrennt das Holz
nach Belieben, es ist überall Mangel an Bauholz, auch das Deuchelholz (Brunnenröhrenholz
) hat an allen Orten so abgenommen, daß man bald nichts mehr haben
kann". Mit dem Schrei des weidwunden Forstmanns, „der Wald steht vor dem
Ruin", wurden die Forstordnungen begründet und bis in unsere Zeit eingehalten.
Der Wald des 18. Jahrhunderts bot genügend Reisig, um allerorten, in Stadt
und Land, den Krieg mit dem Forstamt auflodern zu lassen, die Rinden und
Späne, bedingt durch die amtlich festgestellte „Holzklemme", schürten das Feuer
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