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in Beuggen gehörte auch der „Tüschen Herren Trotten" (1429), in der die Bauern
ihren Wein keltern lassen mußten, und der Deutschordensweiher. Ihr übriger
Fischinger Besitz ist nicht in Namen festgehalten. Basler Klöster waren in Fischingen
begütert, wie aus den Namen „frowen Holtz" (1429) (das Basler Clarakloster
?), „Sant Ciaren gut" (1503), „St. Johannser" (1429—1824) und mda.
„santehanserwäägli" (als St. Johannserpfad von 1551 bis 1824 belegt) hervorgeht.
Die Namen „Gallengärten", „Gallengraben", „Gallenstuck" und „St. Gallen Gut"
weisen nicht auf Klosterzugehörigkeit hin, obwohl Fischingen ursprünglich dem
Kloster in St. Gallen gehörte, sondern bezeichnen Besitz der Egringer Kirche, die
dem hl. Gallus geweiht war. Kirchengut waren auch das „Frühmeßgut", dessen
Erträge dem die Frühmesse lesenden Geistlichen zustanden, der „Helgenacker"
(1503 Heyligen acker . . . ist der frümeß gut von Vischingen), das „Lichtmannwerk
", auch „Lichtreben" und „Lichtstuck" genannt, von dem eine Abgabe an das
ewige Licht in der Kirche fällig war, der Pfaffenacker und Güter, deren Ertrag
das Entgelt des Siegrists, des Küsters, bildeten: Siegristenäckerli, Siegristenbletz,
Siegristen Juchert, Siegristmatte, Siegriststuck.
Ebenfalls um geistlichen Besitz handelt es sich beim Pfäffinger, dessen erste
Erwähnung „pfeffingen" den Verdacht weckt, er sei ein alter Siedlungsname. Nun
enden aber alle anderen Belege auf -er, und von einem verschwundenen Ort
fehlt hier, an der Gemarkungsgrenze von Egringen, Fischingen und Kirchen, wo
der sogenannte Pfeffinger Bannstein stand, jede Spur. So ist der Name wohl einfach
zu deuten als „Grundstück, das dem (oder den) Pfaffen gehört". Das Basler
Spital, in Fischingen reich begütert, taucht in den (vergessenen) Namen Spitalhaus,
Spitaltrotte, Spitalstuck auf. Weltlicher Grundbesitz war der Junkeracker, dessen
Besitzer der Junker Klaus Goltz war, und das „Tegernow", ein Stück Reben, das
wahrscheinlich dem „vesten junckherrn Jörgen von tegernow edelknecht, landvogt
vnseres gnedigen Herren margkgräff Wilhelms" gehörte. Aus den Namen lassen
sich auch etwa zwei Dutzend Namen von Fischingern oder Bauern aus der Umgebung
erschließen, denen die Grundstücke gehörten oder die sie nutzten. Von
diesen Namen sind heute noch gebräuchlich: Bürgisacker (seit 1570 belegt), „fää-
deremätli" (1738 Federlins Mättlein), Kaiserhölzle (1503 vogt keysers Höltzlin),
Kraft (seit 1429), Krebsgraben, Krebsweg (im 15. Jh. stand im Letten „des kreps
crütz"; der Graben und der Weg führten daran vorbei), Schweizer, Weißenacker,
mda. „wysenager" (seit 1503 belegt; 1429 wird ein „wißheini von vischingen" genannt
). Der Gemeindebesitz, die „Allmend", lag an der Gemarkungsgrenze gegen
Kirchen. Noch um 1800 hatte Fischingen dort Wald. Was sagen nun die Namen
über das Gelände, das so viele Herren hatte? Auf die Bodenart weisen der „blaue
Weg" hin, auf dem der blaue Letten des Untergrundes sichtbar wurde, „Letten",
„margelgrube" (1408), in der man Mergel, Kalkerde, als Dünger holte, und
„Rotes Mannwerk", Rebgelände mit rötlichem Lettenboden. Uber die Qualität
des Bodens im unteren Letten gibt der Name „Roßmörder" recht drastisch Auskunft
. Wie die Zuschauerreihen eines griechischen Theaters ziehen sich die Rebhänge
im Halbkreis um das Dorf. Diese Hänge tragen Namen wie Gefäll, Gestad,
Halde (bis 1864 belegt), Hohle (= Halde), Lehne (bis 1503), Rippertshalde.
Stufen in dem steilen Weg nach Schallbach, eine Stapfei (von 1662 bis 1828 belegt
), machten den Weg begehbar; das „stapflewäägli" ist heute noch einigen bekannt
, obgleich der Weg schon lange verschwunden ist. Weithin sichtbar ist der
Läufelberg (1408 löffelberg), der seinen Namen wahrscheinlich von mhd. löufel =
Läufer hat, weil Teile des Berges immer wieder ins Rutschen kamen. Der Schoren,
heute noch in „Schorenweg" erhalten, ist eigentlich ein schroff emporragender Fels.
Wahrscheinlich regte der jetzt bewachsene steile Abbruch des Kilchenrains diesen
Namen an. Wie schwer die Arbeit an diesen Hängen sein konnte, drückt der
alte Name Nothalde (belegt von 1311 bis 1406) aus.
An diesen Hängen werden seit alter Zeit Reben angebaut. Der „Weingarten"
liegt unmittelbar hinter dem Dorf, Namen wie Lichtreben, Neusetze (schon 1300
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