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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1972-03-04/0023
Bauernkrieg usw.) haben gewiß auch die Obrigkeiten gelehrt, auf den „kleinen
Mann" im Volk zu hören und seine Beschwerden nicht einfach nur zur Kenntnis
zu nehmen. In diesem versöhnlichen Ton ist auch der Brief des Markgrafen an den
Spitalpfleger und den Deutschen Ordenskommenthur gehalten, in dem er diese
bittet, den Fischingern doch entgegenzukommen: „ . . . nit allein das sollichs ettli-
cher maß für billich geacht mocht werden, sonnder auch die leuf diser Zeit Ansehen
vnnd bedencken, vnd ob es nit gar sein mocht, das Ine doch mit ettwas ringerung
beschech, damit sie zu friden gesteh, vnnd In gutem willen behalten werden
mögen, Vnnd daby befinden vnser furbitt genossen haben, Achten wir dafür sie
werden sich sonnst dermassen erzeugen, das sollicher kleiner abgang lichtlich ersetzt
mog werden . . 14).

Verhältnismäßig spät erst, 1556, wurde im Markgräflerland die Reformation
eingeführt. Unter dem Schutz des Reichsgesetzes von 1555 (Augsburger Religionsfriede
) konnte es Markgraf Karl II. wagen, auf die Seite der evangelischen Fürsten
zu treten. Am 1. Juni 1556 wurde die neue Kirchenordnung eingeführt und damit
auch offiziell die Reformation. Fischingen blieb als evangelische Gemeinde selbständig
bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein. Krieg und Seuchen haben der Gemeinde
an die 250 Tote gekostet und mit ihnen wohl auch ihre Selbständigkeit.
Seit 1637 erscheint Fischingen nur noch als Filial von Schallbach, und dies blieb so
300 Jahre lang. Aufgrund der besonderen Rechte, die Fischingen als ehemalige
Pfarrei immer noch hatte, mußte der Schallbacher Pfarrer alle kirchlichen Amtshandlungen
in Fischingen vollziehen. Daran änderte sich nichts bis in unsere Zeit.
Es ist dem Schallbacher Pfarrer gewiß oft schwer geworden, den beschwerlichen
Weg nach Fischingen und zürück nach Schallbach zu machen, vor allem wenn man
bedenkt, daß zwischen beiden Orten keine Wegeverbindung bestand!

So ist es verständlich, daß in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten
immer wieder Versuche gemacht wurden, Fischingen aus dem kirchlichen Verband
mit Schallbach zu lösen und dem verkehrsmäßig günstiger gelegenen Egringen anzuschließen
. Die Frage tauchte schon 1699 auf, als Pfarrer Kieffer das Zeitliche
segnete. Wegen seiner „baufälligen Gesundheit" hatte man ihm schon einige Jahre
zuvor gestattet, die Abhaltung der wöchentlichen Betstunden dem Fischinger Schulmeister
Caspar Winther zu übertragen. 1835 brachte Pfarrer Friedrich Müller den
Stein wieder ins Rollen. Er konnte sich nicht wie seine Vorgänger ein Pferd halten
und mußte jedesmal den weiten Umweg über Binzen zu Fuß machen, um zur Versehung
des Kirchen- und Schuldienstes nach Fischingen zu kommen, wenn es die
Wetterverhältnisse erforderten. Die Egringer Gemeindeväter waren allerdings
nicht geneigt, Fischingen als Filial zu bekommen, da sie „mit Recht befürchten
(müßten), in ihren religiösen und kirchlichen Bedürfnissen geschmälert und gefährdet
zu werden . . . Jedenfalls bitten wir, die Gemeinde Egringen mit der Zuteilung
von Fischingen als Filial zu verschonen" 15). Egringen blieb verschont.

1846 erfolgte der zweite Vorstoß, als die Pfarrei vakant wurde. Den Antrag
der beiden Kirchengemeinderäte auf Trennung der Pfarrei Fischingen von Schallbach
unterstützten auch das Dekanat und die Bezirksschulvisitatur. Die Begründung
für eine Trennung geht immer wieder von der geografischen Lage der beiden
Gemeinden aus, zwischen denen es immer noch keinen ausreichenden Verbindungsweg
gibt. „Fußpfade über eine Anhöhe eines lehmigten und wasserreichen Bodens
müssen diesen ersetzen; im Winter sowie im Früh- und Spät jähr werden diese mitunter
fast ungangbar." Auch der Gedanke einer eigenen Pfarrverweserei für Fischingen
tauchte auf, wenn der Anschluß an Egringen schon nicht erwünscht war.
Die finanziellen Mittel sollten durch den Rückgriff auf das ursprüngliche, kompetenzmäßige
Diensteinkommen der Pfarrei Fischingen aufgebracht werden. Bei
Wiederherstellung der vollständigen Kompetenz würde sich der Pfründeertrag
ohne Güternutzung, nach den Zehntablösungspreisen berechnet, auf 395 fl 38 xr
belaufen. Aber eben mit diesem ursprünglichen Pfründeeinkommen hatte es seine
Schwierigkeiten: die Hälfte war dem Schallbacher Pfarreinkommen zugeschlagen

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