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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
34.1972, Heft 1/2.1972
Seite: 93
(PDF, 23 MB)
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Bauernhof in Holzen (Aufn. Fr. Schülin, 1971)

Ausbaustil des 18. Jahrhunderts

Eine wahre Bauflut überrollte das Land aber im 18. Jahrhundert, genauer
gesagt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Und sie lief erst im dritten
Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts aus. Es war die Zeit der Aufklärung, des Zweckdenkens
, des Nützlichkeitsdenkens, geprägt in den damals österreichischen, also in
den katholischen Gebieten, durch Maria Theresia, noch mehr durch ihren Sohn
Josef IL, der das Reich und seine Hauslande fortschrittlich und modern gestalten
wollte. Sehr segensreich wirkte sich in dieser Zeit die Regierung des badischen
Markgrafen Karl Friedrich aus, der seine Untertanen, die evangelischen Mark-
gräfler, im selben Sinne wie Josef II. durch Propagieren vernünftiger Grundsätze
zu Gedeih und Fortschritt führen wollte. Da er ein großer Förderer der Landwirtschaft
war, nicht so sehr des Handels wie viele der zeitgenössischen Fürsten,
die nach dem Muster Ludwigs XIV. Merkantilisten waren, machte sich in seinen
Dörfern sichtbarer Wohlstand breit.

Neue Häuser schössen nur so aus dem Boden, längst nicht mehr wie früher
auf alten Bauplätzen als Ersatz für schon bestehende, sondern außerhalb des
alten Ortskerns, ganze neue Straßenzüge füllend. Wir sprechen von einer Ausbauepoche
der Dörfer und vom Baustil jener Zeit als dem Ausbaustil. Diese Häuser
haben im Markgräfler Land ein vollständig städtisches Gepräge. Sie finden übrigens
nicht den Beifall aller Hausforscher. Oft wird der Vorwurf laut, sie seien
zu ein- oder gleichförmig, jede Individualität sei gemieden, Normierung herrsche
vor; Rationalisierung, planende Gestaltung sei überall zu spüren. Aber gerade
dadurch sind sie typisch für ihre Zeit, in der Robespierre die Vernunft zur Göttin
erheben konnte. Wer außerdem die Details dieser Häuser studiert, findet immer
noch genug liebenswerte Kleinigkeiten, die es rechtfertigen, von diesem harten
Urteil abzurücken: behauene Portaleinfassungen mit Schlußsteinen, die meistens
neben der Jahreszahl wenigstens die Anfangsbuchstaben des Namens des Erbauers
tragen, geschweifte Fensterstürze mit einem stilisierten Schlußstein in der Mitte,

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