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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0022
Kirche gewisse Rechte beschneiden will. Die Fischinger erklärten, daß ihre Kirche
jetzt wohl Filialkirche von Egringen ist, daß aber seit undenklichen Zeiten
Taufen, Beerdigungen, „heilig öly" und anderes im eigenen Dorf vorgenommen
worden seien; daran erinnere auch das Beinhaus auf dem Kirchhof. Bezüglich
der Gottesdienste war es so geregelt, daß abwechselnd in beiden Dörfern die
Messe gelesen wurde; am Ostermontag, Pfingstmontag, Allerseelen und Stephanstag
soll auch in Fischingen der Leutpriester Messe halten. An den vorhergehenden
Hauptfeiertagen gehen die Fischinger nach Egringen zur Messe. In der
Fastenzeit nimmt der Priester in Fischingen die Beichte ab. Am Gründonnerstag
kommen sogar die Egringer und Maugenharder nach Fischingen zur Messe und
zum Empfang des Hl. Abendmahls. Am Karfreitag wiederum sind die Fischinger
in der Egringer Kirche zu sehen. Am Fronleichnamstag geht der Priester zuerst
mit den Fischingern um das Dorf, anschließend kommen sie mit nach Egringen
und „helfen ihnen umgehen" 8). — An diesen grundsätzlichen Rechten der Pfarrei
Fischingen änderte sich auch nichts, als nach der Reformation Fischingen evangelisch
wurde und im Dreißigjährigen Krieg seine Selbständigkeit verlor und als
Filial an Schallbach angeschlossen wurde.

Seit 1410 gibt es in der Fischinger Kirche eine Kaplanei. Die Gemeinde Fischingen
hatte ein Frühmeßbenefizium gestiftet zu Ehren der Jungfrau Maria, der der
neue Altar geweiht wurde. Die Tatsache dieser Stiftung war durch eine Urkunde
aus dem Jahre 1425 bekannt9), aber wann die Stiftung erfolgt ist und wer
der oder die Stifter waren, ist bisher nicht bekannt gewesen 10). Während des
Quellenstudiums im Basler Staatsarchiv habe ich die Übersetzung einer Stiftungsurkunde
entdeckt, die sich zweifellos auf die Fischinger Kirche bezieht n).

Die Kaplanei wurde mit Gütern ausgestattet, die dem jeweiligen Kaplan den
Lebensunterhalt sicherten. Vogt und Gemeinde präsentierten als ersten Pfründeninhaber
den Priester Johannes Küchler, der das Amt bis zu seinem Tod 1423 innehatte
. Johannes Küchler war Custos und Canonicus des Chorherren-Stifts St.
Amarin (bei Thann im Elsaß) und auch Kaplan der Basler Kirche 12). Die Stifter
hatten verordnet, daß jeder Kaplan seinen Wohnsitz in Fischingen haben und
wöchentlich vier Messen (am Sonntag, Montag. Mittwoch und Samstag) am Marienaltar
lesen muß. Sollten diese Auflagen drei Monate hintereinander nicht erfüllt
werden, war die Kaplanei ledig, und ein neuer Kaplan war zu suchen und
einzusetzen. Nach der ersten Vakanz sollten die Spitalpfleger in Basel das Präsentationsrecht
ausüben. Durch die Stiftung dieses Marienaltars wurden die Rechte
der Egringer Mutterkirche in keiner Weise beeinträchtigt.

Ein Blick auf die Liste der Pfarrer im 15. Jahrhundert, die wir aus Urkunden
und Investiturprotokollen recht zahlreich zusammenstellen können, zeigt, daß
Fischingen offenbar bis 1510 Filialkirche von Egringen geblieben ist13). Die Leutpriester
von Egringen waren demnach auch für Fischingen zuständig; parallel dazu
ist die Reihe der Priester zu beachten, die besonders für den Marienaltar in der
Fischinger Kirche eingesetzt waren.

Die Abtrennung der Filialkirche Fischingen von Egringen im Jahre 1510 bedeutete
, daß sie selbständig wurde. „Vß christlicher lieb andacht vnnd großer not-
turfft" hatte die Gemeinde mit Erlaubnis der geistlichen Obrigkeit auf eigene
Kosten aus der Filialkirche eine Pfarrkirche gemacht. Das hinderte jedoch das
Spital und den Deutschen Orden in Basel als Zehntherren in Fischingen nicht, auch
weiterhin ihre Einkünfte und Zinsen aus der Gemeinde zu holen, die doch in erster
Linie für die Unterhaltung der Pfarrei verwendet werden sollten. Nicht nur, daß
die Herren von Basel sich in keiner Weise an der Errichtung der Pfarrkirche beteiligten
, — die Fischinger mußten auch noch 1529 dem Pfarrer von Egringen, zu
dem sie vormals kirchlich gehörten, 3 Viernzel Dinkel, 3 Saum Wein und 2 Pfund
Stebler bezahlen. Das war für die armen Fischinger eine schwere Bürde, und sie
wandten sich deshalb auch an ihren Landesherrn mit der Bitte um Vermittlung.
Die politisch und kirchlich sehr spannungsreichen Jahre (Beginn der Reformation,

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