http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0081
das Gehöft antreffen, hier aber im Bereich der ergiebigeren Niederschläge das Ein-
haus, das Wohnung, Ställe, Scheune und Werkstätten unter einem Dach vereinigt,
so entspricht das nur den natürlichen Gegebenheiten, für die der Mensch früherer
Jahrhunderte, ohne sie wissenschaftlich genau beschreiben und begründen zu können
, offensichtlich ein feines Gespür besessen hat.
Schauinslandhaus
Nun wissen wir aber, daß die Schwarzwälder Ein- oder Wohnstallhäuser in
verschiedenen Gegenden in verschiedener Gestaltung vorkommen. Fragen wir also,
wie das herkömmliche Haus im Markgräfler Waldland zwischen Münster- und
Wiesental aussieht. Vorherrschend ist die von Professor Schilli als Schauinslandhaus
bezeichnete Form, deren Verbreitung im Waldgebiet südöstlich der Linie
Freiburg—Feldberg—Hochkopf ausgewiesen werden konnte. Die ältesten noch
vorhandenen Vertreter stammen aus dem 16. Jahrhundert, die meisten aus dem
18. und 19. Jahrhundert.
Im Gegensatz zu den urtümlichen Heidenhäusern zwischen Feldberg, Hüner-
sedel, Schramberg und Villingen oder den sehr bekannten Kinzigtäler- oder Gut-
acher Häusern, die alle senkrecht, das ist längs zum Hang, sozusagen in der Falllinie
stehen, nimmt das Schauinslandhaus eine Querlage ein, d. h. die Firstrichtung
entspricht dem Talverlauf. An der Konstruktion können wir ablesen, daß es sich
aus dem ältesten Haustyp, dem Firstsäulenhaus, das der Schwarzwälder Heidenhaus
nennt, entwickelt hat. Die Dächer der meisten, vor allem der älteren Schauinslandhäuser
werden von Mittelsäulen gestützt, die den Druck des Firstbalkens
abfangen. Allerdings laufen sie nicht alle durch bis auf den Boden wie beim
echten Heidenhaus, nur zwei oder drei davon; die übrigen Firststützen steigen
von Querriegeln auf. Als Beispiel sei der Sattelgrundhof im oberen Münstertal
genannt.
Bauernhaus bei Tunau (Aufn. R. Hoffmann, Lörrach)
79
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-01-02/0081